wenn man gerade frisch aus dem Urlaub zurückgekommen ist, fällt es einem noch deutlicher auf: Berlin ist trotz all seiner schönen Orte oft so dreckig, wie man es in keiner anderen europäischen Großstadt finden dürfte. Insbesondere das Ausmaß an (menschlicher) Verwahrlosung, die einem mittlerweile in manchen Parks, auf der Straße und in der U-Bahn begegnet, schockiert selbst hartgesottene Bewohner. Einer der Hotspots dieses Elends: der Leopoldplatz in Wedding. Dort hat es am Dienstag den Senat hin verschlagen. Für Kai Wegner (CDU) und sein Regierungsteam gab es eine eindrückliche Führung durch den Drogen-Hotspot samt Gesprächen mit Crackabhängigen.
Der Leopoldplatz leidet seit mehreren Jahren unter der Crack-Welle. Einige Projekte dagegen wurden durch den Senats-Sicherheitsgipfel im vergangenen September auf den Weg gebracht. Ob sie schon Linderung verschaffen, ist Ansichtssache. „Wir atmen ein Stück weit auf“, sagt Sven Dittrich, Sprecher der Initiative „Wir am Leo“ über die aktuelle Situation (wer den Platz nicht besser kennt, kann das kaum nachvollziehen). Offenbar geht die Besserung aber nicht zuletzt auf stärkere Polizeikontrollen zurück. Einige Abhängige wurden vertrieben. Jetzt sitzen sie auch an der Osloer Straße und im Kleinen Tiergarten. Nach der Lösung des Problems sucht Berlin noch.
Was bewegt die FDP Pankow? Schauen wir doch mal in die Bezirksanfragen: Da finden sich aus den letzten Wochen diverse hochrelevante Themen. Zum Beispiel das Pankower Bohnen-Dinner des Berliner Ernährungsrats (Wie schätzt das Bezirksamt die „Bedeutung des Bohnenanbaus in Pankow“ ein? Wie entwickelt sich der Konsum von „Bohnen mit Herkunft aus Pankow und Bohnengerichten in Pankow“? Ausführliche Bezirksantworten hier). Oder die Frage, wie die „Verwendung verschiedenfarbiger Stifte“ im Bezirksamt geregelt ist (Antwort u.a.: „Die Auswahl an verschieden farbigen Stiften reicht von Buntstiften, Filzstiften, Kugelschreibern, über Edding bis hin zu Textmarkern“). Auch die Dateitypen, die das Amt verwendet, hat sich die Partei sagen lassen (die gängigsten: docx, ptpx und xlsx). Und die maximale E-Mail-Anhanggröße (40 MB beim Senden, 100 beim Empfangen). Falls Sie noch unnützes Wissen brauchten.
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+ Wo Kai Wegner und seine Partnerin Katharina Günther-Wünsch politisch über Kreuz liegen
+ Neue Zahlen zeigen es: Der Autoverkehr in Berlin nimmt massiv ab
+ Warum die Probleme bei den Bürgeramtsterminen (fast) nur noch ein Mythos sind
+ Verlosung: 2x2 Karten für die neue Hamlet-Inszenierung am Donnerstag im „Globe Berlin“
+ Und meinen Lesetipp: Weniger Alkohol, weniger Kater, voller Geschmack: Wie Berliner Craftbeer-Brauereien jetzt voll auf Leichtbier setzen.
Telegramm
Eine Nachricht ist das hier ehrlicherweise nicht, sorgte in der Checkpoint-Redaktion aber für einige überraschte Blicke: In Deutschland ist das „begleitete Trinken“ von Bier und Wein schon ab 14 Jahren erlaubt, wenn ein Sorgeberechtigter mit anwesend ist. Wussten Sie auch nicht? Einige Bundesländer wollen das jedenfalls nun verbieten. An anderer Stelle haben Jugendliche dafür zuletzt mehr Rechte erhalten. Bei der Europawahl dürften erstmals 16-Jährige wählen genauso wie künftig auch bei der Abgeordnetenhauswahl. Checkpoint-Leserin Karin H. stellt sich im Umkehrschluss daher folgende Frage:
Eine angehende Berliner Polizistin soll wegen rassistischer Äußerungen gegen einen Kollegen eine Geldstrafe von 8.400 Euro zahlen, hat das Amtsgericht Tiergarten entschieden. Sie habe den Betroffenen aufgefordert „Sitz zu machen“ und Affengestiken in seine Richtung gemacht. Sollte das Urteil rechtskräftig werden, dürfte sie aus dem Dienst entfernt werden.
War es Böswilligkeit oder Unvermögen? In jedem Fall ist die „Würdigung“ durch Berlins Grünen-Fraktionschefin Bettina Jarasch auf X für die sich bald in die Politrente verabschiedende Renate Künast (Grüne) ziemlich danebengegangen. Künast sei „furchterregend“ und, Achtung, spreche selbst mit Kindern und sogar mit ihrem eigenen Landesverband. Donnerwetter! Schlechtere Werbung für sich selbst machen die Grünen sonst nur im Wahlkampf.
Sie wollen schlafen, wo David Alaba, Konrad Laimer, Marko Arnautović und Ralf Rangnick genächtigt haben? Nachdem die österreichische Fußballmannschaft nach ihrem EM-Aus aus dem Schlosshotel am Grunewald abgereist ist, lockt das Haus Besucher mit einem Sonderangebot: Für schlappe 239 Euro pro Nacht beziehen Sie die ehemaligen Räume der Spieler („Auf Nachfrage kann das Hotel verraten, wer von den ÖFB-Stars in dem Zimmer geschlafen hat”). Zuvor war das Hotel bis EM-Ende exklusiv für die Mannschaft reserviert.
Falls Sie sich fragen, was die Bienenkoordinierungsstelle an der FU mit ihrer 100.000-Euro-Senatsförderung (je 2024 und 2025) so macht: Bienenflüge koordinieren ist es nicht. Dafür aber Imkerkurse geben, Schwärme einfangen, forschen, die amerikanische Faulbrut bekämpfen –
und diverse Univeranstaltungen abhalten: zum Beispiel die Vorlesung „Biologie der Bienen” oder die Seminare „Praxis der Bienenhaltung” und „Honig als besonderes Lebensmittel” (Quelle: Anfrage Dr. Turgut Altuğ, Grüne). Bio-Student müsste man sein.
Ein Konzert in der Waldbühne, Frühschwimmen im Schlachtensee, nächtliche Späti-Touren: Was muss man einmal im Leben im Berliner Sommer gemacht haben? Für eine ultimative Checkpoint-Sommer-Bucketlist wollen wir Ihre Insider-Tipps und Rituale für die kommenden Wochen wissen. Beiträge nehmen wir unter checkpoint@tagesspiegel.de entgegen – gerne mit kurzer Begründung.
Auf Jobsuche? Das Berliner Ausschreibungsportal hätte da Diverses: Da sucht etwa die Kita Rehberge einen „wetterfesten Naturpädagogen“ (Einsätze vom „Morgenkreis in der Natur“ bis zum „Bepflanzen der Gemüsebeete“) oder der Bezirk Mitte eine „Amtsinterne IT E-Government und Internet-Koordination im Gesundheitsamt“. Alternativ könnten Sie auch zur Verkehrsverwaltung: Da bräuchte die Abteilung Tiefbau noch einen „Verwaltungsmitarbeiter im Bereich Entschädigung“ („gute Kommunikationsfähigkeit von Vorteil“).
Apropos Ausschreibungen: Die Berliner Polizei sucht gerade einen Fahrsimulator – samt Lenkrad, Hupe, Pedalen, Knöpfen und originalgetreuen Fahrtgeräuschen. Allerdings nicht zum Rumdaddeln, sondern aus ernstem Grund: Mit dem Simulator soll das Verhalten in Gefahrensituationen trainiert werden. Daher müssen diverse Gefahrenquellen, etwa ausscherende Busse, Straßenschäden und abgelenkte Fußgänger, eingebaut sein – genauso wie „berlinspezifische Verkehrssituationen (z. B. Kreisverkehr Siegessäule)“.
Bloß gut anketten, die Dinger: Vergangene Woche wurden in Berlin 301 Fahrräder im Wert von 419.349 Euro als gestohlen gemeldet, etwas weniger als in der Woche davor (310). Innerhalb des Rings wurde ungefähr gleich viel (151) geklaut wie außerhalb (150) – die meisten Diebstähle gab es im Chamissokiez (Friedrichshain-Kreuzberg), am Hertzbergplatz (Neukölln) und im Charitéviertel (Mitte). Besonders häufig wurden Fahrräder um 17 Uhr sowie am Mittwoch gestohlen. Höchster Diebstahlwert: 10.000 Euro. Aktueller Klau-Counter 2024: 10.413 Räder im Wert von 13.013.857 Euro.
Zitat
„Das Besondere an Berlin ist Berlin.“
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) scheint die Stadt wirklich zu verstehen. Welche Weisheiten er über die Hauptstadt sonst noch beim „Tourismus-Dialog“ zum Besten gegeben hat, hat Kollegin Tanja Buntrock aufgeschrieben.
Kiekste
„Liebling, ich habe den Wagen geschrumpft“? Diesen mini Mini hat Leserin Margit Fruböse in der Kreuzberger Baerwaldstraße gerade noch so entdeckt – und fotografiert. Großen Dank! Weitere Hingucker aus Berlin gern an checkpoint@tagesspiegel.de! Mit Ihrer Zusendung nehmen Sie aktuell an unserem Kiekste-Fotowettbewerb in Kooperation mit DASBILD.BERLIN teil.
>Berliner Gesellschaft
Geburtstag – Gisela von der Aue (75), Politikerin (SPD), bis 2006 Präsidentin des Landesrechnungshofs Brandenburg, Berliner Senatorin für Justiz (2006-2011) / Jürgen Becker (92), Schriftsteller und Lyriker („Schnee in den Ardennen“), Teilnehmer der Gruppe 47, Mitglied in der Akademie der Künste Berlin / „Happy Birthday, Julius Betschka“! / Ulla Kock am Brink (63), Fernsehmoderatorin („Die große Welt der kleinen Menschen“) / Martina Krogmann (60), Politikerin (CDU) und Unternehmensberaterin, von 1998 bis 2010 Mitglied des Deutschen Bundestages, 2013 gründete sie die ipc Unternehmensberatung mit Sitz in Berlin / Karl-Heinz von Liebezeit (64), Schauspieler (u.a. „Hinter Gittern – Der Frauenknast“ und „Der Rote Kakadu“), Mitglied der Deutschen Filmakademie / Ülker Radziwill (59), Politikerin (SPD), MdA / Raed Saleh (48), Politiker (SPD), seit 2006 Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin und seit 2011 Vorsitzender der SPD-Fraktion, bis Mai 2024 Co-Vorsitzender der SPD Berlin / Michael Schottenberg (72), österreichischer Schauspieler und Regisseur, hat u.a. am Schlossparktheater Berlin gespielt und inszeniert / Regina Thoss (78), Sängerin und Rundfunkmoderatorin, war in Fernseh- und Rundfunkshows der DDR präsent, internationale Auftritte mit ihrer Band Evergreen Juniors, später u.a. im ZDF-„Fernsehgarten“
+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++
Gestorben – Frank Gerloff, verstorben am 12. Juni 2024 / Angelika Jahnke, * 10. November 1941, verstorben am 25. Juni 2024 / Dipl.-Ing. Gerd Pflüger, * 24. Dezember 1931, verstorben am 18. Juni 2024 / Gesine Reisert, Rechtsanwältin, * 25. August 1966, verstorben am 29. Juni 2024 / Bernhard Zacharias, * 16. November 1962, verstorben am 16. Juni 2024
Stolperstein – Elsbeth Moses, geb. Metzenberg, kam 1910 in Berlin zur Welt. Sie arbeitete als Laborantin bei einem Arzt. 1940 heiratete sie Fritz Moses, beide waren Mitglieder in der Jüdischen Gemeinde. Am 1. November 1941 wurden Elsbeth und Fritz zusammen mit Elsbeths Mutter in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź) deportiert. Das Ehepaar musste dort Zwangsarbeit leisten, bevor beide am 10. Juli 1944 weiter nach Kulmhof (Chelmno) deportiert wurden. Dort wurden sie sofort in Gaswagen ermordet. An Elsbeth Moses erinnert ein Stolperstein in der Mommsenstraße 67 in Charlottenburg.
Wer in Berlin über die Gedenktafeln stolpert und mehr wissen will: Mit einem Klick gelangt man über die App „Stolpersteine – Die Schicksale“ zu den Biografien der Verfolgten.
Encore
Wir nähern uns dem Tippspiel-Finale! Gestern Abend setzte sich hier Spanien gegen Frankreich und damit auch Medienanwalt Christian Schertz gegen Checkpoint-Leserin Drea Berg durch!
Das Ergebnis:
Spanien vs. Frankreich 2:1 (DB 0:1 / CS 3:1)
Damit tritt Christian Schertz heute gegen Comic-Zeichnerin & Schnuppen-Erfinderin Naomi Fearn an. Ihr Tipp:
Niederlande vs. England (CS 2:0 / NF 1:2)
Wie immer gilt: Pro Spiel gibt es für den richtigen Tipp 3 Punkte, für die richtige Tordifferenz 2 Punkte und für den richtigen Sieger-Tipp einen Punkt. Der Gewinner tritt am Sonntag im Finale an. Und zwar gegen unser tierisches Orakel: Beverly!
Mit auf dem Platz waren heute Ann-Kathrin Hipp, Antje Scherer (Stadtleben) und Lea-Marie Henn (Frühproduktion). Morgen steht für Sie Stefan Jacobs am Anstoßpunkt.
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