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So geht es in den Schulen nicht weiterBundesregierung will Familien einen Corona-Bonus von 300 Euro pro Kind zahlenHertha BSC gewinnt das Derby mit 4:0 und ist Stadtmeister

in einem Monat beginnen die Sommerferien – aber wie geht’s mit der Schule weiter? So wie bisher jedenfalls nicht: Die Teilzeitlösung hilft weder Schülern noch Eltern und bringt Lehrerinnen und Lehrer an ihre Grenzen. Virologen zweifeln aufgrund neuer Studien an den Maßnahmen – und alle medizinischen Laien zweifeln aufgrund der offenkundigen Wiedersprüche: Was bringt die beste Hygieneverordnung mit Abstandsregeln und Einbahnstraßensystem auf den Gängen im Schülerschichtbetrieb, wenn sich nach dem Unterricht alle in den Armen liegen?

Nach Familienministerin Franziska Giffey (CP von gestern) fordert jetzt auch Berlins Ärztekammerpräsident Günther Jonitz die Rückkehr zum Normalbetrieb (Q: „Morgenpost“), das „Infektionsgeschehen“ soll beobachtet werden. Das Fach der Stunde heißt „Lebensnahe Biologie“, ein virologisches Experiment im unfreiwilligen Selbstversuch. Die Fachwelt schaut gebannt zu – wenn’s schiefgeht, gibt’s danach den Zusatzkurs Ethik.

Ärger gibt‘s auch wegen der „Sommerschule“, eine weitere (unfertige) Idee aus dem Haus von Bildungssenatorin Sandra Scheeres. Für wen da was genau angeboten wird: alles umstritten, alles offen. Manche Schulleiter halten eine höhere Stundenzahl im nächsten Jahr für die bessere Lösung, Landeselternsprecher Norman Heise plädiert für Verbindlichkeit in den Ferien – „auch wenn die Sonne lacht und der Badesee ruft“.

Unter dem Motto „Berlins kreativste KrisenlehrerInnen“ hatten wir Sie gebeten, uns Ihre Erfahrungen mitzuteilen – hier schon mal herzlichen Dank für die vielen Einblicke, die wir auf diese Weise bekommen (und im Tagesspiegel noch gründlich auswerten). Enorm beeindruckend ist, wie manche Schulen mit originelle Ideen zum Lernen motivieren. Beispiel Schinkel-Grundschule:

Jedes Kind bekommt eine Tasche mit individuell abgestimmten Lehrmaterialien überreicht, am Wochenende kontrolliert die Lehrerin die Arbeiten und packt die Tasche für die kommende Woche. Darin ist immer etwas Persönliches: mal ein Anschreiben, mal etwas Gebasteltes, mal ein Bild. Die Eltern bekommen jede Woche einen Link zu einem Video zum gemeinsamen Anschauen mit dem Kind zugeschickt – hier informiert die Lehrerin in lustiger Form über ihre Arbeit (z.B. wie sie die Taschen für die Kinder packt), aber auch über ihre Lieblingsorte, ihren Sport (hier: Reiten) und ihren Garten. Die Eltern bekommen Feedback und aufmunternde Worte.

Auch die Evangelische Schule Köpenick (Gymnasium) setzt darauf, „mehr Nähe in die Ferne zu bringen“ – ebenfalls mit selbstgedrehten Videos der LehrerInnen, durch zeitgleiches, gemeinsames Arbeiten an Dokumenten (per Microsoft Teams) und mit besonderen Video-Aufgaben (z.B. französische Rezepte aufnehmen oder Balladen im Park vortragen).

Zuviel unausgereifte Technik in Kombination mit zu wenig persönlicher Ansprache führt anderswo allerdings schnell zu Überforderung – auf allen Seiten: unübersichtliche Apps, unklare Kommunikationswege, von Lehrer zu Lehrerin unterschiedliche Aufgaben-Anforderungen (E-Mail, Ausdruck, Scan, abzufotografierende Unterlagen) und dann auch noch die Download-Aufforderung für einen Tracker – das sollte keine Schule machen (aber manche tun’s doch).

Wir sammeln weiter: Schicken Sie uns Ihre Erfahrungen gerne an checkpoint@tagespiegel.de

Ob es am schlechten Gewissen lag, dass sich die Bundesregierung einen „Corona-Familienbonus“ in Höhe von 300 Euro pro Kind ausgedacht hat? Sechs Milliarden wird das kosten, dafür müssen Schulden aufgenommen werden – für die dann irgendwann die Kinder geradestehen müssen (die Lufthansa soll neun Milliarden bekommen). Vom Kinder-Konjunkturprogramm profitieren übrigens alle Familien, ungeachtet ihrer finanziellen Lage und Corona-Betroffenheit (es gibt ja auch Virus-Profiteure). Dazu heute auch unsere Umfrage – wir sind gespannt auf Ihre Meinung:

Umfrage zum Corona-Bonus

Mit Checkpoint-Abo lesen Sie heute zudem unter anderem:

+ Franziska Giffey warnt in der Corona-Krise vor häuslicher Gewalt – doch was weiß ihr Ministerium darüber?

+ „Als würde man hier noch mit dem Plastikbecher telefonieren“: Ein Verwaltungssprecher gewährt seltene Einblicke auf den Zustand einer wichtigen Verbindung.

+ Ach, Corona: Was heute in einer anderen Welt Berlin zum Brummen gebracht hätte.

+ Kritiker unterm Aluhut: Warum das Land ausgerechnet am Grundgesetz-Tag „vor der schwersten Rezension seit Jahrzehnten“ steht.

+ „Nicht vergessen!“ Vor acht Jahren sollte die große Eröffnungsparty steigen – wir blicken nochmal auf unserer Original-Einladungskarte.

+ „Nur noch Gefängnis“: Was der Justizsenator zur Tegel-Schließung sagt.

+ „Keine Einsicht“: Wie ein Berliner Abgeordneter mit einer Klage vor dem Verfassungsgericht scheiterte.

+ Und am Montag im Checkpoint: Ein Job für Tom Cruise in Kreuzberg / Behördenpingpong mit Stadtrat Oliver Schruoffeneger / Das heimliche Getränk der Krise / Das Quiz zu Berlins Kernkompetenz: Schulden machen.

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Haben Sie das mit Abstand entspannteste Wochenende.

Ihr Lorenz Maroldt

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