Blitz und Donner bei feucht fröhlichen 22°C

Die Medaillen der WocheBronze des SommersSilber der GemeinschaftGold der ZukunftBlech der TitelführungHolz der Fehleinschätzung

und herzlich willkommen zur Ehrung der Berlinerinnen und Berliner der Woche. An jedem Sonnabend vergeben wir hier die Checkpoint-Medaillen in den Kategorien Bronze, Silber, Gold und Blech. Natürlich haben wir auch immer ein Brett dabei (für den Fall, dass wir einen passenden Kopf dafür finden), und wenn Sie unser Wochenrätsel lösen (weiter unten, Abo-Ausgabe), haben Sie ohne vorherige Nominierung die Chance, einen Checkpott zu gewinnen. Gelegentlich verteilen wir auch Ehrennadeln – heute zum Beispiel bekommt die Besatzung der schwimmenden „Hafenbar“ an der Fischerinsel eine: Wir hatten dort am vergangenen Dienstag einen wunderschönen Checkpoint-Teamabend (Lieblingsschiff! Ohne Euch wäre der Sommer nur halb so schön gewesen).

Außer Konkurrenz laufen diesmal Bettina Jarasch, Klaus Lederer und Franziska Giffey – die drei wurden in dieser Woche beim „Tagesspiegel-Barbecue“ live gegrillt. Wir haben die Sache hin- und hergewendet und vergeben für die Gesamtproduktion unter der Leitung von Robert Ide das Checkpoint-Prädikat „Well done“. Falls Sie nicht alles live ansehen konnten:  Hier bekommen Sie einen Spitzeneindruck der Kandidierenden, und zwar durch und durch:

Bettina Jarasch
Klaus Lederer
Franziska Giffey.

In der kommenden Woche stellen sich dann Sebastian Czaja (Montag) und Kai Wegner (Mittwoch) den heißen Fragen von Intensivpfleger Ricardo Lange, der Autorin und Busfahrerin Susanne Schmidt, dem Unternehmer Jan Ijspeert und der Schülerin Carla Siepmann (jeweils 18 Uhr bei tagesspiegel.de/live, moderiert von Robert Ide). Die Medaillen hierfür werden dann am 26.9. ab 18 Uhr vergeben – und zwar von Ihnen.

So, und wen würden Sie wählen, wenn die Abgeordnetenhauswahl bereits an diesem Sonntag wäre? Nach der neuesten Civey-Umfrage liegt die SPD mit 25% klar vorne, gefolgt von Linken und CDU (je 16%) sowie den Grünen (15%), der AfD (9%) und der FDP (7%). Kurze Lektion „Mathe mit dem Checkpoint“ – wer oder was fehlt? Richtig: Immerhin 12% der Befragten sagen: „eine andere Partei“. Und noch ein kurzer Blick auf die Facebook-Seite von Bettina Jarasch – dort steht ganz oben in einem fixierten Beitrag vom 18. Juni: „Die Umfragen deuten genau 100 Tage vor der Wahl auf eine Richtungsentscheidung zwischen uns und der Union hin.“ Irgendetwas muss in der Zwischenzeit passiert sein (oder eben auch nicht).

In welche Richtung Franziska Giffey regieren würde, ließ die SPD-Spitzenkandidatin weiter offen:„Ich möchte mit den Partnern zusammenarbeiten, mit denen wir möglichst viele unserer Ziele durchgesetzt bekommen“, sagte sie am Freitagabend. Einen Bericht von Robert Kiesel über ihren Auftritt finden Sie hier.

Wir kommen zur Vergabe der Medaillen:

Bronze:

Nominiert war mal wieder Award-Dauerkandidat Stephan von Dassel – mit bewundernswerter Fantasie behauptete er ein Jahr nach Eröffnung der autofreien Friedrichstraße, hier „eine Flaniermeile“ zu erkennen. Wahrscheinlich hält er auch Hertha BSC (Platz 18) für einen Fußballverein.

Auch der Bundestag-Chatbot konnte sich Hoffnung auf eine Auszeichnung machen – die Checkpoint-Frage „Wer ist Armin Laschet?“ beantwortete er korrekt: „Armin ist, soweit ich weiß, ein Vorname.“

Die Bronzemedaille verleihen wir in dieser Woche aber an den Sommer 2021 – das überraschendste und erfreulichste Comeback des Jahres hat auch die Jury zum Strahlen gebracht.

Silber:

Eine heiße Kandidatin war hier Angela Merkel – nominiert wurde die Bundeskanzlerin von Anas Modamani, dessen Selfie mit der Bundeskanzlerin in einer Spandauer Flüchtlingsunterkunft weltberühmt wurde. „Sie hat mein Leben gerettet!“, sagt er in der neuesten Folge des Checkpoint-Podcasts „Eine Runde Berlin“ von und mit Ann-Kathrin Hipp. Wie es ihm heute geht, erfahren Sie hier.

Nominiert war auch Sascha Lobo: Der Autor spendete der Corona-Ambulanz im Krankenhaus Havelhöhe 10.000 Euro – damit die Beschäftigten nach 18 harten Monaten endlich mal richtig feiern konnten. Wie die Party war, berichtet hier André Görke (Abo).

Ausgezeichnet mit Silber wird aber in dieser Woche die Initiative „Gemeinsame Sache“: Bei den Freiwilligentagen, die gestern begannen, sind in diesem Jahr 350 Aktionen angemeldet – für ein besseres, schöneres Berlin! (Mit einem herzlichen Dank an Gerd Nowakowski für die Koordination).

Gold:

Preisfrage: Was passiert, wenn man einen MG Baujahr 1968 kurz vor einem Gewitter oben ohne auf der Straße stehen lässt? Nein, falsch: Er läuft eben nicht voll – weil ein hilfsbereiter Geist bei den ersten Tropfen zwei große gelbe Müllsäcke über dem Armaturenbrett, den Vordersitzen und der Rückbank ausgebreitet hat. Das wäre in dieser Woche Gold wert gewesen – aber der Checkpoint bedankt sich dafür lieber mit einer Einladung für zwei in die Hafenbar (siehe oben). Also, bitte melden! (checkpoint@tagesspiegel.de)

Wir kommen zur Berlinerin der Woche – und das ist für uns Carla Siepmann. Als kritische Fragestellerin beim Tagesspiegel-Wahl-Barbecue kämpfte die 15 Jahre alte Schülerin vom Carl-von Ossietzky-Gymnasium in Pankow (und Chefredakteurin der preisgekrönten Schulzeitung „Moron“) mit so großer Leidenschaft und Überzeugungskraft öffentlich für eine bessere Bildungspolitik in Berlin, dass endlich wieder ein wenig Hoffnung besteht: Das kann keine Kandidatin, kein Kandidat mehr ignorieren oder mit Floskeln abtun, ohne nach der Wahl einen Schulstreik zu riskieren. Team Checkpoint gratuliert herzlich!

Blech:

Da hatte sich in dieser Woche „Netto“ selbst nominiert – wer seine Kunden beim Parken so abzockt wie die Supermarktkette (CP v. 6.u.7.9.), könnte sich am Ende bruttol verrechnet haben.

Auch die Verkehrsverwaltung bettelte geradezu um die Blechmedaille: Wer 3000 Kilometer Radwege verspricht, aber schon an 700 Metern auf der Heerstraße scheitert, ist dafür ja auch prädestiniert. Geplant wird hier seit 2017, verschoben wurde der Baubeginn erst auf 2019, dann auf 2020, auf 2021, 2022, 2023, 2024 – und jetzt sind wir schon bei 2026 (alle Details gibt’s hier).

Aber in dieser Woche hängen wir die Blechmedaille dem Reinickendorfer CDU-Bürgermeisterkandidaten Michael Wegner um den Hals – als Ersatz für den Professorentitel, der still und leise von seinem Profil auf der CDU-Website verschwunden ist. Vor einem Jahr hatte Wegner behauptet, die rumänische Universität Pitesti habe ihm den Titel verliehen – doch dann berichtete der Checkpoint darüber, was die für Internationales zuständige Vizepräsidentin der Hochschule Corina Amelia Georgescu dazu sagte: „Ich konnte Herrn Michael Wegner nicht in den Aufzeichnungen finden, die uns für die vergangenen zehn Jahre zur Verfügung stehen.“

Die Sache ist heikel: Wer einen akademischen Titel zu Unrecht führt, macht sich strafbar.

Doch über Monate tat sich nichts in dieser Angelegenheit – die SPD war mit eigenen Titelproblemen beschäftigt, und auch die für Wissenschaft zuständige Senatskanzlei rührte sich nicht. Aber jetzt, kurz vor der Wahl, stellt sich heraus: Die Verwaltung hat eine Überprüfung des Vorgangs eingeleitet:„Wie in solchen Verfahren üblich, wurde vom Betroffenen zunächst die Vorlage eines Nachweises über die Berechtigung zur Titelführung angefordert und ihm wurde Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben“, teilte ein Sprecher nach mehrmaliger Nachfrage mit.

Normalerweise haben die Betroffenen ein großes Interesse daran, das Thema schnell vom Tisch zu bekommen – sie senden den Prüfern Belege ein. Doch das ist bei Wegner bisher nicht der Fall. Auch dem Checkpoint verweigerte der CDU-Kandidat die Einsicht in Unterlagen (wenn es denn welche gibt). Stattdessen verzögert er das Verfahren: Nach Checkpoint-Informationen hat Wegner Akteneinsicht verlangt. Damit dürfte aus seiner Sicht zumindest eines sichergestellt sein: Vor der Wahl wird es hier keine Klarheit geben.

Herzliche Grüße, Ihr

Ihr Lorenz Maroldt

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