40 Verkehrstote in Berlin – nur einer in Oslo

40 Menschen starben 2019 im Berliner Straßenverkehr, fünf weniger als 2018, vier mehr als 2017. Wegen des Mobilitätsgesetzes (gilt seit anderthalb Jahren) muss die Berliner Verwaltung nach jedem tödlichen Unfall an einem Knotenpunkt prüfen, ob und wie sich an der Stelle weitere Unglücke vermeiden lassen. CP-Kollege Stefan Jacobs hat hingegen überprüft, wie das in der Praxis aussieht. Seine Analyse (hier nachzulesen) ist ernüchternd: Die Unfallorte werden zwar untersucht, aber teils willkürlich oder eher symbolisch. Es dauert ewig, bis sich etwas ändert, wie das Beispiel der Spandauer Kreuzung zeigt, an der ein abbiegender Lkw einen Siebenjährigen tötete; anderthalb Jahre nach dem Tod des Jungen wurde die gefährliche Stelle entschärft.

Wie weit Berlin von der „Vision Zero“ des Senats entfernt ist – gemeint ist, dass eines Tages keiner mehr sein Leben im Straßenverkehr lässt – zeigt das Beispiel Oslo. Dort gab es 2019 nur einen Toten. Mit 680.000 Einwohnern gibt es dort natürlich weniger Verkehr, allerdings ist das nicht der einzige Grund. Denn 90 Prozent der erweiterten Innenstadt (gut zwei Quadratkilometer) sind autofrei, es gibt rigorose Tempolimits, Verkehrswege für Fußgänger, Radfahrer und Autos sind getrennt. Apropos: Auf der Oberbaumbrücke, auf der seit dem Umbau immer wieder Radler von Motorisierten bedrängt werden, gab es am Sonntag eine Demo für mehr Verkehrssicherheit. Die Teilnehmer platzierten kleine Weihnachtsbäume auf die Fahrbahn, um die Radspur vor den Autos zu sichern. Ergebnis dieser Nadelstichtaktik: „Die Protected Bikelane kommt“, versprach Friedrichshain-Kreuzbergs Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne) anschließend via Twitter. Die Abstimmungen zwischen Senat und Bezirke liefen – hoffentlich nicht bis Weihnachten.