„Klug, kompetent und keineswegs polarisierend“: Forscher spricht sich für Ferda Ataman als Antidiskriminierungs-Beauftragte aus

Um die potenzielle Antidiskriminierungs-Beauftragte des Bundes Ataman tobt eine hitzige Debatte. Ein Diskriminierungs-Forscher würdigt ihre Arbeit und Person. Von Robert Ide

„Klug, kompetent und keineswegs polarisierend“: Forscher spricht sich für Ferda Ataman als Antidiskriminierungs-Beauftragte aus
Wird die Publizistin Ferda Ataman neue Antidiskriminierungsbeauftragten des Bundes? Professor Albert Scherr würde es befürworten. Foto: dpa/Jörg Carstensen

Heftig gerauft wird in der Bundespolitik derzeit um eine Berliner Personalie. Die Journalistin, Publizistin und Diversitäts-Aktivistin Ferda Ataman soll am Donnerstag als Antidiskriminierungs-Beauftragte des Bundes gewählt werden. Eine engagierte Streiterin für die vielfältige Gesellschaft ist die frühere Tagesspiegel-Kollegin Ataman immer gewesen, nun wird ihr aber von einigen Vertretern der Community fehlende Sensibilität in früheren Äußerungen vorgeworfen. So schreibt der Neuköllner Islamforscher Ahmad Omeirate im Tagesspiegel: „Auch Ataman brandmarkte die Berichterstattung über Clan-Kriminelle als ‚rassistisch‘, dabei sind Opfer dieser patriarchalen, reaktionären Strukturen zuallererst Menschen, deren Familien selbst eingewandert sind.“

In der aufgeheizten Debatte will sich Ataman selbst nicht äußern. Dafür ergreifen gewichtige Verbände und Stimmen aus der Arbeit gegen Diskriminierung nun Partei für sie. So sagt Albert Scherr, Leiter des Instituts für Soziologie an der Pädagogischen Hochschule Freiburg und einer der wichtigsten Diskriminierungsforscher in Deutschland, am Checkpoint-Telefon: „Die Debatte ist leider in Schieflage geraten und trägt inzwischen Züge einer Kampagne zur persönlichen Diskreditierung.“ Er selbst habe mit Ataman im Rat für Migration zusammengearbeitet und sie dort als „klug, kompetent, reflektiert und keineswegs polarisierend“ erlebt.

Atamans Äußerungen als Publizistin und Aktivistin – etwa als sie es legitim fand, Deutsche auch mal als „Kartoffel“ zu verspotten – würde sie als Anti-Diskriminierungs-Beauftragte so sicher nicht wiederholen. „Diese Äußerungen waren ihrer damaligen Funktion geschuldet, die Öffentlichkeit wachzurütteln. Das war eine Provokation für die Mehrheitsgesellschaft, aber ist doch nicht vergleichbar mit Rassismus“, findet Experte Scherr. Er beschreibt seine Erfahrungen so: „Ich habe sie immer als eine erlebt, die Menschen integriert und nicht ausschließt.“ Am Donnerstag entscheidet nun der Bundestag. Hoffentlich klug.