Berlins heimliche HeldInnen
Normalerweise besucht Jenny Siegert täglich drei Alzheimerpatienten zu Hause. Momentan kann die gelernte Altenpflegerin der Alzheimer Angehörigen Initiative e.V. nur bei einer Patientin vorbei schauen – eine Sicherheitsmaßnahme. „Es ist mir sehr schwer gefallen, einen Patienten auszusuchen, um den ich mich in dieser Zeit kümmere“, erzählt sie. Doch bei der Frau sei es ihr am wichtigsten gewesen, denn die Neuköllner Patientin lebt alleine. Jenny Siegert kommt deshalb momentan vier Mal pro Woche zu ihr nach Hause, kümmert sich um den Garten, geht einkaufen, erklärt, was sich in der Welt gerade abspielt. Für ihre anderen Patienten bleibt die Pflegerin über Whatsapp erreichbar. Auch für ihren Arbeitgeber ist es eine Ausnahmesituation. Die Tagespflege in Wilhelmsruh arbeitet nur noch im Notbetrieb, die betreuten Urlaube, Betreuer- sowie Angehörigengruppen mussten abgesagt werden. Jenny Siegert macht sich vor allem Sorgen um diejenigen, die derzeit keine Betreuung erhalten. Viele Angehörige seien selbst über 70 Jahre alt und müssten nun die Pflege alleine übernehmen. „Die fallen hinten raus und erhalten keine Entlastung mehr“, sagt sie. Einer ihrer Patienten habe beispielsweise einen starken Bewegungsdrang, die Frau könne aber nicht mehr so wie er. „Mit dem sind wir in der Tagespflege immer viel spazieren gegangen.“ Auch die abgesagten Urlaube seien ein starker Einschnitt, für viele Angehörige wären das wichtige Lichtblicke gewesen. „Wir können nur hoffen, dass es nicht mehr lange dauert.“ (Text: Nina Dworschak/Foto: privat)