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SPD macht Europa-Wahlkampf mit 3-Euro-DönerModellprojekt für mehr Sauberkeit in den öffentlichen ToilettenMietshaus in Schöneberg einsturzgefährdet

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wir beginnen heute mit einem Griff ins Klo (sorry, falls Sie gerade frühstücken): Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg und der Senat starten im Frühsommer ein Modellprojekt für mehr Sauberkeit in den öffentlichen Toiletten. Ein „Toilettenteam“ soll sich um 13 besonders verdreckte Häuschen zwischen Kottbusser Tor, Görlitzer Park und Warschauer Brücke kümmern.

Die anderen 27 der insgesamt 280 öffentlichen Toiletten, die der Betreiber Wall als „große Herausforderung“ beschreibt, „da sie häufigvon Fehl- und Fremdnutzungen, starken Verschmutzungen und Vandalismus betroffen sind“, bleiben erstmal außen vor. Man kann Berlin schließlich jeden Tag nur „ein bisschen besser machen“, wie der Regierende Kai Wegner (CDU) stets betont.

Der Einsatz von vollständig selbstreinigenden Toiletten, den unter anderem Mittes Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger (Grüne) fordert (T+), hält Wall übrigens für keine gute Idee. Die Modelle seien den Berliner Zuständen nicht gewachsen. Einig ist man sich zumindest darin: Ein Stück Seife wird am Ende nicht reichen.

Die beste politische Soap bietet derzeit die Junge Union. Vor wenigen Tagen deckte die taz auf, dass der JU-Chef Harald Burkart – der in Chatgruppen gerne mal Angela Merkel mit Hitler verglich und den die „Bild“ konsequent „Hantel-Harry“ nennt – offenbar früher Mitglied bei der AfD war. Burkart bestreitet das.

Gestern teilte die JU nun via Instagram mit, dass Burkart seine Amtsgeschäfte „vorübergehend kommisarisch“ (sic!) bereits am 3. April an seine Stellvertreterin Gjelsime Jonuzi abgegeben hat. Angeblich aus privaten Gründen.

Der CDU-Landesverband wusste nach Checkpoint-Informationen nichts von dem Rückzug. Allerdings hat dieser Burkart auch nie als rechtmäßigen JU-Vorsitzenden anerkannt. Die Interims-Vorsitzende Jonuzi sagte meiner Kollegin Anna Thewalt (T+), man wolle den Kontakt zwischen JU und CDU Berlin „erheblich intensivieren“. Und: „Wir möchten Brücken zur CDU Berlin bauen.“ Weiterhin reichlich Stoff also für eine spannende Vorabendserie.

Wird der Natur- und Artenschutz missbraucht, um Bauvorhaben zu verhindern? Das behauptete Bausenator Christian Gaebler (SPD) zuletzt mehrfach und begründet damit unter anderem das geplante Aufweichen der ein oder anderen Vorschrift im „Schneller-Bauen-Gesetz“.

Zumindest ein Fall scheint Gaebler nun recht zu geben. Als im vergangenen Jahr die Pläne für einen Erweiterungsbau auf dem Gelände der Obersee-Schule in Lichtenberg voranschritten, gab es massiven Protest. Ende Oktober 2023 wurden der Unteren Naturschutzbehörde des Bezirks dann Hinweise vorgelegt, dass auf dem Gelände die geschützte Käfer-Art „Eremit“ vorkomme – was das notwendige Fällen von 23 Bäume gestoppt hätte.

Ein von der Senatsbauverwaltung beauftragter Gutachter fand daraufhin tatsächliche „Kotpillen“ des Käfers in einer Hainbuche. Allerdings heißt es in dem Gutachten, das dem Checkpoint vorliegt, weiter: Der Kot sei „nicht an Ort und Stelle produziert“ worden, sondern „vermutlich von Menschenhanddorthin gebracht worden. Die Bäume sind inzwischen gefällt. Im Mai soll die Bodenplatte für den Erweiterungsbau gegossen werden. Was bleibt: Ein Bärendienst für den Artenschutz.

Unabhängig von Bären und Käfern: Der Entwurf des „Schneller-Bauen-Gesetz“ ist vor allem für die Initiative „Volksentscheid Baum“ ein Affront. „Das Gesetz wäre in seiner jetzigen Form ein ‚Schneller-Fällen-Gesetz‘“, teilte sie dem Checkpoint mit. „Mehr gesunde Bäume könnten gefällt werden. Wer in Berlin baut, könnte leichter außerhalb der Stadtgrenzen von Berlin statt im Wohnumfeld ausgleichen oder sich direkt über Dritte freikaufen.“

Co-Initiator des Volksentscheids, Heinrich Strößenreuther, wirbt dagegen für ein „Schneller-Bäume-Bauen-Gesetz“, das „Klimawandel, Hitze und Dürre sowie einer wachsenden Stadt gerecht wird“. Der Checkpoint schlägt noch ein „Schneller-Bäume-Bürgeramtstermine-Müllentsorgung-Bauen-Gesetz“ vor. Weitere Ideen gerne an: checkpoint@tagesspiegel.de.

Die Forderung „Olaf mach Döner 3 Euro“ hat in den vergangenen Monaten eine erstaunliche Karriere in den sozialen Medien hingelegt. Welcher Berliner Kandidat für die Europawahl sich den Slogan jetzt zu eigen macht und den 3-Euro-Preis für einen Wahlkampfauftritt am Sonntag mit einem Döner-Imbiss vereinbart hat, erfahren Sie in der Vollversion des Checkpoints (hier 6 Wochen sogar für nur 1 € testen).

Außerdem erfahren Sie in der Checkpoint-Langstrecke, welche Berliner Senatorin sich für die Idee einer Corona-Amnestie begeistern kann. Zudem verlosen wir 2x2 Karten für die Lesung des neuen Romans „Der Wald“ von Booker-Preisträgerin Eleanor Catton im Pfefferberg Theater. Den einzigartigen Comic „Berliner Schnuppen“ von Naomi Fearn gibt’s obendrauf.

Damit nicht genug: Mit einem Abo erhalten Sie nicht nur die Vollversion des Checkpoints, sondern auch Zugriff auf alle Tagesspiegel-Plus-Artikel. Besonders ans Herz legen möchte ich Ihnen diese Texte:

+ Am Donnerstagabend debattiert der rechtsextreme thüringische AfD-Spitzenkandidat Björn Höcke mit dem CDU-Kandidaten Mario Voigt ineinem TV-Duell. Stefanie Witte analysiert, was für und gegen den Auftritt spricht.

+ Mit Sandra Hüller und Dirk von Lotzow durchs Naturkundemuseum: ein neuer, literarischer Audioguide des Berliner Museums ordnet die Sammlung ins Anthropozän ein.

+ Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hält das Erlernen einer zweiten Fremdsprache für überflüssig. Die KI soll es richten. Warum das keine gute Idee ist, erklärt Martin Ballaschk.

Telegramm

In Schöneberg musste am Mittwoch ein Mietshaus an der Ecke Goltzstraße / Grunewaldstraße wegen Einsturzgefahr evakuiert werden. Zuvor waren starke Risse an dem Gebäude festgestellt worden. Wann die Bewohner zurückkehren können, ist derzeit offen.

Berlins Finanzämter waren laut Bund der Steuerzahler 2023 mal wieder die schnellsten. Durchschnittlich 39 Tage mussten Berlinerinnen und Berliner auf ihren Steuerbescheid warten. „Das wünschten wir uns auch von anderen Berliner Behörden“, stichelt der Vorsitzende des Bundes der Steuerzahler Berlin, Alexander Kraus. Am längsten warten musste man laut Steuerzahler-Bund in Niedersachsen und Baden-Württemberg.

Kurzer Blick nach Brandenburg: Laut einer aktuellen Umfrage verliert die AfD an Zustimmung, liegt mit 26 Prozent aber immer noch vorne. SPD (22), CDU (18) und Grüne (8) könnten ihre Koalition knapp fortsetzen, sollte sie ihre Ergebnisse halten. Das neu gegründete „Bündnis Sahra Wagenknecht“ kommt auf 10 Prozent. In Brandenburg wird am 22. September gewählt.

Sport I: Eene meene Miste, es rappelt in der Kiste! Beim Eisbären-Gegner Straubing Tigers gestern Abend gleich dreimal. Die Mannschaft steht damit mal wieder im Finale der Deutschen Eishockey Liga. Dort warten die Fischtown Pinguins Bremerhaven (die Namen denken wir uns nicht aus).

Sport II: Der 1. FC Union wünschte gestern allen Musliminnen und Muslimen auf seinem Instagram-Kanal ein frohes Zuckerfest. Hass und Hetze in den Kommentaren nahm der Verein volley. Auf den Kommentar von „kolbenfresser_konrad“ („Hat in Deutschland nichts zu suchen sowas!“) antwortet Union etwa: „Bodenloser Kommentar. Bitte weiter Kolben fressen gehen, Konrad.“ Sportlich!

Sport III: Wohl dem, der kein Hotelzimmer in Berlin während der Fußball-EM braucht. Für alle anderen wird’s teuer: Für ein gewöhnliches Hotelzimmer werden in Berlin am Finaltag bis zu 583 Euro pro Nacht fällig, geht aus der Erhebung einer Branchenplattform hervor.

Ein Blick in die Vergabeplattform verrät: Es sind gute Zeiten für Textilhersteller. Die JVA Plötzensee sucht „Trainingsjacken“, die Berliner Feuerwehr „Pullover, Strickjacken und ähnliche Waren“ und in einer weiteren Ausschreibung gleich noch „Hemden und Blusen“.

Post aus Steglitz-Zehlendorf. Am Montag zitierten wir hier aus der Antwort des Bezirksamts auf eine schriftliche Anfrage, in der es heißt, dass „aufgrund personeller Engpässe […] nur wenige eigene Recherchen zu mutmaßlichen Zweckentfremdungen“ stattfinden. Das Bezirksamt weist darauf hin, dass das „alltägliche Amtshandeln“ darin bestehe, dass Dritte Verdachtsfälle melden, dem das Amt dann gewissenhaft nachgehe. Wer helfen will, kann sich an zweckentfremdung@ba-sz.berlin.de wenden.

Zitat

„Letztlich zeigt sich ganz Berlin in den öffentlichen WCs: der Dreck, die Drogen, die Akzeptanz der Probleme. Und als Lösung nur ideenloses Mittelmaß.“

Checkpoint-Kollege Christian Latz ist von dem angekündigten Modellprojekt für mehr Sauberkeit in den öffentlichen Toiletten nur mäßig begeistert. Seinen ganzen Kommentar können Sie hier lesen (T+).

 

Kiekste

Blick von der Schillingbrücke in Friedrichshain, um 5.15 Uhr. Früh unterwegs war Leser Lionel Doppler. Stark! Weitere Fotos gern an checkpoint@tagesspiegel.de! Mit Ihrer Zusendung nehmen Sie aktuell an unserem Kiekste-Fotowettbewerb in Kooperation mit DASBILD.BERLIN teil.
 

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Berliner Gesellschaft

Geburtstag – „Herzliche Geburtstagsglückwünsche gehen an Gaby Eymael, Grande Dame der Kunstscheune Barnstorf/Wustrow/Fischland. Wir hoffen auf viele weitere spritzige Ideen, an denen sich nicht nur Kunstinteressierte erfreuen. Es grüßen die Randberliner singenden Tonnen.“ / „Melanie Lage hat Geburtstag. Aus dem Pott gratuliert ihr ganz herzlich Uschi“ / „Irene Lucas: Herzlichen Glückwunsch zu deinem Geburtstag und alles Liebe für dein neues Lebensjahr. Dein Öko“ / Christiane Möbus (77), Künstlerin und Hochschullehrerin, lehrte lange an der UdK Berlin / „Stephan Pietsch (70) mit herzlichen Grüßen von Susanne & Co. aus Nikolassee“ / Udo Schenk (71), Schauspieler, spielt seit 2007 den Arzt Dr. Kaminski in der ARD-Serie „In aller Freundschaft“ / Lena Schöneborn (38), Moderne Fünfkämpferin, trainierte am Berliner Olympiastützpunkt, 2008 gewann sie die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Peking / Suat Serdar (27), Fußballprofi, Mittelfeldspieler bei Hertha BSC, aktuell ausgeliehen an Helas Verona / „Liebe Angelika T.! Lass dich knuddeln und gratulieren zum 75. Schön, dass ich dich kenne. Bleib gesund und weiterhin viel Freude an Kinder und Enkel. Deine Freundin Monika W.“ / „Heute feiert Wolle seinen 75. Geburtstag und die Herrenrunde freut sich auf den Elbling!“
Nachträglich: „Herzlichen Glückwunsch lieber ERDMANN von deiner Familie“

+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++

Gestorben  Günter Beßler, * 11. April 1938 / Eckart Dux, * 19. Dezember 1926, verstorben am 9. April 2024, Schauspieler, Synchronsprecher, Regisseur / Dr. Gerd-Heinrich Kemper, * 9. Juli 1938, ehemaliger Präsident des Verfassungs- und Oberverwaltungsgerichtes Sachsen-Anhalt und Richter am Bundesverwaltungsgericht / Rainer Kiehl, * 9. März 1944, Regierungsdirektor a.D. / Dr. med. Thorsten Nöthel,* 18. März 1961, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie / Prof. Dr. Günter Obe, * 19. Oktober 1938

StolpersteinJacques Jakob Brock kam am 20. April 1867 in Stettin zur Welt. Er wurde Textilkaufmann und führte in Berlin eine Fabrik für Damenmäntel mit Ladengeschäft. Vermutlich blieb er ledig. Brock sei wohlhabend und weltläufig gewesen, heißt es und habe ein Leben zwischen Berlin, Paris und der Riviera geführt. Am 23. Juli 1942 wurde er von den Nazis nach Theresienstadt deportiert und dort am 11. April 1943 ermordet. An Jacques Brock erinnert ein Stolperstein in der Wernerstraße 6 in Wannsee.

Encore

Zum Schluss zu den wirklich wichtigen Themen: Der Dashcam-Hersteller Nextbase hat in einer „Verkehrsstudie“ rund 1000 Autofahrer nach ihren Lieblingsschimpfworten befragen lassen. Die Top-5 sind jedoch mehr als enttäuschend: Idiot, Arschloch, Penner, Blödmann und Depp. Da geht doch mehr, oder? Wenn Ihnen kreativere Formen einfallen, sich auf Berlins Straßen zu unterhalten, Schreiben Sie gerne an: checkpoint@tagesspiegel.de.

Kreativität haben mal wieder Florian Schwabe (Recherche), Antje Scherer (Stadtleben) und Lea-Marie Henn (Produktion) für diesen Checkpoint bewiesen. Morgen beschimpft … Verzeihung … begrüßt Sie hier Margarethe Gallersdörfer.

Auf bald,

Ihr Daniel Böldt

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