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Kiew und Moskau wollen ab Montagmorgen verhandelnErste Geflüchtete in Berlin – wie es mit der Aufnahme läuftBerlin hat nicht genug funktionierende Notwasserbrunnen

mit dem heutigen Morgen beginnt der fünfte Tag der Invasion der Ukraine. Noch immer überfällt die russische Armee ukrainische Städte, kurz: In Europa herrscht weiterhin Krieg. Was ist in der Nacht geschehen?

+++ In diesen Morgenstunden sollen Friedensverhandlungen zwischen der Ukraine und Russland beginnen, melden russische und ukrainische Nachrichtendienste übereinstimmend. Das Treffen soll bei Tschernobyl stattfinden, nahe der belarussischen Grenze. „Ich glaube nicht an ein Ergebnis dieses Treffens, aber lasst es uns versuchen“, sagte der ukrainische Präsident Selenskyj in einer Stellungnahme.

+++ Laut einem US-Regierungsoffizier könnte Belarus noch am Montag in den Krieg Russlands gegen die Ukraine einsteigen. Das berichtet die „Washington Post“.

+++ EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hat sich für einen EU-Beitritt der Ukraine ausgesprochen. „Sie sind einer von uns und wir wollen sie drin haben“, sagte sie „Euronews“. Selenskyj hatte das Thema am Samstag auf die Agenda gebracht.

+++ Der russische Diplomat und Leiter der Delegation seines Landen bei einem UN-Klimatreffen in Paris soll sich für den Ukraine-Krieg entschuldigt haben. Es gebe keine Rechtfertigung für den Angriff, soll er laut AFP gesagt haben. Die Nachrichtenagentur beruft sich auf drei Zuhörer der Rede.

Außerdem trifft sich US-Präsident Biden am heutigen Morgen mit Verbündeten zu einer Schaltkonferenz. Alle Ereignisse in unserem Newsblog.

Am Sonntag haben die Berliner*innen gezeigt, auf welcher Seite der Geschichte sie stehen möchten: Mehr als 100.000 demonstrierten zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor ihre Solidarität mit der Ukraine und zeigten, dass sie nicht nur verstanden haben, wie nah dieser Krieg ausgefochten wird („Berlin–Freiburg 680 km, Berlin–Front 670 km“ – ein Transparent auf der Demo; Q: Morgenpost), sondern auch, wie man darauf antworten möchte.

Zwar macht die Teilnahme an einer Anti-Kriegs-Demo im sicheren Berlin bekanntlich keinen Frieden. Und auch „Imagine“ von John Lennon, das dort gespielt wurde, hat sich historisch als eher wirkungslos erwiesen. Die Menschenmasse kreiert zunächst einmal nur eines: Bilder. Aber dass die wirken, haben die letzten Tage einmal mehr gezeigt.

Immerhin ist der Ukraine-Konflikt der erste Krieg auf europäischem Boden, in dem Social Media fester Bestandteil des Kampf-Repertoires sind – der russischen Seite mit ihren Bots, aber auch der ukrainischen Verteidigungs-Seite, die eine David-gegen-Goliath-Heldengeschichte erzählt. Selenskyj, Präsident und Social-Media-Star, schickt kämpferische Selfie-Videos in die Welt. Dank der Handykameras von Soldaten und Zivilisten gehen Videos von liegengebliebenen russischen Panzern (Youtube/Guardian) und Schiffen (Twitter/Fatima Tlis) viral. Diese Dynamik macht auch die Bilder der Hunderttausend in Berlin umso relevanter.

Dennoch ist das nicht der entscheidende Moment. Der kommt erst, wenn Alltag einkehrt. Sobald die blau-gelben Flaggen-Emojis wieder aus den Profilbildern und Namen bei Whatsapp und Co. verschwunden sind und die Fassaden aller möglichen Gebäude nicht mehr emphatisch in den ukrainischen Nationalfarben bestrahlt werden, wird sich zeigen, wie ernst Berlin es mit der Solidarität wirklich meint.