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The party is over: Ernüchterte Reaktionen auf die US-Wahl „Katastrophale Zustände“: Brandbrief der Phönix-Grundschule „Unsere Bauleute sind nicht doof“ – nur wer dann?

von Anke Myrrhe
und Lorenz Maroldt

The world is fucked“, sagt eine Frau im Vorbeigehen, als sie frustriert den Kinosaal im Babylon Berlin verlässt. Hier hatten sich die „Democrats Abroad“ getroffen, um Kamala Harris zu feiern. Die Nacht begann mit Brass Band, Bier, Hot Dogs – und endet mit Ernüchterung und Tränen. Bereits um 4.16 Uhr ist der Kinosaal fast leer. The party is over. Hoffnung hat hier niemand mehr.

Stand 6 Uhr, MEZ, sieht alles nach einem Sieg für Donald Trump aus. Hardcore-Optimisten hoffen auf den entscheidenden Swing für Kamala Harris. Doch als um 5.23 Uhr klar ist, dass Trump auch den Swing State North Carolina gewonnen hat, bleibt nicht viel von der blauen Aufbruchstimmung. Alles deutet darauf hin, dass der Welt vier weitere Jahre mit einem unberechenbaren Republikaner im Weißen Haus bevorstehen.

Den Krimi der Wahlnacht haben wir hier zusammengefasst. Eine erste Einschätzung der Lage gibt mein Kollege Malte Lehming hier.

Alle Ergebnisse und aktuelle Entwicklungen gibt es den ganzen Tag über in unserem Live-Blog und auf tagesspiegel.de. Und ab 7 Uhr können Sie alle Ergebnisse in unserem aktualisierten ePaper lesen.

In der demokratisch eingestellten Jazzbar Donau 115 in Neukölln entfallen das angekündigte Saxofon-Solo und die Freigetränke. Die Bar, in der man sich vorher kaum um die eigene Achse drehen konnte, leert sich schnell. Karaoke singen will nun auch niemand mehr. „It‘s over“, sagt Gastgeber Chad Matheny ins Mikrofon. „Nächstes Mal brauchen wir eine bessere Kandidatin.“

Falls es Ihnen ein Trost ist an diesem Morgen: Zumindest in der Checkpoint-Leserschaft zeigt sich ein deutlich anders Bild. 91 Prozent hätten für Kamala Harris gestimmt, nur 4 Prozent hätten Donald Trump gewählt. Wie viele der 21.706 Amerikaner, die hier gemeldet sind, darunter sind, ist leider nicht bekannt.

Und wenn Sie es heute Mittag ganz genau wissen wollen, haben wir noch diesen Tipp hier für Sie:

High Noon: Der Expertentalk zur US-Wahl. Wie ist die politische Lage am Tag nach der Wahl? Juliane Schäuble, US-Korrespondentin des Tagesspiegels, und Anja Wehler-Schöck, Ressortleiterin Internationales, wissen es. Die beiden diskutieren heute Mittag von 12 bis 13 Uhr mit Laura von Daniels (Stiftung Wissenschaft und Politik) und Christian Lammert (John-F.-Kennedy-Institut, FU Berlin) über Ergebnisse, Trends und Folgen. Den Talk können Sie live verfolgen, die Anmeldung finden Sie hier.

Die US-Wahl war in den vergangenen Tagen auch in Berlin überall präsent, oder wie man in Spandau sagen würde: everywhere. CP-Leser Georg Hillmann bekam Anfang der Woche eine Terminbestätigung des Bürgeramts Staaken Center für Wednesday, 06. November. Einen Tag nach der Wahl (!) und das wo doch der Regierende Bürgermeister am Sonntag in die USA (!!) fliegt und der kommt bekanntlich aus… genau: Spandau (!!!). Wenn das ein Zufall ist, fressen wir einen Aluhut.

Und damit sind wir schon wieder mittendrin in der Berliner Landespolitik. Der Landesvorstand der Linken hat gestern Abend beschlossen, dass fünf ihrer prominentesten Mitglieder, pardon: Ex-Mitglieder, ihre Mandate im Abgeordnetenhaus aufgeben sollen. Wie der Landesverband das begründet, lesen Sie heute in der Checkpoint-Vollversion.

Und wenn Sie sich jetzt für ein Abo entscheiden, können Sie außerdem eine von 30 Unlimited-Karten für die Yorck-Kinos gewinnen (und 50 weitere Tickets). Unbegrenztes Kinovergnügen für ein Jahr – wir erfüllen Ihnen gerne diesen Traum. Hier geht’s zum Abo.

Außerdem gibt’s heute noch diese Themen obendrauf:

+ „Unsere Bauleute sind nicht doof“ – ein Zitat des Bausenators, das nicht gut gealtert ist.

+ „Katastrophale Zustände“ – Brandbrief der Phönix-Grundschule in Lichtenberg

+ Poldis Dönerbude geschlossen – war’s das schon wieder mit dem Döner des Ex-Nationalspielers?

+ „Muss kommen wie verabredet“: Welcher Haushaltsposten für den Regierenden Bürgermeister gesetzt ist.

+ Ausschreibung mehrfach gestoppt: Wie eine umstrittene Personalie in der Verkehrsverwaltung nun besetzt wird.

Zudem gibt es noch:

+ Tagesaktuelle Stadtleben-Tipps, die „Berliner Schnuppen“ – unseren täglichen Comic von Naomi Fearn und jeden Tag exklusive Verlosungen.

Übrigens auch im Abo enthalten: Alle Tagesspiegel-Plus-Artikel, zwölf Bezirks-Newsletter – und natürlich die Checkpoint-Vollversion.

Und das Beste: Dann lesen Sie den Checkpoint schon morgen ohne diesen nervigen Werbeblock. Zum Abo geht es hier. Wir würden uns sehr freuen!

„Es gibt Reis, Baby!“ sang einst Helge Schneider – aber das ist ja noch lange kein Grund, damit zu werfen. Vor den Berliner Standesämtern ist es sogar unerwünscht. Dabei soll Reis als Symbol der Fruchtbarkeit dem frisch verheirateten Paar ein kinderreiches Zusammenleben bescheren, und das wäre doch ganz im Sinne des Finanzsenators (mehr Länderfinanzausgleich!). Aber egal ob Langkornreis, Mittelkorneis, Rundkornreis oder Wildreis, die Bezirksämter haben was dagegen, mal „wegen Rutschgefahr“ (Lichtenberg), mal „wegen Sturzgefahr“ (Pankow), mal „aus Gründen des Schutzes von Wildtieren“ (Neukölln), mal „weil Schädlinge den feierlichen Rahmen der Trauungen stören können“ (Reinickendorf) – lang lebe die Berliner Vielfalt.

Je nach Bezirk ist das Reiswerfen deshalb mal „untersagt“, mal „verboten“, mal „grundsätzlich verboten“ und mal „strengstens verboten“ – mit anderen Worten: Hier haben Sie die einmalige Chance, sich zur seligen Erinnerung an den schönsten Tag des Lebens eine original Berliner Ordnungswidrigkeitsanzeige mit Datumsstempel zu sichern. Unser Tipp: Legen Sie Widerspruch ein, dann bekommen Sie gleich noch eine amtliche Trauzeugenaussage dazu. Die Kosten dafür sind laut §§ 69 Abs. 1 Nr. 2, 28 Abs. 1 Satz 1 Kreislaufwirtschaftsgesetz, Bußgeldkatalog Nr. 1.2 im Vergleich zum Rest vom Fest überschaubar: maximal 120 Euro fürs Bußgeld bei bis zu zwei Kilo Reis (z.B. Jasmin, im Aldi – und überall sonstderzeit 4,89).

Opinary: Und womit werfen Sie?

Und noch ein paar Leseempfehlungen:

+ Droht nach den US-Wahlen ein Bürgerkrieg? „Es wird sicherlich viel Gewalt geben“: Der texanische Professor Jeremi Suri erklärt, welche Risiken er je nach Wahlausgang sieht.

+ Studierenden-Programm an der Humboldt-Uni schließt die Gruppe „Tacheles“ aus – und setzt sich gegen Antisemitismus ein.

+ Viele Berliner sind entsetzt über teilweise drastische Erhöhungen: Meine Grundsteuer hat sich vervielfacht – was kann ich jetzt tun?

+ Macht Deutschland blau? Warum melden sich so viele Menschen krank wie nie zuvor? Fünf Berliner Hausärztinnen und Hausärzte erzählen, was wirklich stimmt – und was sie zu Christian Lindners Vorwurf sagen.

Telegramm

Dem politischen Streichkonzert (viele Instrumental-Honorarkräfte fürchten, ihren Job zu verlieren) setzt die Musikschule City West ein echtes, also: ein musikalisches Streichkonzert entgegen. Am 9. und 10.11. bietet sie im Rathaus Schmargendorf einen Kammermusik-Workshop an, und zwar, na klar: für Streicher. Da wird der Koalition sicherlich ordentlich was gegeigt.

Zumindest vorübergehend scheint das Problem gelöst: Die rund 2000 Verträge mit Honorarkräften dürfen verlängert werden (Q: Mopo), dauerhafte Rechtssicherheit gibt es aber noch nicht.

Nachtrag zur Meldung „Reiner Stoff“ (CP von gestern) – Checkpoint-Leser Axel Jürs, Verwaltungsleiter der Johanna-Eck-Schule, schreibt:

Gepanschter Honig kommt unserer Schulimkerei nicht ins Glas, liebes Checkpoint-Team! Übrigens sind die Bienenvölker unserer Schulimkerei aktuell im Winterquartier. Anmeldungen für Besuchstermine sind willkommen.“ Summmmmmmmmmmmmmm!

Das heutige Betriebsstörungsbingo kommt vom Kollegen Patrick Bahners (FAZ). „Warum fuhr der ICE von Köln-Deutz nach Berlin 24 Minuten verspätet ab? Das Personal kam verspätet an – und musste zunächst noch den Bahnsteig wechseln!“

„Gefährdet den Zusammenhalt in unseren Kiezen“: Die Bezirksbürgermeisterinnen von Friedrichshain-Kreuzberg und Charlottenburg-Wilmersdorf kritisieren den Senat für die Planung der neuen Großunterkünfte für geflüchtete Menschen in ihren Bezirken. Meine Kollegin Anna Thewalt hat alle Details hier aufgeschrieben.

Endlich ist Berlin mal wieder spitze: Jetzt auch mit Wolkenkratzer.

Wenigstens gibt es am Wochenende mal wieder was zu feiern: Hier gibt’s das ganze bunte Programm zu 35 Jahre Mauerfall.

Lichtenberg bekommt ein Mega-Rechenzentrum. Vielleicht klappt’s dann auch endlich mit dem Internet? 

Zitat

„Ich bin am Ende so schlau, wie Sie alle.“

Vizekanzler Robert Habeck bei der Future Sustainability Week des Tagesspiegels auf die Frage, ob Christian Lindner raus aus der Ampel-Regierung möchte. Den ganzen Bericht gibt es hier.

 

Kiekste

„Cinderella reloaded“ in Charlottenburg. Leserin Waltraud Rehberg hat diesen märchenhaften Moment erlebt. Weitere Shots gern an checkpoint@tagesspiegel.de! Mit Ihrer Zusendung nehmen Sie aktuell an unserem Kiekste-Fotowettbewerb in Kooperation mit DASBILD.BERLIN teil.

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Berliner Gesellschaft

GeburtstagManou Lubowski (55), Schauspieler, Synchron- und Hörspielsprecher, sprach Willi „Klößchen“ Sauerlich in allen Folgen der erfolgreichen Hörspielserie TKKG, im Januar 2025 in Berlin auf Tour / „Herzliche Geburtstagsgrüße und -wünsche an Victoria Menneking – ehemals Bad Gandersheim, jetzt Berlin – sowie weiterhin alles Gute und Gesundheit wünscht der Uwe aus Lippe-Detmold“ / Emma Stone (36), US-amerikanische Schauspielerin, für „La La Land“ und „Poor Things“ wurde sie mit jeweils einem Oscar und einem Golden Globe ausgezeichnet, die Berliner Tänzerin und Choreografin Constanza Macras hat für „Poor Things“ die Tanzszenen choreografiert / Detlef Untermann (72), Journalist und Kommunikationsmanager, stellvertretender Vorsitzender des FDP-Ortsverbandes Wannsee, betreibt den Blog „Opas Blog“, Initiator des Berliner Vereins „Kinder Kochen“ / Volker Weidermann (55), Journalist, Autor und Literaturkritiker, bis 2019 moderierte er das „Literarische Quartett“ im ZDF / „Gut aussehend, smart und lustig – what else could you wish for? Das Checkpoint-Team wünscht dir nichtsdestotrotz immer weiter neue Ziele im neuen Lebensjahr – Happy Birthday, Thomas Wochnik!“

+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++

Gestorben – Alfons Göttke, verstorben am 19. Oktober 2024 / Lutz Kokegei, * 27. Juni 1959, verstorben am 18. Oktober 2024 / Prof. Dr. Klaus Möbius, * 4. Juni 1936, verstorben am 18. Oktober 2024 / Prof. Dr. Manfred Panknin, * 14. Dezember 1938, verstorben am 13. Oktober 2024 / Edzard Reuter, * 16. Februar 1928, verstorben am 27. Oktober 2024 / Dr. Günter Reuel, * 1. Juli 1933, verstorben am 23. Oktober 2024

StolpersteinWilhelm Scheer wurde am 1. Juli 1906 in Berlin geboren. Er war Maler, verheiratet mit Gertrud Uhrland. Er trat der KPD bei, war bei der Jacob/Saefkow/Bästlein-Widerstandsgruppe aktiv und verteilte u.a. Flugblätter und beschaffte eine Druckmaschine, die er in seiner Werkstatt unterstellte. Am 16. Juli 1944 wurde er von den Nazis verhaftet, zum Tode verurteilt und am 6. November 1944 in Brandenburg-Görden hingerichtet. An Wilhelm Scheer erinnert ein Stolperstein in der Muskauer Straße 51 in Kreuzberg.

Wer in Berlin über die Gedenktafeln stolpert und mehr wissen will: Mit einem Klick gelangt man über die App „Stolpersteine – Die Schicksale“ zu den Biografien der Verfolgten.

Encore

Hatten Sie zuletzt auch das Gefühl, in eine Zeitschleife geraten zu sein? Donald Trump auf allen Kanälen, die Niedersachsen dominieren die Politik, Stefan Raab sucht die ESC-Siegerin, Oasis gehen wieder auf Tour und Friedrich Merz soll die CDU retten… fehlt nur noch, dass man Online-Vorgänge per Brief beantragen muss.

Letzteres war der Grund, warum ein Mann in Schleswig-Holstein am Wochenende 1700 Briefe vom Finanzamt bekam. Der Antrag auf einen Elster-Zugang für die Steuererklärung sei wegen der Zeitumstellung „in eine Zeitschleife geraten“. Und schon flatterten die Briefe rein wie einst bei Harry Potter im Ligusterweg 4. Eine Lösung wie von Zauberhand für die digitale Verwaltung ist allerdings trotzdem nicht zu erwarten.

Ein zauberhaftes Team hat zur Fertigstellung dieses Wahlnacht-Checkpoints beigetragen. Recherche, Textbausteinen und Hinweise geliefert bis in die Morgenstunden haben Elisabeth Binder, Daniel Böldt, Margarethe Gallersdörfer, Marlene Jacobsen, Robert Kiesel, Christian Latz, Lorenz Maroldt und Julia Schymura.

Antje Scherer hat das Finger Food serviert (Stadtleben) und Jaqueline Frank im Frühdienst alles ordentlich sortiert. Wir sehen uns hier morgen wieder.

Ihre Anke Myrrhe

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Seit 2014 berichten wir exklusiv aus Berlins Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Wir stellten Berlins marode Schulen vor, bis die Politik reagierte. Wir standen vor dem Bürgeramt, bis es wieder Termine gab. Wir recherchieren hartnäckig und gründlich.

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