„Ich hoffe, dass wir so Ihren Erwartungen entsprechen“: Verleger Holger Friedrich reagiert auf Mail von Diether Dehm – Disclaimer unter Antisemitismus-Kolumne
Der Ex-Abgeordnete und Liedermacher Dehm schreibt Friedrich, eine Kolumne sei „regierungsamtliche Antifa-Pose“. Der Verleger gibt ihm recht. Nun steht unter dem Text eine Distanzierung. Von Ann-Kathrin Hipp und Julius Geiler.
Dass folgender (in der Links-Partei durchaus unerwünschte) Politiker beim Wagenknecht-Bündnis dabei sein will, ist hingegen nicht unwahrscheinlich: Liedermacher, Musikproduzent und Ex-MdB Diether Dehm, dessen Wikipedia-Artikel vor allem durch „Positionen und Kontroversen“ dominiert wird (u.a. bezeichnete er die Bundespräsidentschafts-Wahl zwischen Wulff und Gauck indirekt als eine Wahl zwischen „Stalin und Hitler“). Um ihn wird’s in dieser Meldung gehen. Aber eins nach dem anderen…
Wir starten mit einer Kolumne der „Berliner Zeitung“: „Antisemitismus ist kein muslimisches Problem in Deutschland, es ist ein Problem der meisten Deutschen“, meinte hier der Journalist Thilo Mischke und verglich den Judenhass in Neukölln mit dem Judenhass auf den Corona-Demos. Wenige Tage nach der Veröffentlichung konnte man unter seinem Text folgende Anmerkung lesen: „Dies ist ein Kolumnentext. Kolumnentexte spiegeln nicht die Meinung der Redaktion wider.“ So weit, so binsenwahr. Bemerkenswert allerdings ist, dass der Hinweis, der unter den 62 anderen von Mischke verfassten Kolumnennicht zu finden ist, Inhalt eines Mailwechsels mit Holger Friedrich, Eigentümer und Verleger der Zeitung, war.
„Aus Gründen des Anstands, aber auch der Kommerzialität wäre anzuraten, dass Sie als Eigentümer den Fragen eines Berliner-Zeitung lesenden Arbeiters schnell ein wahrnehmbares Zeichen der Einsicht setzen“, hatte Diether Dehm (siehe oben) in einer Mail an Friedrich geschrieben und die Kolumne als „regierungsamtliche Antifa-Pose“ bezeichnet. Friedrich selbst stimmte zu. Der Text sei „deutlich erkennbar ein Unfall, wenn nicht sogar eine Entgleisung“. Die Redaktion „sollte mittlerweile einen Disclaimer gesetzt haben, dass dieser Text nicht der Ansicht der Redaktion, auch nicht meiner Ansicht entspricht. Ich hoffe, dass wir so Ihren Erwartungen entsprechen.“ Viele Grüße.
Disclaimer: Auf Tagesspiegel-Anfrage stellte der Chefredakteur der Berliner Zeitung, Tomasz Kurianowicz, klar, dass er sich zu „redaktionsinternen Vorgängen“ nicht äußern werde.