Von Einsamkeit und Depression: Berliner Schüler:innen übers Home-Schooling

Berlins Klassenzimmer könnten – so der „ganz ausdrückliche Wunsch von einigen in der Koalition“ – vom 9. März an wieder für Viert- bis Sechstklässler genutzt werden. „Wir führen Gespräche über vorsichtige Öffnungsszenarien“, heißt es aus der Bildungsverwaltung. Zumindest aus Sicht der Schüler:innen wird’s höchste Zeit. Wie unsere Kollegin Susanne Vieth-Entus berichtet, zeigt eine von zwei 11.-Klässlerinnen aus Tempelhof-Schöneberg initiierte Internetseite, dass es vielen Jugendlichen mittlerweile mehr als schlecht geht. Von Einsamkeit, Hoffnungslosigkeit und Depression ist auf der Plattform, die „ein freier Raum für unsere Gefühle, Situationen und Wünsche“ sein soll, die Rede. Auszüge:

Panik, einfach nur Panik.“

„Ist der Sinn der Schule, dass man bis 18:00 Uhr oder später am Laptop sitzt und kein Spaß mehr daran hat? Und am Ende hat man noch das Gefühl, dass man es trotzdem nicht verstanden und gelernt hat...“

„Man muss sich so gut wie alles selbst beibringen und wenn man dann kein Naturtalent ist, hat man einfach (Entschuldigung) verkackt.“

„Wie soll ich mein Abi bestehen und das studieren, was ich möchte, wenn ich jetzt schon weiß, dass mein Abiturschnitt im Keller ist!?“

„Ich hoffe, dass wir irgendeine Verbesserung für unsere Noten bekommen, weil das hier aktuell das Gegenteil von Normal ist.“

„Ich bin so unglaublich fertig und überarbeitet, dass ich öfters in meinem Zimmer sitze und einfach zusammenbreche. SO VIELE GLÜCKLICHE SCHÜLER. (AUCH MENSCHEN IM ALLGEMEINEN) VERWANDELN SICHZU DEPRESSIVEN KAPUTTEN GESTALTEN. DAS MUSS AUFHÖREN. BITTE“

„Jeder darf mal weinen! Jeder darf mal verzweifelt auf dem Bett liegen. Aber steht wieder auf und kämpft. So schwer das auch fällt, weil ihr das Gefühl habt kein Lehrer oder Erwachsener sonst versteht euch. IHR SEID NICHT ALLEINE!

„Das größte Problem ist aber einfach, dass es niemanden gibt, an den man sich wirklich wenden kann. Der einen trösten kann und stark genug ist, um einen aufzufangen, weil einfach alle momentan zu schwach dazu sind.“

Schulleitung wie Lehrkräfte kennen die Sammlung. Eine Psychologin ist Checkpoint-Informationen zufolge bereits eingeschaltet. Die Schülervertretung hat sich entschieden, „dieses, für die Zeit doch sehr repräsentative, Stimmungsbild“ in anonymisierter Form an die Presse weiterzugeben, damit die „Sensibilisierung nicht nur an unserer Schule, sondern flächendeckend stattfindet“. Schüler:innen haben außerdem (auf einer weiteren Seite) versucht zu sammeln, was ihnen in dieser Zeit hilft: Bücher, Schach, Lupin, Die Siedler von Catan, Die drei ???, Stricken, Sport, Tagebuch schreiben oder das Bravo-Archiv durchstöbern.