noch im Dezember hatte Joe Chialo (CDU) im Tagesspiegel betont, er habe „bewusst einen lukrativeren Job mit mehr Freiheiten und mehr Privatleben aufgegeben, um Politik mitzugestalten“. Jetzt gibt der ehemalige Musikmanager seinen Job als Kultursenator auf. Am Freitag bat er Berlins Regierenden um Entlassung und begründete die Entscheidung mit „geplanten weiteren Kürzungen“ und der anhaltenden Kritik an seiner Person. „Wenn sich zentrale politische und fachliche Ziele dauerhaft nicht mehr im gegebenen Rahmen umsetzen lassen, ist es aus meiner Sicht konsequent, einen Schritt zur Seite zu machen und das Amt in neue Hände zu legen“, so Chialo. Kai Wegner will der Bitte nachkommen. Wahrscheinlich mit Erleichterung. Oder wie Kollege Rüdiger Schaper treffend kommentiert:
„Auf dem Marktplatz von Breslau haben am 1. Mai 8122 Gitarristen ‚Hey Joe‘ von Jimi Hendrix gespielt; ein neuer Weltrekord. Um Joe Chialo ist es zuletzt einsam geworden. Sein Abgang ist eine Befreiung. Für ihn, für den Senat, für die Kultur.“
Auf Chialo folgen könnte seine bisherige Staatssekretärin Sarah Wedl-Wilson (weiß als ausgebildete Geigerin, wie man Dissonanzen auflöst). Mit ihr führt Kai Wegner laut eigener Aussage bereits „seit einigen Wochen einen sehr intensiven, konstruktiven und vertrauensvollen Kulturdialog“. Andere Option: Kultur wieder zur Chefsache machen. Das jedenfalls fordern die Berliner Grünen. Es wäre „nicht nur politisch konsequent, sondern auch ein wichtiges Signal“, die Zuständigkeit ins Rote Rathaus zu verlagern, erklärten die Fraktionschefs Werner Graf und Bettina Jarasch. Was meinen Sie: Gute Idee?

Was zu beweisen war: Der Verfassungsschutz hat die AfD auf Bundesebene als gesichert rechtsextremistisch eingestuft. Die Entscheidung begründet die Behörde mit „der die Menschenwürde missachtenden, extremistischen Prägung der Gesamtpartei“ und einer „insgesamt migranten- und muslimfeindlichen Haltung“. Während Stimmen für ein Verbotsverfahren lauter werden, kündigt die AfD an, sich „juristisch zur Wehr setzen“ zu wollen. Berlins Landes- und Fraktionschefin Kristin Brinker warf via Pressemitteilung die „Frage nach dem Zustand der deutschen Demokratie auf“. Darauf die kurze Antwort: Sie bleibt wehrhaft.
Hier half keine Gegenwehr: Wo 30 Jahre lang die Kiezkneipe „Biermichel“ zu Hause war, kann man sich jetzt via Airbnb für bis zu 450 Euro pro Nacht einmieten. Daneben dominieren Feinkostläden und Brunchrestaurants, in denen man auf Englisch „Mushroom-Truffle on Sourdough“ bestellen kann. „Das ist kein Kiez mehr, das ist eine Kulisse“, beschreibt ein Anwohner den Wandel. Julia Weiss und Teresa Roelcke haben die Geschichte von Biermichel und Brunnenviertel aufgeschrieben – hier zu lesen mit T+.
Und jetzt: Wochenende! Unsere Empfehlungen helfen im besten Fall, Berlin in den kommenden 48 Stunden vollends zu erlieben & erschmecken! Los geht’s:
+ Highlights des Gallery Weekend: Unser Kulturressort zeigt, welche zwölf Ausstellungen Sie nicht verpassen sollten.
+ Germania, die Mauer und ein Künstlerlokal: Schauspieler August Diehl gibt fünf geschichtsträchtige Tipps zwischen Ost und West.
+ Von Prenzlauer Berg bis Steglitz, von Späti bis Manufaktur: Berlins beste Köche, Köchinnen und Patissiers verraten ihre Lieblings-Eis-Orte.
+ Ein Edelfranzose von The Duc Ngo, ein Sandwichladen und ein Party-Thai mit Nudel-Faible: Das sind die besten Neueröffnungen im Frühling.
+ Und bitte nicht den Spaß verderben lassen! Ingolf Patz hat Ausstellungen rausgesucht, die für richtig gute Laune sorgen.
So, und wer jetzt, bestens gelaunt, schon Pläne fürs nächste Wochenende machen will: Am 10. und 11. Mai findet im ehemaligen Flughafen Tempelhof das Fahrradfestival „Velo Berlin“ mit Teststrecken, Bühnenprogramm und den neuesten Zweiradtrends statt. Wir verlosen 15 x 2 Tickets unter allen Einsendungen an checkpoint@tagesspiegel.de.
Weiter geht's mit dem Checkpoint-Wochenrätsel! Vielen Dank fürs Mitmachen, letzte Woche lautete das Lösungswort VOGELKONZERT. Viel Spaß!
1. Die Woche beginnt mit guten Nachrichten:
M) Die Ringbahn fährt wieder ganze Runden.
A) Das Riesenrad Plänterwald öffnet.
R) Die Uhr am Roten Rathaus tickt wieder richtig.
2. Deutschlands designierter Kanzler Friedrich Merz stellt seine Ministerriege vor. Wie viele Berliner sind vertreten?
A) 0
T) 1
S) 2
3. In Berlin bittet derweil ein Senator um Entlassung. Wer?
N) … Finanzsenator Stefan Evers (CDU)
B) … Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD)
I) … Kultursenator Joe Chialo (CDU)
4. (Revolutionärer) erster Mai! Im Görli wird gegen den zukünftigen Zaun angetanzt, im Grunewald sollen …
J) … Vermieter nach Valencia geschickt werden.
L) … Yuppies auf den Jupiter geschickt werden.
K) … Milliardäre auf den Mars geschickt werden.
5. Vorgelesen wird bei einer linken Demo außerdem ein Grußwort von …
E) … Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel.
W) … einer Verwandten von Che Guevara.
U) … Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette.
6. Insgesamt drei Feiertage zählt der Mai. Aber Achtung: Wann haben Berlins Schulen keinen Brückentag?
V) 02. Mai
N) 09. Mai
P) 30. Mai
7. Die Begründung liefert Berlins Bildungsverwaltung: An diesem Tag findet länderübergreifend die schriftliche Abi-Prüfung statt. In welchem Fach?
D) Mathematik
H) Deutsch
Y) Sport
8. Apropos: Wie viele Berliner Schulsportanlagen können aktuell nicht oder nur zum Teil genutzt werden?
M) 17
D) 100
G) 117
9. 24.209 Fahrräder wurden 2024 in Berlin als gestohlen gemeldet. Die Grünen fordern deshalb …
E) … eine stadtweit zuständige Ermittlungsgruppe Fahrraddiebstahl.
L) … ein Fahrradschlossfinanzierungsprogramm.
I) … mehr als tausend videoüberwachte Fahrradstellplätze.
10. Diejenigen, die noch ein Rad hatten, haben im vergangenen Jahr 34.263 Verkehrsordnungswidrigkeiten begangen. Top-Verstoß:
U) Handy
F) Rote Ampeln
B) Unerlaubte Straßennutzung
11. Achtung, Tür schließt! Wer künftig noch schnell in die abfahrbereite U-Bahn hechtet, …
S) … bekommt einen Punkt in Flensburg.
U) … muss mit einem Bußgeld von 50 Euro rechnen.
C) … muss sich beim Fahrpersonal entschuldigen und ein Stück Kuchen anbieten.
12. Null Punkte in Flensburg (& als einzige Senatorin auf unsere Frage geantwortet) hat?
P) Arbeitssenatorin Cansel Kiziltepe (SPD)
N) Innensenatorin Iris Spranger (SPD)
K) Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD)
13. „Amt, aber glücklich“: Am 14. Mai werden in vielen Bürgerämtern Dienstleistungen ohne Termin angeboten. Berlins Regierender nennt das ...
T) … „einen guten Anfang“.
G) … „ein Experiment“.
A) … „ein Wunder“.
Senden Sie das Lösungswort an checkpoint@tagesspiegel.de. Einsendeschluss ist Sonntag, 23.59 Uhr. Unter allen Einsendungen mit der richtigen Antwort verlosen wir einen limitierten Checkpoint-Jutebeutel. Viel Glück!
Berliner Schnuppen

Leseempfehlungen
Sparen beim Einkauf, perfekte Saucen: Der ultimative Spargel-Wegweiser
Mit einem Spitzenkoch auf dem Spargelhof: Was weißen von grünem unterscheidet, warum Sparfüchse Lila wählen – und wie Hollandaise & Co locker gelingen. (T+)
„Beengt wohnen ist das neue Normal“: Wie Familien es schaffen, aus wenig Raum viel rauszuholen
Zu viert auf 80 Quadratmetern zu wohnen, ist für Familien in deutschen Großstädten mittlerweile Alltag. Experten geben Tipps, wie man aus dem wenigen Platz das Beste macht. (T+)
Der schwule Schneider der Päpste: „Franziskus bat darum, dass seine Gewänder einfach und nüchtern ausfallen“
Filippo Sorcinelli stellte Kleider für zwei Kirchenoberhäupter her. Welchen Gestaltungsregeln er dafür folgen musste – und wie seine Sexualität zum Problem gemacht wurde. (T+)
Encore
Schönes zum Schluss! Und zwar von Checkpoint-Leser Frank Segebade: „Gestern um Mitternacht sah die Gegend rund um das Schlesische Tor aus wie eine riesige Müllhalde. Heute Mittag war alles wieder tipptopp sauber“, schreibt er. „Dank und Lob an die orangenen Männer und Frauen von der BSR!“
Dank und Lob auch an Nora Weiler für die heutige Checkpoint-Produktion. Am Montag nehmen Sie hier Margarethe Gallersdörfer und Lorenz Maroldt mit auf Berlin-Reise. Bis dahin: Schönes Wochenende!
