Ein Gedicht der Literatur-Nobelpreis-Trägerin
Und hier für die Heimatferien auf Balkonien und um die Ecke in Geranienburg ein bisschen Urlaubslektüre von Louise Glück, die gestern den Literatur-Nobelpreis gewann. Unter anderem für das Gedicht „Die nächtlichen Wanderzüge“ (übersetzt von Ulrike Draesner) – ein zartes Stück Poesie, das wie ein Wanderzug wirkt durch unsere veränderte, uns verändernde Zeit:
Dies ist der Augenblick, in dem du
die roten Beeren der Eberesche wiedersiehst,
und am dunklen Himmel
die Vögel beim nächtlichen Wanderzug.
Es bedrückt mich zu denken,
dass die Toten sie nicht sehen –
diese Dinge, die uns selbstverständlich sind,
sie entschwinden.
Was wird die Seele dann tun, um sich zu trösten?
Ich sage mir, vielleicht braucht sie
diese Freuden nicht mehr;
vielleicht ist es einfach genug, nicht zu sein,
so schwer vorzustellen das auch ist.