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Auf der Oberbaumbrücke versagt die VerkehrspolitikBritische Milliardärsfamilie kauft 3000 Wohnungen in BerlinDie BER-Entrauchungsanlage funktioniert

Mit Prognosen für die Zukunft sollte man sich bekanntlich zurückhalten, aber mit „Harry, hol schon mal den Rettungswagen“ (CP vom vergangenen Samstag) lagen wir ganz gut: Nachdem am Montag die gemeinsame Baustellenspur für Rad- und Autoverkehr auf der Oberbaumbrücke freigegeben wurde, befanden Polizei und Verkehrslenkung beim Ortstermin: zu gefährlich. Weil manche Autofahrer durchdrehen, wenn sie bei beschildertem Tempolimit 20 mal einem Radfahrer mit 17 km/h hinterherzuckeln müssen.

Also wurden die Radfahrer auf den Gehweg geschickt und per Schild zum Schieben aufgefordert, was einerseits niemand tat und andererseits alle empörte. Die von einer gut besuchten Spontandemo der Radfahrerlobby aufgeschreckte Verkehrssenatorin versprach Abhilfe – auf Kosten der Fußgänger, die nun mit einer provisorischen Ampel unters U-Bahn-Viadukt geschickt werden sollen, wo sie fast über die Lager der Obdachlosen steigen müssen. Als „dummdreist, aber aussichtslos“ bezeichnete der Fachverband Fuss e.V. diesen Plan, der nächste Woche umgesetzt werden soll. So exemplarisch bekommt man das Berliner Verkehrswesen nicht alle Tage vorgeführt. Wir lernen: Es gilt nicht die Vorschrift (Tempo 20), sondern das Recht des Stärkeren, das schrittweise von der Spitze der Nahrungskette (Kfz) über die Vegetarier (Radverkehr) durchgesetzt wird, sodass am Ende das Krill (Fußgänger) Neese ist, wie der Berliner sagt.

Natürlich sind Bauarbeiten auf einer extrem frequentierten Brücke per se schwierig, aber der Fall illustriert die Denke der Verantwortlichen auf deprimierende Weise.