„Digitale Infrastruktur neu aufbauen“: Cyberangriff auf Berliner Archiv der DDR-Opposition
Wie die Robert-Havemann-Gesellschaft bestätigt, kann im DDR-Archiv in Lichtenberg derzeit nichts digital gesucht werden. Ein Trojaner hatte sich in die riesigen Datenmengen gehackt. Von Robert Ide

Nicht mehr in Erinnerungen suchen kann derzeit auch das größte Archiv der DDR-Opposition. „Wir möchten Sie darüber informieren, dass die Robert-Havemann-Gesellschaft Opfer eines Cyberangriffs wurde“, schreibt der Verein in einer aktuellen Mail an all seine Kontakte. Demnach sei es durch den Vorfall Ende August „vermutlich zum Abfluss personenbezogener Daten gekommen“. Nach Aussage von Mitarbeitern der in der früheren Stasi-Zentrale in Lichtenberg ansässigen Gesellschaft liegt die digitale Infrastruktur des Archivs nun brach; in der Datenbank mit 10.000 Fotos von oppositionellen Aktionen in der DDR kann derzeit nicht gesucht werden.
„Wir können von Glück sagen, dass der Trojaner offenbar an unseren riesigen Datenmengen verzweifelt ist und dass wir von allen Dokumenten Sicherungskopien haben“, erzählt Stephan Stach, Geschäftsführer der Havemann-Gesellschaft, am Checkpoint-Telefon. Zu den bis zu zehn Terrabyte Daten gehören neben Fotos und eingescannten Dokumenten sowie Akten über die DDR-Opposition auch Nachlässe bedeutender ehemaliger Widerständiger wie Bärbel Bohley und Jürgen Fuchs.
„Wir müssen nun unsere digitale Infrastruktur ganz neu aufbauen“, berichtet Stach. Danach solle die Firewall rund um die Uhr gut funktionieren und bei Angriffen sofort reagieren. Bisher habe dieser Ausbau nicht im Fokus gestanden, da das Archiv viele Jahre lang nur projektweise gefördert worden und das digitale Archiv dabei Stück für Stück gewachsen sei. „Ich kann nach unserer Erfahrung nur allen raten, sich gleich ganz abzusichern und hier nicht zu sparen“, sagt Stach.
Und, fühlen Sie sich auch ertappt?