auch am Sonnabendmorgen stehen die Uhren in Berlin nicht still. Beginnen wir mit einem kurzen Überblick über die Geschehnisse der letzten Stunden:
+++ Senat stimmt zu: Erdbeben-Opfer sollen schnell zu Verwandten in Berlin einreisen dürfen. Vom Erdbeben betroffene Türken und Syrer, die zu Verwandten in Berlin ausreisen möchten, sollen schneller als sonst das nötige Visum erhalten. Am Sonnabend wird ab 11.30 Uhr am Brandenburger Tor der Opfer gedacht.
+++ Wegen „unzähliger Mängel“: Digitaler Akte in Berlin droht das Aus. Weniger als zwei Jahre bleiben, um 80.000 IT-Arbeitsplätze mit der digitalen Akte auszustatten. Der Zeitplan wackelt und mit ihm das gesamte Projekt.
+++ Vor der Wahl ins Lokal: Wo ist das Herz von Berlin geblieben? Was denken Menschen in der Kneipe von ihrer Stadt? Im „Magendoktor“ im Wedding erwarten sie nichts von der Politik und helfen sich lieber selbst.
Unser Berlin-Ressort von tagesspiegel.de hält Sie fortlaufend über alles Wichtige in und um Berlin auf dem Laufenden.
Es ist Wahlwochenende! Das bedeutet: Bewegung, lokal, körperlich, wie politisch. Also auf! Es soll auch nicht regnen, was eine eventuelle Ungültigmachung der Stimmzettel durch sauren Regen weitgehend ausschließt. Gibt es eigentlich Studien dazu, inwieweit das Wetter am Wahltag das Wahlresultat beeinflusst? Wie spontan demokratisch sind Sie?
Bis zum Urnengang gibt's hier noch zwei Podcast-Hörempfehlungen:
1) Weniger Klein-Klein, mehr „Yes, we can!“: Mit dem Kampagnenstrategen Julius van de Laar, der u.a. schon für Ex-US-Präsident Barack Obama Wahlkampf gemacht hat, analysieren Lorenz Maroldt und Ann-Kathrin Hipp den Wahlkampf(endspurt) im Rennen um das rote Rathaus. Welche Strategien stecken hinter den Wahlkampfauftritten der vergangenen Wochen von Franziska Giffey, Bettina Jarasch und Kai Wegner? Wer verkauft welche Vision für die Stadt? Und wessen Erzählung könnte in den Wahlkabinen noch nachhallen? Die neue Folge „Berliner & Pfannkuchen“ gibt's hier und überall, wo es Podcasts gibt.
2) Anderes Thema: Über die Zukunft von Twitter und Elon Musk, über das Gute im Internet, Diversität in Unternehmen, die Einsamkeit in der Großstadt und die Frage, warum die Rettung der Welt möglicherweise im eigenen Kiez liegt, spricht Kollegin Ann-Kathrin Hipp im Ringbahnpodcast „Eine Runde Berlin“ mit Sozialunternehmer Till Behnke. 2007 hat er Deutschlands größte Spendenplattform betterplace.org gegründet, seit 2015 will er mit dem Nachbarschaftsnetzwerk nebenan.de beweisen, dass Social Media tatsächlich sozial sein kann. Zur Folge geht's hier entlang.
Samstagmorgen – Wer nach all den Wahlen und Wiederwahlen hier und dem damit verbundenen Entscheidungs- und Wiederentscheidungsdruck eine Auszeit braucht, melde sich doch mal bei der Deutschen Rentenversicherung. Genauer: Beim RV-Fit Programm derselben. Zumindest Arbeitnehmer:innen haben nämlich einen gesetzlichen Anspruch auf dieses „Trainingsprogramm mit Elementen zu Bewegung, Ernährung und Stressbewältigung für ein ganzheitlich verbessertes Lebensgefühl“, für welches sie anfangs sogar für einige Tage von der Arbeit freigestellt werden. Anschließend besuchen sie berufsbegleitend und zeitlich flexibel Trainings, in denen sie auf eine selbständige Fitnessroutine vorbereitet werden. Sogar eine spätere Auffrischung ist inklusive, und das Beste: Die RV trägt alle Kosten.
Samstagmittag – Der Nachteil körperlicher Fitness ist natürlich, dass an der eigenen Garderobe unter Umständen Anpassungen nötig werden. Wie gut, dass beim Vintage Kilo Pop-up im Säälchen gebrauchte Designerware zum pauschalen Kilopreis gehandelt wird! Holzmarktstraße 25, 12 – 19 Uhr
Samstagabend – Den Soundtrack zum bewegten Leben liefert avantgardistische italienische Wandermusik: Salvatore Sciarrinos Aufzeichnungen von der Straße (Quaderno di Strada) enthalten über viele Jahre des Lebens on the Road gesammelte Textfragmente, die einem Bariton in den Mund komponiert und vom Ensemble KNM feinzeichnend versinnlicht werden, während Luigi Nonos „‚Du musst gehen‘, träumend“ („‚Hay que caminar‘ soñando“) nicht nur auf einer Wanderung des Komponisten beruht, sondern die Musiker, und damit die Musik selbst, im Aufführungsraum auf Wanderschaft schickt. Radialsystem, 20 Uhr
Sonntagmorgen – Von bewegter Musik zu bewegender Sprache: „Nichts Neues“ heißt die Retrospektive auf das Werk Ruth Wolf-Rehfeldts, die eigentlich alle digitale ASCII-Art als im Nachhinein alten Hut erscheinen lässt, denn: Als schreibende Kraft bestritt die Buchstabenkünstlerin ihren Lebensunterhalt schon an der Ost-Berliner Akademie der Künste, bis sich, nach Feierabend, die 49 Typenhebel ihrer VEB-Standard-Reiseschreibmaschine namens „Erika“ zu verselbständigen begannen und von minimalistischer über konkreter bis zur abstrakten Poesie und Buchstabengrafik einen Zeichenkosmos auftaten, der eben manche frühe Computerkunst alt aussehen lässt. Heute wundert sich die 91-Jährige über den Rummel, den die Kunstwelt zurecht um sie macht. Das Minsk, 10 bis 19 Uhr
Sonntagmittag – 125 Jahre alt ist der Name Bertolt Brecht am 10. Februar geworden, an sich nichts Besonderes. Interessanter: Dass damit die Rezeption Brechts und sein Mitmischen in Gegenwartsdiskursen 100 Jahre alt geworden sind – sein erstes Stück, „Trommeln in der Nacht“, kam Ende 1922 an die Münchner Kammerspiele. In diesem Sinne feiert nun auch seine alte Wirkungsstätte, das Berliner Ensemble, sein Denken zu politischem Theater, zur Theatralität des Alltags, zur Veränderbarkeit der Welt durch Kunst mit umfassendem Programm. Heute Mittag, zum Beispiel, mit einer Intervention auf dem Brechtplatz, bei der, ausgehend von Brechts Straßenszene, mit Funkkopfhörern ausgestattete Passant:innen zum Zweifeln an ihrer passiven Rolle im öffentlichen Raum bewegt werden.
Sonntagabend – Von der Raum- zur Zeitreise: Wussten Sie, dass man auf dem Zink auch hervorragend musizieren kann? Natürlich ist hier nicht vom chemischen Element die Rede, sondern von einem im 16. Jahrhundert verbreiteten Horninstrument, das, obwohl aus Holz oder Elfenbein gefertigt, zu den Blechbläsern gehört. Kennen Sie nicht? Ach, Sie bevorzugen schon immer das Salterio? Bitte was? Nun, in Spandau ist diese Art Wissen zurzeit en vogue, denn: „Spandau Macht Alte Musik“, kurz SPAM, heißt ein Festival für Mittelalter-, Renaissance- und Barockmusik mit einem hörenswerten Aufgebot an Ensembles, Orchestern und fast vergessenem Instrumentarium. Um 19 Uhr spielt das Cembalopaar Ton und Tini Koopman zum Wochenendeende in der Zitadelle Werke Johann Sebastian Bachs wie zu seiner Zeit. Bis 26.2. geht das Festival, das ganze Programm finden Sie hier.
Mein Wochenende mit

Kevin, unser liebstes Wildschwein in der Rotte, kennt jeden Flecken Land in Berlin und Brandenburg. An dieser Stelle gibt er wöchentlich Ausflugstipps ins Umland.
„Ja, das Wandern, das haben viele schon besungen. So auch Chantal, die trittsichere Sau von Nebenan. Wandern wolle sie, über Stock und Stein, einen Berg erklimmen, um von hoch oben auf alles hinabzuschauen. Zugegeben, letzterem kann sogar ich etwas abgewinnen. Aber, hach, wie mühsam! Da muss man sich entscheiden, ob man sich auf dieses oder jenes Wetter vorbereitet, wie viel man zu trinken mitnehmen sollte. Ganz zu schweigen von der Stilfrage: Pink, zum Beispiel, kann man im grünen Nadelwald einfach nicht tragen, das sieht nicht aus. An einem blauen See, da geht das. Oder wenn die Umgebung in hölzernen Brauntönen erstrahlt: Da wird Blassrosa zu einer interessanten, „ostalgischen“ Note. Zu oft habe ich schon danebengegriffen, weshalb ich nun stets etwas mehr mitzunehmen pflege als unbedingt nötig. Bloß, wer soll das alles schleppen? Etwa auf halber Strecke zwischen Schwedt und Eberswalde, bei Lunow-Stolzenhagen, blieb ich neulich deshalb liegen. „Du und deine Eitelkeit“, rümpfte Chantal ihr trüffelsensibles Riechorgan. Was soll man machen? Nun, ebenda holt man sich einfach tatkräftige, charmante, humorvolle Hilfe: Da gibt es nämlich Esel. Packesel, um genau zu sein, die nur darauf warten, mit Ihnen durch die Landschaft zu ziehen. Sogar kleine Kinder können Sie da einfach oben ablegen, eine rundum tragfähige Sache das. Das fand auch Chantal, der, nachdem sie ihr Minimalgepäck abgeladen hatte, unversehens ein Kompliment zu meiner Garderobe entfuhr. Ich empfehle mich, mit freundlichen Grunzen.“
Leseempfehlungen
Mit Kleinkind kann man vieles nur noch trotz Kind, sagt man. Was man dank Kind alles kann, wird dagegen gerne verschwiegen. Julie Klostermann (T+) über Berliner und Brandenburger Kulturtüren, die aufgehen, wenn das Kind dabei ist.
Dieses Wochenende dirigieren drei Frauen in Berlin große Orchester: Marie Jacquot das DSO in der Philharmonie, Karina Canelakis ebenda das RSB und Elim Chan das Konzerthausorchester im Konzerthaus. Christiane Peitz (T+) sprach mit letzterer über fehlende weibliche Solidarität in der Orchesterwelt und das Leben zwischen Berlin und Hongkong.
Fühlen auch Sie sich immer weniger einzigartig? Es könnte an Ihrem Stil-Vorbild liegen! Warum heute mehr Menschen denn je Rudi Völler nacheifern, erklärt Silvia Silko (T+)
Wochenrätsel
Gewonnen! Wie Sie vielleicht schon wissen, gibt es Berlin dank der Digitalisierung mittlerweile auch als App. Rekordverdächtig daran ist nicht, dass es die App bereits seit Jahren gibt, sondern, dass sie schon seit diesem Datum derart zukunftsfähig ist, dass weitere Updates bislang offenbar nicht mehr nötig waren:
a) Juni 2020
b) Juni 2021
c) Juni 2019
Tipp: Wer den Checkpoint letzte Woche aufmerksam las, ist im Vorteil!
Schicken Sie uns die richtige Lösung und gewinnen Sie einen Checkpott.
Jetzt mitmachenDiesen Checkpoint hat Ihnen Lionel Kreglinger (Frühproduktion) auf den Bildschirm gezaubert, am Montag lesen Sie an dieser Stelle gleich doppelt von Ann-Kathrin Hipp und Lorenz Maroldt.
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