Einsparungen in der Berliner Kultur: Ex-Kultursenator Lederer kritisiert Nachfolger Chialo
Der Berliner Senat plant massive Kürzungen in der Kultur. Jetzt kritisiert Ex-Kultursenator Lederer seinen Nachfolger Chialo für seinen mangelnden Widerstand gegen die Einschnitte. Von Robert Ide.

Einen Wiederaufbau-Plan nach der Einsparrunde braucht auf jeden Fall Berlins Kultur. So soll sich das Stadtmuseum aus dem Humboldt-Forum im Schloss-Nachbau zurückziehen, die Digitalisierung der Bibliotheken wird eingebremst, Philharmoniker, Konzerthaus und Friedrichstadt-Palast müssen jeweils Millionensummen einsparen, ebenso die großen Theaterhäuser (Sparliste hier). Das bei Kindern und Jugendlichen beliebte Theater an der Parkaue in Lichtenberg etwa wird laut Intendantin Christina Schulz nun alle Premieren absetzen, die Theaterclubs schließen und die kulturelle Bildungsarbeit einstellen. Das traditionsreiche Künstlerhaus Bethanien in Kreuzberg sieht sich gar in seiner Existenz bedroht.
Der erfolgreich eingeführte Museumssonntag bei freiem Eintritt wird wieder wegfallen. „Unsystematische Förderungen und kostenfreie Angebote sollten eingestellt werden“, sagt dazu Kultursenator Joe Chialo (CDU). Sein Vorgänger Klaus Lederer (früher Linke) gibt sich auf Facebook konsterniert: „Eine Katastrophe für gesellschaftliche Teilhabe und den Zusammenhalt in dieser Stadt.“ Die Kultur gerate mit den Beschlüssen des schwarz-roten Senats „unter die Räder der haushaltspolitischen Abrissbirne einer Koalition, die ‚Prioritäten setzt‘. Auf dieser Prioritätenliste steht offenkundig: Kultur zuletzt“. Für Chialo, der gegen die massiven Einschnitte kaum Widerstand leistete, hat Lederer nur noch Buh-Rufe übrig: „Wenn es ohnehin nicht ums Kämpfen geht, kann man auch einpacken, lieber Senator für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt.“