TU-Präsidentin Rauch tritt nicht zurück
die schlechte Nachricht zuerst: Die Präsidentin der Technischen Universität Geraldine Rauch hat mitgeteilt: „Ich trete nicht zurück.“ Sie selbst mag das für einen mutigen Schritt halten. Für ihre Universität ist es nicht weniger als ein Desaster.
Rauch hatte antisemitische Posts auf der Plattform X mit der „Gefällt-mir“-Funktion gutgeheißen und dies erst nach massiver Kritik als Fehler eingesehen. Doch von Fehlerkultur, die neben Toleranz an einer Universität vermittelt werden sollte, ist die 41-Jährige weit entfernt. Denn sichtbare Konsequenzen aus ihrem Verhalten zieht Rauch nicht, sondern möchte lieber aussitzen, dass in den akademischen Gremien keine für eine Abwahl nötige Zwei-Drittel-Mehrheit zustande kommt. Die Debatte um ihre Person zum Schaden der gesamten Universität kann die Präsidentin so nicht beenden, im Gegenteil.
Das Präsidium der Universität hat Rauch einen „inakzeptablen Fehler“ vorgeworfen – sie zieht daraus keine sichtbare Konsequenz. Der Akademische Senat hat ihr mit 13 zu 12 Stimmen einen Rücktritt nahegelegt und ihr attestiert, sie habe die TU „schwer beschädigt“ – sie zieht daraus keine sichtbare Konsequenz. Die Uni befindet sich ob der Debatte in Aufruhr und Lähmung zugleich, gerät in Verruf zum Schaden auch ihrer exzellenten Forschung – sie zieht daraus keine sichtbare Konsequenz. Mit einem beantragten Disziplinarverfahren gegen sich selbst will die Präsidentin lediglich die eigenen rechtlichen Verfehlungen untersuchen lassen. Welche Folgen aber haben die hochschulpolitischen Beschädigungen und das fehlende moralische Gespür für das weitere Miteinander an der Hochschule?
Mag sein, dass Rauch sich seit Amtsbeginn engagiert gegen Diskriminierung und Machtmissbrauch einsetzt und sich deshalb auch viele Sympathien in der Studierendenschaft erwerben konnte. Mag sein, dass manche politische Forderung an Rauch die Autonomie der Hochschulen tangiert. Mag sein, dass noch eintritt, was sie selbst verspricht: „An meinen Fehlern werde ich arbeiten.“ In Zeiten von offenem Antisemitismus auf Berlins Straßen und gewaltsamen Besetzungen an Universitäten durch Israel-Hasser muss es allerdings einen unverrückbaren Maßstab für eine Uni-Präsidentin gerade in Berlin geben. Dieser Maßstab bemisst sich in der Frage: Wie sicher und wie aufgehoben fühlen sich jüdische Studierende hier, wenn Antisemitismus keine sichtbare Konsequenz hat? Die Antwort darauf muss Geraldine Rauch klar sein.