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Lockdown-Maßnahmen im ÜberblickSenat nicht zuständig für Geldautomaten vor HaustürenFrank Zander soll seine Wohnung räumen

heute beginnt er, der Winter unseres Missvergnügens. Ja, wir müssen zusammenhalten in den nächsten Monaten, weil uns das Halt gibt in einer haltlosen Zeit des Ungewissen. Und wir müssen uns festhalten, wenn schon abstandshalber nicht aneinander, dann doch an unserer Hoffnung, dass wir es alle gemeinsam besser machen: Unser Leben nach Corona, wann auch immer es beginnt. Und unser Leben jetzt, wie lange auch immer es dauert: Indem wir uns gegenseitig schützen – und das Gesundheitssystem, das unsere Gesundheit nicht in unbegrenztem Maß schützen kann.

Beginnen wir also mit dem, was uns per Verordnung ab Montag als „Vier-Wochen-Therapie“ (Bayerns Ministerpräsident Markus Söder) bevorsteht. Aber zuerst mal starten wir mit dieser Erkenntnis: Wir alle wissen nicht besser, wie man eine weltweite Pandemie am wirkungsvollsten bekämpft, ohne das ganze restliche geliebte Leben damit niederzukämpfen. Aber wenn uns unser freies Leben etwas wert ist, muss es uns auch eine zeitweilige Einschränkung wert sein. Zumindest für die Gesundheit von denen, die uns am liebsten sind. Und mit denen wir uns, irgendwann wieder einmal, gesund ins Vergnügen stürzen wollen.

Der November war ja schon immer das Vorletzte des Jahres. In diesem Jahr verlangt er vielen nun die letzte Kraft ab. Bundesregierung und Ministerpräsidenten haben am Mittwochabend folgende Regeln für den nächsten entscheidenden Pandemie-Monat einmütig beschlossen:

- Das Wichtigste: Kitas und Schulen bleiben offen. Das Digital- und Hygienekonzept in Berlins Klassenräumen könnte allerdings noch ausgebaut werden: Bisher besteht es aus Stoß- und Querlüften.

- Das derzeit Unwichtigste: Die Fußball-Bundesliga spielt ohne Zuschauer. Hertha beschließt die am Sonntag endende Saisonphase ohne singende Fans, womöglich noch mit 500 Besuchern im weiten, stillen Olympiastadion-Rund. Aber Profifußball in diesen Zeiten wirkt sowieso unrund; vielleicht nicht ansteckend, aber aneckend.

- Alle Menschen sollen ihre Kontakte zu anderen Menschen außerhalb des eigenen Hausstandes auf ein „absolut nötiges Minimum“ reduzieren. Öffentlich darf man nur noch mit einem weiteren Hausstand unterwegs sein (mit insgesamt höchstens zehn Personen). Größere Feiern und Empfänge sind auch zu Hause untersagt. Viele Menschen fallen auf sich selbst zurück. Und dürfen sich nicht fallen gelassen fühlen.

- Corona-Schnelltests für Altenheime, Pflegeheime, Behinderteneinrichtungen und Krankenhäuser sollen ab jetzt ausreichend zur Verfügung stehen. Die Kosten für Betroffene und auch Besucher werden von den Krankenkassen übernommen.

- Die gesamte Kultur darf im November im ganzen Land nicht aufspielen, höchstens digital. Gleiches gilt für den Freizeit- und Breitensport; bloß Dehnen und Strecken im Park bleiben erlaubt. Private Reisen auf allen Strecken des Landes sind untersagt. Gottesdienste dürfen weiter stattfinden – warum, weiß der Himmel.

- Restaurants, Bars, Fitnessstudios, Schwimmbäder, Messen, Bordelle müssen schließen. Sie können aber, wie andere leidende Unternehmen und auch Solo-Selbstständige, eine Staatshilfe von bis zu 75 Prozent des Umsatzes vom November 2019 beantragen. Details dazu sollen heute bekannt gegeben werden. Ein Trost ohne Prost.

- Betriebe sollen weiter produzieren, Busse und Bahnen weiterhin fahren. Allerdings unter dem Beförderungsvorbehalt von Mittes Bezirkssprecher Stefan Kuschel, der gestern twitterte: „Für den Moment würde mir eine nationale Kraftanstrengung zur Durchsetzung der Maskenpflicht in der U1 reichen.“

- Auch Geschäfte und Friseure bleiben geöffnet – natürlich nur für Kundinnen und Kunden mit Maske. Immerhin erlebt Deutschland keinen zweiten Locke-down.

- Zum Schluss noch die wichtigste Selbsterkenntnis von Bundeskanzlerin Angela Merkel: „Wir sind auf die Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger angewiesen.“ Woraus die Regierung hoffentlich lernt: Alle Einschränkungen müssen uneingeschränkt besser erklärt und kommuniziert werden.

- Ganz und gar nicht unwichtige Zusatzvereinbarung: Bundestag und Bundesrat sollen die Maßnahmen endlich umfassend beraten und eine „akute nationale Gesundheitsnotlage“ beschließen. Möglichst noch diese Woche.

Und nun? Müssen sich alle nur noch dran halten. Also wir uns.

Umfrage zu Corona-Maßnahmen

Was die Bundeslandesregierungsrunde gestern beschlossen hat, muss nun jedes Bundesland ab heute in Verordnungen gießen. Der Senat verhandelt am Nachmittag, wie es weitergeht. Pankows Bürgermeister Sören Benn (Linke), der im heraufziehenden Herbst als einer der ersten einen planvollen Lockdown gefordert hatte, sieht die Bundesbeschlüsse skeptisch und pocht auf einen Gestaltungsspielraum des Landes, „den wir nutzen sollten“. Auf Checkpoint-Nachfrage sagte Benn am Mittwochabend: „Auch wenn das Maßnahmepaket deutliche logische Lücken hat, sein Zustandekommen überstürzt wirkt und insgesamt wenig planvoll erscheint, so entspricht es doch mindestens dem Anspruch des rechtzeitigen Handelns.“

Benn selbst hätte eher Shoppingmalls als Theater und Kinos geschlossen. Und dann ergänzt Pankows Bürgermeister noch mit Wucht einen wichtigen Zusatz aus Berlins kinderreichstem Bezirk: „Vor allem bin nicht überzeugt, dass wir die Schulen einfach so weiterlaufen lassen können. Dabei rede ich nicht von Schließungen, aber doch von Hybridbetrieb mit deutlicher Kontaktreduzierung.“ Es bleiben viele Hausaufgaben, vor allem für die Erwachsenen.

Nicht-Durch-Regiermeister Michael Müller (SPD), als Krisenmanager weiterhin gut sortiert, wirkte am Mittwoch sichtlich angefasst von einem „harten und bitteren Tag“, der viele Berliner Aufbaujahre wieder in Frage stelle (Statement hier). Immerhin der Abend eröffnete ihm selbst neue politische Perspektiven. Mit einem knappen, aber doch nicht dünnen Vorsprung (58,4 zu 40,2 Prozent) gewann er das Rennen um die SPD-Bundestagskandidatur in Charlottenburg-Wilmersdorf vor Sawsan Chebli, seiner Herausforderin aus der eigenen Senatskanzlei. Im Westen nichts Neues.

Immerhin hat das innerlich und öffentlich ausgetragene Duell darüber, wofür die SPD steht und wohin sie gehen will, den Berliner Spezialdemokraten gut getan – oder wie Sawsan Chebli auf Checkpoint-Nachfrage sagt: „Der Wettbewerb stand uns gut zu Gesicht.“ Jede Partei, die einladend für Menschen sein will, braucht eben nicht nur Hinter-, sondern auch Vorderzimmer. Und vielfältige Menschen, die Türen aufhalten –­ selbst, wenn das vor allem der eigenen Karriere dienen mag. Und ab und zu Fenster öffnen – zum Durchlüften.

Schließen wir den Corona-Block (alle aktuellen Entwicklungen aus Berlin hier im Blog) mit ein paar nachdenklichen Gedanken von Johannes R. Becher. Der Nachkriegs-Lyriker, dessen scharfer Verstand bald als Kulturminister der DDR an die sozialistische Propaganda verloren ging, veröffentlichte im Oktober 1945 im damals noch jungen Tagesspiegel das „Lied vom Anderssein“ (via Erik Reger/Twitter). Und obwohl 75 Jahre alt, wirken die Zeilen heutiger als gestern noch:

Anders ist der neue Tag
Anders war der alte.
Anders hallt der Stundenschlag,
Als er vormals hallte.

Anders müssen wir uns müh’n,
Als wir je uns mühten,
Und die Blumen anders blüh’n,
Als sie jemals blühten.

Anders geh ich von Dir fort,
Anders blickt dein Fragen.
Höre dich dasselbe Wort
So ganz anders sagen.

Was ist mit uns gescheh’n?
Sind nicht mehr die gleichen.
Allerorts ist zu erseh’n
Einer Wandlung Zeichen.

Anders schmeckt der gleiche Wein.
Was ist uns vergangen?
Welch ein großes Anderssein
Hat die Welt umfangen!

Zeit, die nicht d i e Zeit sein will -
Alles ist im Wandern.
Jeder, hält er noch so still,
Wird zu einem andern.

Falls Sie jetzt eine erfrischende Beschäftigung an der frischen Luft suchen – mit Abstand und mit Abenteuern –, dann gehen Sie doch im Trüben fischen. So wie Christian Kessels, der in seiner Freizeit in die größer werdende Szene der Berliner Magnetfischer abtaucht. Gemeinsam mit einem Kumpel entert der 32-jährige Unternehmensberater aus Prenzlauer Berg Leihroller, Einkaufswagen, Fahrräder und Kettensägen aus Spree und Havel (Fotos hier).

Mit seinem Magneten mit 60 Kilo Zugkraft und einem Stahlseil geht er Berlins versunkenen Geheimnissen auf den Grund, wie er am Checkpoint-Telefon erzählt. „Im Landwehrkanal in Neukölln finde ich allerdings nur Kronkorken“ – hier scheint die Wegwerfkappe zum Wegbier zu gehören. In den auch nicht stillen Wassern in Mitte lagern dagegen vorrangig E-Roller und Leihfahrräder im kühlen Grunde – wohl auch, weil viele von ihnen vorher grundlos auf der Mitte der Bürgersteige rumstehen.

„Oft finden wir auch weggeworfenes Diebesgut wie alte Tresore – und im September haben wir an der Friedrichstraße in der Nähe des Grill Royal eine Pistole geangelt. Die haben wir gleich einem vorbeifahrenden Polizeiboot übergeben“, berichtet Kessels. Sonst meldet er die von den Stadtgewässern schmierigen Treibgut-Stapel der Stadtreinigung via App – „aber manchmal liegt alles ein paar Wochen später wieder im Fluss, dann hat es jemand vor der Abholung wieder reingeworfen“. Und wozu das Ganze? „Zeitvertreib, ein bisschen Umweltschutz, Ehrgeiz“, sagt Kessels, der vorsorglich versichert: „Ich habe auch normale Hobbys und spiele Schlagzeug.“ Bestimmt in einer Metall-Band.

Stimme und Laune verschlägt es gerade Berlins Sozialbarde Frank Zander, der seine Hymne „Nur nach Hause geh’n wir nicht“ wohl bald umtexten muss: Nur zu Hause fliegt er raus. Von seinem Münchner Vermieter, der gerade über Zanders Wohnung im Dachgeschoss ein Luxus-Appartement bauen lässt, hat der 78-Jährige eine fast fristlose Kündigung zugeschickt bekommen. Verlangter Auszug: diesen Freitag.

Im Kiez gab es gestern eine kleine Demo für Zander, der Hunderten Obdachlosen alljährlich mit seinem berlinberühmten Gänseessen hilft und, wie berichtet, diesmal coronabedingt Food-Trucks zu Berlins Bedürftigen schickt. „Das ist mehr als unverschämt, wenn man nach mehr als 50 Jahren aus seiner Wohnung geschmissen werden soll“, schimpft Zander am Checkpoint-Telefon. „Berlin darf sich nicht am Immobilienmarkt verkaufen lassen. Luxuswohnungen sind ja keine Wohnraumbeschaffung für normal verdienende Leute.“

Zander geht nun juristisch gegen den Bescheid vor und so schnell umziehen kann er sowieso nicht: „Vor dem Haus stehen Gerüste und ein Kran, da komme ich nicht mal mit ‘ner Tasche raus.“ Und so bleibt Zander, der sich selbst einen „Neuköllner Straßenköter“ nennt, eben dort, wo er beheimatet ist: nur zu Hause.

Telegramm

Gereon Rath kann auch mal lachen, Charlotte Ritter muss auch mal weinen. Und beide zusammen erfühlen eine Stadt im Aufbruch und nahenden Abbruch – in Berlins Zwanziger Jahren, die keine Serie so gut ausfüllt wie „Babylon Berlin“, die derzeit die ARD-Mediathek bersten lässt. Die dritte Staffel ist – weil man in fast jeder Szene das Ende, also den Anfang des überall heraufziehenden Nationalsozialismus erspürt – noch packender als die ersten beiden. Und wenn Sie jetzt Lust haben, noch mehr abzutauchen in den untergetauchten Jahren der Extreme und Exzesse, dann machen Sie mit bei unserer Tagesspiegel-Zeitreise. Zum Serienstart erstellt, haben unsere Reporterinnen und Reporter die Stadt von damals neu erspürt. Mit zeitlos aktuellen Texten zum Lachen. Und Weinen.

So, noch schnell Wichtiges und wenig Witziges aus der aktuellen Stadtpolitik:

- Nina Stahr und Werner Graf bleiben Landesvorsitzende der Grünen. Das beschlossen diese auf einem der letzten Präsenzparteiversammlungen des Herbstes im Neuköllner Estrel – und waren sich ganz grün in der Hoffnung, nächstes Jahr das Rote Rathaus zu übernehmen.

- Der ebenfalls im Estrel geplante Landesparteitag der SPD am Sonnabend könnte jetzt doch in ein Digitalkonvent umprogrammiert werden. „Wir werden noch einmal kritisch mit dem Parteitag umgehen“, sagte der scheidende Parteichef Müller am Mittwochabend und kündigte kurzfristige Beratungen in der Parteispitze an. Eher ist darauf offenbar keiner gekommen.

- Die Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg hat gestern erneut die Amtsführung des Grünen-Baustadtrats Florian Schmidt missbilligt. Schmidt hatte mit seiner waghalsigen Vorkaufspolitik auf dem Immobilienmarkt dem sozial klammen Bezirk Zahlungsverpflichtungen von 270.000 Euro eingebrockt.

Laut Landesrechnungshof ging der Bezirk durch den Vorkauf von sechs Miethäusern 2019 insgesamt ein Haftungsrisiko von 27 Millionen Euro ein. In zwei Fällen konnte der Kaufpreis durch die beauftragte Genossenschaft „Diese eG“ nicht aufgebracht werden. Die Staatsanwaltschaft Berlin ermittelt in der Affäre um die „Diese eG“ gegen Schmidt wegen des Vorwurfs der Haushaltsuntreue.

- Wegen des kaum aus den Augen und dem Sinn zu räumenden Vorwurfs des Plagiats sollte die Freie Universität der designierten Berliner Spitzenkandidatin der SPD, Franziska Giffey, ihren Doktortitel doch noch entziehen. Schließlich sei eine von der FU erteilte Rüge für die Bundesfamilienministerin gar nicht im Hochschulrecht vorgesehen und damit rechtswidrig.

So urteilt der Bonner Jura-Professor Klaus Gärditz glasklar in einem Gutachten für die CDU. „Wenn das die Standards an der FU sind, schädigt das alle, die dort redlich ihren Doktortitel gemacht haben“, schimpft Gärditz. „Sie geraten in den Ruf, an einer Billig-Universität einen Doktorgrad hinterhergeworfen bekommen zu haben.“ Giffey kann diese Einschätzung noch teuer zu stehen kommen.

Tief im Osten geht endlich die Sonne auf. Chemnitz – Deutschlands einzige Großstadt, in deren Hauptbahnhof Straßenbahnen statt ICEs ein- und ausfahren – wird 2025 europäische Kulturhauptstadt. Das frühere Karl-Marx-Stadt (das im angrenzenden Erzgebirge schon früher keiner so genannt hat) überzeugte die internationale Jury nicht nur mit dem Kolosskopf des Vordenkers der Arbeiterbewegung im Stadtzentrum, sondern mit Kleinkunst im öffentlichen Raum. Bedeutendste Skulptur: der Darm von Karl Marx im Schillerpark, ebenso überdimensioniert wie der Kopf (Foto hier). „Auch dieses Organ ist sehr wichtig für die Stimmung, die Ideen und das Glücklichsein eines Menschen“, sagt Künstlerin Anetta Mona Chişa. Und Karl-Marx-Stadt wird schon wieder umbenannt: in Darmstadt.

Wichtig ist, was hinten rauskommt. Was schon Helmut Kohl wusste, wird nun auch bei Berlins Wurmfortsatz am südöstlichen Ende wahr: Am Sonnabend wird in Schönefeld der BER eröffnet, mit 100 Gästen und ein paar Flugzeugen. Falls Sie schon mal vor Verwunderung abheben und durch ein 3D-Modell des neuen Flughafens schweben und dabei alle Fehler noch einmal entdecken und auch den zukünftigen Ausbau betrachten wollen, machen Sie hier den interaktiven Tagesspiegel-Check-in. Nur fliegen wird schöner.

Was ihr nicht seht (94)

Das Projekt @wasihrnichtseht macht Rassismuserfahrungen von Schwarzen sichtbar. Wir machen das durch eine Kooperation an dieser Stelle auch.

Seitenblick ins Ausland: Um die Ecke in Polen demonstrieren Zehntausende gegen ein Abtreibungsverbot (Video von den Protesten hier). In Belarus sieht sich die friedliche Demokratiebewegung (Kommentar hier) jetzt der Drohung des Innenministers gegenüber, die Sicherheitskräfte sollten gegen Demonstranten zu den Waffen greifen. Im waffenvernarrten Amerika haben bereits 70 Millionen US-Wählerinnen und -Wähler ihre Stimme abgegeben (eine besonders eindrucksvolle Warteschlange aus New York hier). Die Welt, sie steht nicht still. Drehen wir uns also um, nach den anderen Menschen um unsere Ecke.

Schulterblick ins Inland: Der Mindestlohn, derzeit bei 9,35 Euro brutto pro Stunde, steigt bis Juli 2022 stufenweise auf 10,45 Euro. Das ist wohl auch das Mindeste.

Ach ja, ab Sonnabend gilt Maskenpflicht auf folgenden 35 Berliner Straßen und Plätzen:

Alexanderplatz; Alte Schönhauser Straße; Altstadt Spandau; Bebelplatz; Bergmannstraße; Bölschestraße; Boxhagener Platz; Breitscheidplatz; Europaplatz; Friedrichstraße; Hackescher Markt; Hardenbergplatz; Hermannplatz; Hermannstraße; Karl-Liebknecht-Straße; Karl-Marx-Straße; Kottbusser Tor; Kurfürstendamm; Lausitzer Platz; Leipziger Platz; Lustgarten; Olympischer Platz; Pariser Platz; Potsdamer Platz; Rathausstraße; Rosa-Luxemburg-Platz; Rosenthaler Platz; Schloßstraße; Sonnenallee; Tauentzienstraße; Turmstraße; Unter den Linden; Wilmersdorfer Straße; Washingtonplatz; Wittenbergplatz.

Und auch das noch; abgesagt für Sonnabend in Berlin: Halloween draußen, der Bezirkstag der Kleingärtner Prenzlauer Berg drinnen – und auch die Laufgruppe des Checkpoint dreht keine Jahresabschlussrunde um den BER mehr. So bleiben wir eben zu Hause fit. Und gruseln uns nicht davor.

Sonst noch was? Ach ja, die amtliche Feststellung des Senats zu den immer mehr in Hauseingängen herumstehenden Geldautomaten. Die lautet ganz berlinisch: nicht zuständig. Also schreibt Bausenator Sebastian Scheel (Linke) an Friedrichshain-Kreuzbergs Bürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) in einem internen Brief an die „liebe Monika“: „Leider wird in der Öffentlichkeit immer wieder kolportiert, dass der Verbleib der Geldautomaten in diesen unbefriedigenden Situationen auf Weisung meines Hauses gegenüber Mitarbeitenden Ihres Amtes erfolgte. Hierzu möchte ich klarstellen, dass es so eine Weisung nie gab und im Übrigen, mangels Fachaufsicht über die Bezirke, auch gar nicht geben könnte.“ Okay, da hebt wohl jemand ab, und zwar kein Geld.

BER Count Up – Tage seit Nichteröffnung:

3073

Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup hat das Wunder vollbracht: Am 31. Oktober 2020 ist der Flughafen BER offiziell eröffnet worden. 3.073 Tage nach der ersten Nicht-Eröffnung stellen wir damit unseren Count Up ein. Wer nochmal zurück blicken will: Im Tagesspiegel Checkpoint Podcast "Eine Runde Berlin" spricht Lütke Daldrup mit Tagesspiegel Chefredakteur Lorenz Maroldt und Checkpoint Redakteurin Ann-Kathrin Hipp über detailverliebte Kontrollen, politische Befindlichkeiten und aufgestaute Urlaubstage.

Zitat

„Der BER wird in Berlin populär werden.“

Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup im Checkpoint-Sonderpodcast „Eine Runde Berlin“ mit Lorenz Maroldt und Ann-Kathrin Hipp – ab heute Abend nachhörbar auf allen Audio-Plattformen.

 

Tweet des Tages

Homeoffice schließen – schließlich sind Privat-Haushalte im Moment die größte Ansteckungsgefahr!

@alf_frommer

Stadtleben

Essen – Herbstliches Herzerwärmendes gibt es bei Omi Rosis Suppen in Charlottenburg unweit des Schlossparks (Sophie-Charlotten-Straße 107, S-Bhf Westend). Ganz nach der Philosophie, Kindheitserinnerungen wieder aufleben zu lassen, gibt es bei Omi Rosi traditionell-nostalgische Eintöpfe (etwa 5 Euro) und Suppen (ebenso modernere Varianten), aber auch Salate, Reisgerichte und Kaffee und Kuchen. Gekocht wird ausschließlich mit frischen, konservierungsstofffreien Zutaten und auf Grundlage einer kräftigen aromatischen Brühe, die das Restaurant selbst ansetzt. Mo-Fr 6-18 Uhr, alles auch zum Mitnehmen.

Trinken – Ein Abstecher in das GM 26 in Steglitz(das tatsächlich nur für Gutsmuthsstraße 38 steht) lohnt sich alle mal. Nur eine Querstraße von der trubligen Schloßstraße entfernt lässt es sich im Innenhof des Cafés einen cremiger Chai-Latte (3,20 Euro) schlürfen – oder wahlweise beim Spaziergang durch den Kiez to go. Neben portugiesischen Espressi, selbstgemachten Heißen Schokoladen und frischen Ingwer-Minz-Tees stehen auch sprudelige Almdudler, Wostock-Limos oder Fassbrause auf der Getränkekarte. Mo 15-23 Uhr, Di-So 10-23 Uhr

Das ganze Stadtleben mit Tipps für einen verwunschenen Ort gibt's mit Tagesspiegel-Plus-Abo.

Berliner Gesellschaft

Geburtstag – Malik Fathi (37), Fußballspieler / Florian Flecker (25), Fußballspieler / Bettina Flitner (59), Fotografin / Susanne H. (59), „Alles Gute und viel Spaß mit Molly. Der Fanclub“ / Harald Hartung (88), Schriftsteller und Literaturwissenschaftler / Charlotte Knobloch (88), Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern / Mirco Nontschew (51), Komiker / René Pollesch (58), Theaterregisseur, und Dramatiker, designierter Intendant der Volksbühne / Tobias Przytarski (61), Domprobst des Metropolitankapitels bei St. Hedwig / Conny Schmalfuß (45), Wasserspringerin / Tino Schopf (46), für die SPD im AGH / Claudia Sünder (51), ehem. Senatssprecherin / Thomas Thieme (72), Schauspieler / Barbara Wilk-Mincu (81), Kunsthistorikerin / Matthias Zschokke (66), Schweizer Schriftsteller, Dramatiker und Filmemacher

Sie möchten jemandem zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.

Gestorben Renate Ballmann, verstorben am 15. Oktober 2020 / Barbara Hansen-Millberger, * 3. Oktober 1947 / Georg Nothelfer, * 7. Juli 1938, Galerie nothelfer / Joachim Schulz, * 24. Oktober 1959

StolpersteinJames Deutsch (Jh. 1886) wurde als Sohn eines jüdischen Ehepaares in Berlin geboren. Er besuchte ein humanistisches Gymnasium, studierte Zahnmedizin und promovierte zum Dr. med. dent. 1915 heiratete er die protestantische Gymnastiklehrerin Margarete Maria Hirse. Sie brachte ihren siebenjährigen Sohn mit in die Ehe. James Deutsch selbst blieb kinderlos. Ab 1925 arbeitete er für die Allgemeine Ortskrankenkasse, ab 1928 in Berlin-Steglitz, wo er als Kieferchirurg an der Zahnklinik der AOK tätig war. 1933 wurde er auf Anordnung des NS-Zahnärzteverbands fristlos entlassen. Deutsch blieb arbeitslos bis er 1942 im KZ Sachsenhausen inhaftiert und fünf Monate später ermordet wurde. Sein Stolperstein liegt in der Große Hamburger Straße 31 in Mitte.

Encore

Soooo, zum Schluss wird es endlich laaaaaaaaaaaaaaaaangweilig. Denn auch das ist eine Krise unserer Zeit: Dass viele das Nichts nicht mehr zu ertragen wagen. Fragen wir doch mal den Großphilosophen Peter Sloterdijk in seinem Berliner Wintergarten, wie man lange weilt und in sich verweilt. „Langeweile entsteht aus einem Mangel an Projektionsmöglichkeiten, wenn wir keine Anknüpfungspunkte mehr haben“, sagt Sloterdijk. Er empfiehlt einen Blick in den Herbsthimmel, in das dann gern geschlossene Grau über uns. Kein Licht, kein Schatten, keine Erwartungen. Nur Himmel ohne Menschen. Und eine kurze lange Weile für das Nichts. Allein für dich. Oder mich.

Und wir? Halten jetzt erst mal gemeinsam durch und zusammen. Für Kurzweil im Stadtleben und in der Produktion sorgten diesmal Vivien Krüger und Kathrin Maurer. Morgen begrüßt Sie hier Felix Hackenbruch mit Langmut. Ich wünsche Ihnen vor allem Lebensmut und uns allen gute Gesundheit. Alles andere kommt danach. Ich grüße Sie,

Ihr Robert Ide

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Seit 2014 berichten wir exklusiv aus Berlins Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Wir stellten Berlins marode Schulen vor, bis die Politik reagierte. Wir standen vor dem Bürgeramt, bis es wieder Termine gab. Wir recherchieren hartnäckig und gründlich.

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