Kanzleramtsneubau verschlingt viel Geld und Garagen in Karlshorst

Das Bundeskanzleramt an der Spree klont sich für satte 600 Millionen Euro selbst. Doch wieso müssen dafür Garagen in Karlshorst weichen? Von Robert Ide.

Kanzleramtsneubau verschlingt viel Geld und Garagen in Karlshorst

Im Kanzleramt brennt bald mehr Licht. Schon in zwei Jahren soll an der Spree die „bauliche Erweiterung um bis zu 400 Büroräume“ beginnen, womit sich das Bundeskanzleramt selbst klont und sich bald am Ufer zweifach gegenüberliegt. Gründe für die Verdopplung sind laut eigener Darstellung „kontinuierliche Aufgabenerweiterungen“ und ein „deutlicher Aufwuchs des Personalkörpers“. Baukosten: mindestens 485 Millionen Euro, zuzüglich „aller Risikokosten inklusive der zu erwartenden Baupreissteigerungen“ in Höhe von 115 Millionen Euro. Der baldige Kanzleramts-Neubau soll unter der Spree noch einen Tunnel zum älteren Kanzleramts-Anbau bekommen (statt einer erst geplanten weiteren Brücke). Und neun fünfstöckige Wintergärten (Video hier). Ach ja, den Dienstsitz in Bonn gibt es natürlich auch noch: das Palais Schaumburg. Es wird nach Regierungsangaben gerade „denkmalgerecht saniert“ und soll danach „wieder als zweiter Dienstsitz des Kanzleramtes genutzt werden“. Oder besser gesagt: als dritter Dienstsitz.

Und weil aller guten Dinge vier sind, wird auch in Berlin-Karlshorst fürs neue Kanzleramt gewerkelt. Denn weil für den geklonten Regierungssitz an der Spree allerlei Stadtgrün kleingehäckselt wird, sollen im Osten der Hauptstadt zum Ausgleich alte Garagen abgerissen werden, damit auf ihrer Fläche ein renaturierter Park erwächst – quasi als Außenanlage des Kanzleramts. Auf zwei bundeseigenen Flächen sollen insgesamt 152 Garagen weichen, teilt die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben mit Dienstsitz in Bonn auf Checkpoint-Anfrage mit. Inmitten der beiden bundeseigenen Garagenflächen in Karlshorst liegt allerdings eine landeseigene Fläche – die Anzahl der Garagen auf diesem Berliner Gelände „können von unserer Seite nur grob mit 50 Stück geschätzt werden“, teilt die Behörde aus Bonn mit. Die nächsten Bund-Länder-Verhandlungen dürften also schwierig werden. Und zur ersten Bewährungsprobe für Olaf Scholz: Hat der neue Kanzler die Richtlinienkompetenz in der Garagendiplomatie?