Durchfaller-Quote von 97,4 Prozent: Proteste gegen Probeunterricht an Berliner Gymnasien
Nur 2,6 Prozent der Kinder bestehen den neuen Probeunterricht – trotzdem hält Bildungssenatorin Günther-Wünsch (CDU) daran fest. Eine Petition fordert die Abschaffung des Verfahrens. Von Robert Ide und Saara von Alten.

Wenn eine Bildungsmaßnahme eine Durchfaller-Quote von 97,4 Prozent aufweist – ist sie dann nicht glatt durchgefallen? Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) ist zufrieden mit dem neuen Probeunterricht fürs Gymnasium; Berliner Eltern sowie Opposition und Bildungs-Gewerkschaft laufen dagegen Sturm. Checkpoint-Leser Christoph Podewils aus Reinickendorf hat eine Petition gegen das Vorhaben gestartet und sagt auf Nachfrage: „Das ist ein völlig unausgegorenes Experiment. Wenn nur 2,6 Prozent bestehen und das von der Bildungsverwaltung auch noch als Erfolg verkauft wird, ist das nichts weiter als eine absolute Frechheit.“ Der elfjährige Sohn Podewils hat den Test zwar knapp bestanden. Der Vater fühlt aber mit allen Kindern, die dem Leistungsdruck nicht standgehalten haben. Zur Vorbereitung habe es außerdem keinerlei Informationen gegeben.
Zum neuen Verfahren gibt es auch pädagogische Einwände: So werden aus Podewils Sicht unterschiedliche Bewertungsmaßstäbe der Grundschulen ebenso ignoriert wie Lehrerwechsel oder Unterrichtsausfall. Mit einer Online-Petition will der Vater erreichen, dass die Ergebnisse des Probeunterrichts annulliert werden und künftig wieder das alte Verfahren mit einem Probejahr gilt. Kennen oder haben Sie zufällig eines der rund 1937 Kinder, die am neuen Probeunterricht teilgenommen haben? Dann freuen wir uns über Ihren Bericht an checkpoint@tagesspiegel.de. Danke! Und keine Sorge: Keine Zuschrift fällt durch.