Berlins heimliche HeldInnen
Als Gesine Spanke ans Telefon geht, sitzt sie gerade vor ihrem Rechner und versucht, einen Antrag auf Soforthilfe bei der Investitionsbank Berlin zu stellen. Doch der Server ist überlastet, das Unterfangen dürfte eine Weile dauern. Die Ergotherapeutin betreibt vier Praxen im Südosten Berlins, zwei in Treptow und je eine in Schöneweide und am Baumschulenweg. Sie behandelt Kinder mit ADHS, hilft Schlaganfallpatienten bei der Bewältigung des Alltags und bietet psychiatrische Behandlungen für Menschen mit Depressionen an. Aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus sagen nun viele Patienten ihre Termine ab. Trotzdem möchte Spanke ihre Mitarbeiter auf keinen Fall in Kurzarbeit schicken. „Ich versuche alles zu tun, um unsere Existenz zu sichern.“ Müsste sie ihre Praxis schließen, wäre das für die Ergotherapeutin nicht hinnehmbar. Deshalb fordert sie, wie der Spitzenverband der Heilmittelversorger auch, eine Rettungsfinanzierung durch die Krankenkassen, die die Ausfälle der Praxen übernehmen sollen. Da Masken, Handschuhe und Desinfektionsmittel knapp werden, näht eine befreundete Schneiderin jetzt Masken für die Praxis – immerhin übergangsweise. Auch die „Ad-hoc-Digitalisierung“, um Videotherapien für die psychiatrischen Patienten anbieten zu können, war eine Herausforderung. „Der Alltag ändert sich gerade drastisch“, sagt Spanke. „Wir möchten die psychosozialen Folgen für unsere Patienten abfedern, schließlich sind wir nicht umsonst Experten für den Alltag.“ (Text: Maria Kotsev; Foto: privat)