Vonovias nettes Angebot gründet in der Angst vor Regulierung
Der neue Gigant auf dem Berliner Wohnungsmarkt zeigt sich freundlich. In Wahrheit setzen Proteste und Initiativen auch die Vermieter unter Druck. Ein Kommentar. Von Julius Betschka
Es wächst was aus Beton: Auf dem Berliner Wohnungsmarkt entsteht ein neuer Gigant. Mehr als 150.000 Wohnungen wird der Konzern Vonovia nach dem Kauf der Deutsche Wohnen in Berlin besitzen – rund zehn Prozent des Bestandes. Im Gegenzug verspricht Konzernchef Rolf Buch (Manager-Magazin: „Deutschlands geschliffenster Beton-Kopf“) drei Jahre lang Mietenerhöhungen von maximal einem Prozent, danach bis 2026 in Höhe der Inflationsrate. Außerdem werden dem Land Berlin 20.000 Wohnungen in Außenbezirken zum Kauf angeboten. Regierungschef Michael Müller und Finanzsenator Kollatz (beide SPD) verkünden, rasch zuzuschlagen, Linke und Grüne fühlen sich überrumpelt. Vonovia-Chef Buch erklärt wolkig einen „Neuanfang in der Kommunikation mit der Stadtgesellschaft“.
Kommunikation dürfte allerdings das geringste Problem sein, das Wohnungskonzerne, Mieterinnen und Mieter miteinander haben. Proteste auf der Straße, Enteignungsforderungen, Mietendeckel: Das alles hat den Druck auf die Vermieter ebenso kräftig erhöht, wie sie selbst den ökonomischen (und psychischen) Druck auf ihre Mieter. Das Vonovia-Angebot ist deshalb nicht als Freundlichkeit zu werten, sondern der Angst vor weiterer Regulierung geschuldet. Es ist einerseits ein geschickter Zug der Konzernlenker. Andererseits – die Welt ist selten schwarz-weiß – kann sich jeder, der mal ein buntes Mieten-Demo-Transparent gemalt hat oder einen freien Tag für einen Protest-Marsch geopfert hat, jetzt (…für andere mit…) freuen: Hat sich gelohnt.
Die Wichtigsten Fragen und Antworten zur Fusion haben wir für Sie hier (TPlus) gesammelt. Wie verändert sich der Wohnungsmarkt? Was ändert sich für Mieter? Wie wird der Kauf finanziert?