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Ampel in Berlin leuchtet schwächer als im BundKunstsammler Berggruen kündigt Galerien in seinem HausClärchens Ballhaus lädt nach über 600 Tagen wieder zum Schwoof

Bei Rot bleibe stehen, bei Grün darfst Du gehen. Und bei Gelb? Die neue deutsche Bundesampel leuchtet schon mal mit Schlagworten wie „Fortschritt“, „Mut“ und „Aufbruch“, bevor sie überhaupt in Betrieb geht (Liveblog hier). Fast wie bisher weiter ging dagegen der Betrieb auf der Berliner Landesstraße, wo die Sondiererinnen und Sondierer aller Parteien bisher auf Autopilot geschaltet hatten. Am Donnerstag aber blinkten sich Gelb und Grün plötzlich freundlich an. Und so dürfte entweder Rot-Grün-Rot unter leicht veränderten Leuchtzeichen weitermachen, wofür auch wichtige SPD-Kreisverbände votiert haben – allerdings teilweise nur knapp wie in Charlottenburg-Wilmersdorf. Oder der von allen angekündigte „Aufbruch“ könnte auch hier neue Farben tragen.

Die Ampel ist in Berlin jedenfalls noch nicht ausgeschaltet – zumindest nicht bis heute Morgen, wenn der Geschäftsführende SPD-Vorstand entscheiden will, wer richtig steht, wenn das Licht angeht. Wichtiger ist sowieso, dass der Stadt endlich ein Licht aufgeht. Wie wäre es etwa mit einer „grundlegenden Verwaltungsreform“, wie sie Pankows noch regierender Bürgermeister Sören Benn (Linke) als zentrales Senatsprojekt vorschlägt? Dann könnte die Stadt auch ohne Ampel leuchten – und die nächste Wahl bräuchte keinen Pannen-Notdienst. Traut sich Berlin so viel Aufbruch zu?

Keinen Abbruch gibt es an immer neuen Schilderungen von ehrenamtlich Wahlhelfenden über den chaotischen Sonntag der Stimmabgabe. Zu der Einschätzung des für die Wahlaufsicht zuständigen, aber für eine Entschuldigung bisher unzuständigen Innensenators Andreas Geisel (SPD), es handele sich bei den vielen bisher bekannten Pannen um ausschnitthafte öffentliche Wahrnehmungen, schreibt uns Checkpoint-Leser Martin Theobald: „Jetzt platzt mir die Hutschnur.“ Auch Theobald, der sich als Wahlvorstand in Schöneberg engagierte, berichtet von schwachen Schulungen und geringer Unterstützung für Wahlhelfende, zu wenigen Stimmzetteln und Wahlkabinen sowie schlechter Erreichbarkeit des Wahlamts – kurz: organisierter Unorganisiertheit.

„Ich als Demokratiefanatiker bin von den Schönredereien, den Ausflüchten und dem Wegducken der politischen Menschen mehr als enttäuscht, denn dieses Gerede bestärkt die extremistischen Ränder, gegen die ich immer ankämpfe, um mir die Freiheit zu erhalten.“ Wenn Geisel sage, die Pannen hätten nur 4,8 Prozent der Wahllokale betroffen, „dann war er an dem Tag nicht wählen“, findet Theobald. Höchste Zeit jedenfalls, auch alle Pannen neu auszuzählen.

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