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So wenige Touristen in Berlin wie seit 2004 nicht mehrKino Colosseum: Kultursenator Lederer bietet sich als Vermittler anBerliner „Schattenmiete“ im Schnitt doppelt so hoch wie Deckelmiete

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das kann ja hitzig werden: In Berlin verrinnt ein nächster Tag im Schweiße jedes Angesichts. Die bezirklichen Grünsteppenämter rufen zum Gießen der Straßenbäume auf (bei den Parks hat man das schon im Frühjahr aufgegeben), während der Senat darüber streitet, in Bars und Kneipen den Alkoholausschank auszutrocknen. Die Idee von SPD-Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci („Dort, wo viel Alkohol getrunken wird, leiden die Abstandsregeln“) kritisierte Linken-Senatskollege Klaus Lederer öffentlich als „Räuberpistole“ und twitterte noch am späten Abend geladen: „Wir müssen rational bleiben. Und kommunizieren. Sonst wird es chaotisch und niemand hält sich mehr an irgendwas.“ Auch die Grünen-Senatskollegin Ramona Pop schenkte Kalayci nachts noch einen ein: „Prohibitionsdiskussionen helfen nicht weiter.“ Nüchtern betrachtet würde eine Ausschankeinschränkung sowieso nur die Spätis retten. Hier herrscht zu jeder Tages- und Pandemiezeit ein echtes Berliner Bier-Gefühl.

Echte Schwitzbolde kühlen sich im Freibad ab – wenn sie vorher eines der raren, digitalen  Zeitfenster geöffnet bekommen. Tickets für diese Woche gibt es noch in den Bädern am Wannsee, in Gropiusstadt, Mariendorf, Wedding, im Kinderbad Marzahn und am Insulaner (Bestellung hier) – in Spandau Süd sind sogar wieder Tageskassen geöffnet. Für die übernächste Woche kann ich einen Besuch in Pankow empfehlen, in dem zwar die Sonnentribünen aus DDR-FKK-Zeiten mit Büschen überwuchern (Foto von vorgestern hier), einstige Wandelbrücken abgebrochen und alte Liegewiesen abgesperrt sind (Foto von damals hier). Auf kleiner Wasserfläche schwimmt es sich dennoch angenehm in limitierten Corona-Zeiten, und die knusprigen Pommes hat’s im Osten nicht gegeben (dafür endlose Schlangen am Bier- und Brausestand).

Irgendwann soll hier mal ein modernes Kombibad mit neuer Schwimmhalle entstehen, auch „bestehende Überbleibsel aus dem ehemaligen DDR-Freibad wollen wir wiederherstellen“, wie Bädersprecher Matthias Oloew am Checkpoint-Telefon verrät. Doch irgendwie braucht es dafür einen Bebauungsplan des Bezirks, der auf dem Gelände auch eine Schule errichten will, aber das Baurecht noch nicht aufgestellt bekommen hat (wozu das Stadtentwicklungsamt am Montag auf Nachfrage keine Aussage treffen konnte). Ein Verkehrskonzept gibt es ebenfalls noch nicht – eine laut Oloew „nicht ganz unanspruchsvolle Aufgabe, die das Bezirksamt erstmal klären muss“. Das immerhin gilt für Berlins gesamten Nordosten, wo sich die Menschen jeden Morgen aufs Neue aus ihren Häusern stauen. Und einen kühlen Kopf brauchen, um in die aufgeheizte Innenstadt zu gelangen. Und wieder zurück.

Falls Sie es in den Sommerferien verpasst haben: Es gibt die SPD noch. Die will nun mit Olaf Scholz versuchen, am Kanzleramtszaun zu rütteln und schüttelt sich dafür in der Phantasie ein rot-rot-grünes Bündnis zurecht. Aber viele friends hat Scholz innerparteilich nicht, bei den von seinem Ministerium beaufsichtigt zu haben sollenden Spekulationskriminellen von Wircard könnte das große Au-Wire noch kommen – und mit 15 Umfrageprozenten reicht es vielleicht nicht einmal zum Oppositionsführer. Aber immerhin weiß die SPD, was sie will: mitregieren, im Zweifel als Juniorpartner einer grünen Kanzlerin. „Da geht es nicht um Eitelkeiten“, sagt Parteichefin Saskia Esken (via ARD). Das wäre in der Tat neu für die SPD, die oft genug am Rande der Selbstzerstörerischen Partei Deutschlands wandelte.

Auch in Berlin kommt die SPD noch nicht auf einen richtig roten Zweig, aber bisher halbwegs stolperfrei durch die oft stotterige Vorwahlkampfzeit. Kevin Kühnert verkündete (via Tagesspiegel) seine Kandidatur in Tempelhof-Schöneberg, der Noch-ein-bisschen-Regierende Bürgermeister Michael Müller ließ daraufhin gestern (via Tagesspiegel und Brief) wissen, dass er nach Charlottenburg-Wilmersdorf ausweicht. Nun müssen sich beide nur noch einigen, welcher Kopf die Zahl 1 auf dem Wahlzettel bekommt – und die SPD sollte sich für einen Platz erweichen, auf den Müllers Staatssekretärin Sawsan Chebli ausweichen kann, die auch in Charlottenburg-Wilmersdorf antreten wollte. „Ich respektiere Michael Müllers Wunsch, in den Bundestag zu gehen – er wäre dort mit seiner politischen Lebensleistung sicherlich eine Verstärkung für unsere Fraktion“, sagte Chebli am Montag dem Checkpoint. Die SPD solle darüber hinaus aber mit Kandidatinnen und Kandidaten antreten, „die für neue Impulse stehen“. Ob sie sich ebenfalls in Charlottenburg-Wilmersdorf zur Wahl stelle, will Chebli nicht ausschließen und „noch zu führenden Gesprächen sehr bald entscheiden“. Ein bisschen Spannung braucht de SPD eben immer, vor allem Binnenspannung.

Spannend bleibt weiterhin, wie lange Berlins Politik noch der Suche von SPD-Schulsenatorin Sandra Scheeres nach einem mit den Beteiligten abgestimmten Hygieneplan und einem stimmigen Digitalkonzept zusehen wollen – oder war es umgekehrt? Egal, in der Pandemie lernen alle jeden Tag neu dazu. Der erste nicht mehr komplett ungeordnete Schultag seit März immerhin verlief „weitgehend geordnet“, wie Matthias Ziegfeld, Leiter der Neuköllner Hermann-Nohl-Schule, erzählte. Aber falls Sie mal in einem Satz lesen wollen, wie weit Berlins Schulverwaltung in Sachen Digitalisierung ist – hier die automatisierte Antwort der Schulsprecherin Iris Brennberger auf eine Tagesspiegel-Anfrage: „Das Postfach des Empfängers ist voll und kann zurzeit keine Nachrichten annehmen. Versuchen Sie, die Nachricht später erneut zu senden, oder wenden Sie sich direkt an den Empfänger.“ Alles klar, wir melden uns im nächsten Schuljahr wieder.

In Berlin in die Leere gehen – das ging viele Jahre nicht in unserer Stadt, die ihr eigenes Wachstum in sich hineinfrisst. Jetzt aber ist plötzlich Platz auf den Bürgersteigen (falls nicht wieder ein Leihroller umgefallen ist) und vor den Fernseh-, Funk und Wassertürmen. Denn so wenige Touristinnen und Touristen wie derzeit (2,7 Millionen Gäste im ersten Halbjahr; via dpa) gab es in der Hauptstadt zuletzt 2004. Da zählte die Stadt im gesamten Jahr 5,9 Millionen Gäste und 13,2 Millionen Übernachtungen, „damals war das noch ein Rekord“, wie Christian Tänzler von „visitBerlin“ am Checkpoint-Telefon erzählt. In den Sommer-Charts liefen 2004 übrigens „Die perfekte Welle“ von Juli und „Lebt denn der alte Holzmichl noch?“ von De Randfichten (Video für hartgesottene Holzfäller hier). Offenbar haben die Leute damals gerne Urlaub an der Ostsee und im Erzgebirge gemacht – wie dieses Jahr eben. Und wie geht’s Berlin damit? Ja, es lebt noch.

Umfrage zum touristenleeren Berlin

Falls Sie jetzt schwarz sehen: dann sitzen Sie vielleicht in einem Kino im Norden Berlins. In Pankow zeigten die Brüder Skladanowsky einst den ersten Film der Welt, an der Stelle des Kinos Tivoli nahe des Bahnhofs Pankow steht allerdings schon lange nur noch eine Lidl-Filiale (auch der verschämt „Tivolette“ genannte Kaffeeimbiss ist längst kalte Kulisse). Und im Kino Colosseum am Bahnhof Schönhauser Allee, vor knapp 100 Jahren in eine historische Wagenhalle der Pferde-Straßenbahn hineingebaut und eines der ältesten Lichtspielhäuser Berlins, soll ebenfalls der letzte Vorhang gefallen sein, weil die Erben von Filmlegende Artur Brauner die Immobilie in bester Lage lieber zu einem Bürokomplex versilbern wollen (zuerst berichtet am 19. Juni im Checkpoint). Corona soll an der angemeldeten Insolvenz schuld sein, dabei ist längst aktenkundig, dass Bezirksamt und Denkmalschutz schon seit Juni 2019 von den Plänen Kenntnis hatten und es sogar einen behördlichen Vor-Ort-Termin gab, um den Umbau vorzubereiten (Hintergründe hier).

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die weiter um Kiezhausens Kino kämpfen und am Donnerstag wieder demonstrieren wollen, hoffen nun auf ein Gespräch mit den Brauner-Erben über die Fortsetzung des Kinobetriebs. Als Moderator steht Pankows Bezirksbürgermeister Sören Benn bereit, jetzt bietet sich auch Kultursenator Klaus Lederer (Linke) als Vermittler an. „Wenn ich helfen kann, diesen traditionsreichen Kulturstandort zu retten, bin ich sofort dabei“, sagte Lederer am Montag dem Checkpoint. Die Erbengemeinschaft hat jedoch nach Darstellung des Betriebsrats bisher nur wissen lassen, „dass die Gesprächsaufforderung aufgrund der Ferienzeit innerhalb der Erbengemeinschaft nicht erörtert werden könne“. Und so läuft am Colosseum weiterhin nur ein Film: Gegen die Leinwand.

Immerhin, ein Stern am Pankower Kinohimmel leuchtet noch: der Blaue Stern. Hier wurde die Corona-Zeit nicht als Vorwand für die Umwandlung der Immobilie, sondern für eine gründliche Renovierung genommen (Fotos hier). „Wir glauben an die Zukunft des Kinostandorts Pankow“, schreibt die York-Kinogruppe mit Blick auf das Drama an der Schönhauser Allee. Am heutigen Dienstagabend wird im traditionsreichen Kiezkino in Niederschönhausen eine von inzwischen vielen Wiedereröffnungen gefeiert (nach dem Krieg war hier schon mein Opa Filmvorführer). Ab 20 Uhr gibt es einen Umtrunk im funkelnden Foyer (natürlich mit Corona-Anstandsregeln) und danach den glitzernden georgischen Liebesballettfilm „Als wir tanzten“ (Trailer hier). Für die Leserinnen und Leser des Checkpoints haben wir zwei Mal zwei Eröffnungskarten reserviert – wenn Sie dabei sein wollen, schreiben Sie uns bis 13 Uhr an checkpoint@tagesspiegel.de. Wir sehen uns unter dem leuchtenden Stern von Pankow. Und danach für lau unterm Nachthimmel von Berlin.

Telegramm

Früher ging in Berlin die Post ab. Heute erhält man Post wie diese: „Wenn es einmal hart auf hart kommt, kommt es meistens sehr hart.“ Mit diesem auf eine Postkarte gedruckten Zitat des früheren Fußballers Jens Jeremies sagt der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) sein Sommerfest ab – „wie es sich in einem EM-Jahr gehört, passend mit einem Fußballer-Zitat“. Dumm nur, dass die Fußball-EM längst verschoben worden ist. Und beim nächsten Sommerfest gibt es sowieso was ganz anderes zu feiern: die Meisterschaft von Härter BSC.

Schnell rüber nach Neukölln, besser bekannt als Berlin-Clansdorf. Hauptberuflich kriminelle Familien, berüchtigt auch als arabische Clans, machen hier mehr als „Four Blocks“ unsicher. Sie haben dabei Unterstützung von vielen Menschen, die gemeinhin als unverdächtig gelten, aber illegal dazuverdienen: Männer mit urdeutschen Namen, soliden Berufen und wenigen Vorstrafen. So wie Gerd F., der Arzt, Bernd K., der Manager, Rolf L., der Polizist, oder Stefan P., der Einzelhändler. Was sie anstellen und wie sie verfolgt werden, lesen Sie hier in unserer Reportage. Bleiben Sie besser sauber – so wie die meisten Menschen in Neukölln ja auch.

Eine andere Schattenwelt ist Berlins Immobilienmarkt, der am Rande der spätkapitalistischen Dekadenz operiert. Trotz Einführung des Mietendeckels, der noch gerichtlich zerscheppern kann, nennen nicht wenige Hausverwalter zur Vergabe freier Wohnungen die aus ihrer Sicht gültige „Schattenmiete“. Die ist mit durchschnittlich 13,22 Euro je Quadratmeter doppelt so hoch wie die staatlich vorgeschriebene Deckelmiete (6,50 Euro). Schwindelerregend hochhaushöher liegt der Preis für eine Eigentumswohnung am Rosenthaler Platz: 8,7 Millionen Euro wurden hier bezahlt; 18.700 Euro pro Quadratmeter. Falls Sie also mal umziehen wollen, dann belassen Sie es bei den Klamotten.

Oder entblößen Sie sich ganz in der Not – wie Kerstin und Matthias. Unter dem Motto „Der Wedding kommt – und wir gehen“ haben sie eine eigene Internetseite für ihre Wohnungssuche angelegt, auf der die 29-jährige PR-Beraterin und der 33-jährige Marketing-Manager ihr Privatleben als „junges, dynamisches Paar“ ausbreiten, ein Kontaktformular und Bewerbungsunterlagen für Vermieter zum Download bereitstellen und außerdem so für sich werben: „Keine Kinder, keine Haustiere, kaum schlechte Angewohnheiten (Nichtraucher, keine Parties, keine lauten Hobbies außer lautes Lachen über die eigenen Witze)“. Sollte dies wirklich ernst gemeint sein, bleibt einem wirklich das Weinen im Halse stecken. Sind wir in Berlin schon so verzweifelt?

Vertragen Sie noch eine schlechte Nachricht? Die autofreie Friedrichstraße bleibt erst einmal frei von der eigenen Autofreiheit. Der für kommenden Montag geplante Start wird wieder freihändig verschoben (via Christian Latz in der „Morgenpost“) – weil die Baufirma es noch nicht schafft, den Radweg in der Mitte der Straße zu markieren. So frei ist eben nur Berlin: von jeder Planung.

Zur wichtigsten Meldung der Nacht: In Weißrussland kämpfen die Menschen mit ihren bloßen Händen und Füßen auf der Straße (Bilder hier) gegen den Wahlbetrug von Dauerdiktator Alexander Lukaschenko (Video hier). Die Demokratie lebt – in den Herzen der Menschen in Minsk, in Hongkong, in Beirut. Wir hier sollten sie von Herzen zu schätzen wissen.

Was ihr nicht seht (37)

Das Projekt @wasihrnichtseht macht Rassismuserfahrungen von Schwarzen sichtbar. Wir machen das durch eine Kooperation an dieser Stelle auch.

Zur unwichtigsten Meldung dieser Tage: Die Fußball-Bundesliga darf im September wohl nur ohne Fans starten. Die meisten wollen sowieso nicht, bevor die Abwehr gegen Corona nicht steht.

Letzte Meldung aus der sozialistischen Republik Friedrichshain-Kreuzberg: Baustadtrat, Mietenaktivist und Kaufhausverhinderer Florian Schmidt (Bündnis90/Die Grünen) ruft zu einer bundesweiten Bodenreform auf und wünscht sich, dass sich dafür „Bäuerinnen und Großstadtbewohner zusammentun und auf Dorfplätzen und Stadtplätzen Präsenz zeigen“. Schmidts nächster Karriereschritt steht damit fest: als Bauerstadtrat.

So, schnell noch im neuen Duden geblättert: Ansteckungskette, Atemschutzmaske, bienenfreundlich, Chiasamen, Dieselaffäre, Erklärvideo, Fridays for Future, Gendersternchen, Hatespeech, Influencer, Intensivbett, Klimanotstand, Ladesäule, Lockdown, Masernimpfung, Netflixserie, oldschool, rechtsterroristisch, Reproduktionszahl, Shishabar, transgender, Uploadfilter, Videobeweis, Whatsapp-Gruppe, Zwinkersmiley. Alles neue Wörter, die schon alt geworden sind. Eine Buchstabenkaltschale.

Und wer ist dafür zuständig? Checkpoint-Leserin Alexandra Murphy beklagt nach unserem Aufruf zur Sammlung von Berliner Unverantwortlichkeiten die Vermüllung am Kreuzberger May-Ayim-Ufer (Foto hier). Beim Blick auf die Oberbaumbrücke sind Anwohner hier längst auf dem Oberbaum und verlangen von der Berliner Stadtreinigung schon länger größere Müllbehälter. Doch bisher waren alle Beschwerden für die Tonne. Müll ruht die Spree.

Immer was los ist beim Checkpoint. Ab jetzt finden wir heraus, was Berlin sucht. Sind Sie zufällig auf der Suche nach der großen Liebe, einem kleinen Kühlschrank, einem leisen Rat oder einer lauten Band? Egal, was es ist: Schreiben Sie uns an checkpoint@tagesspiegel.de, wer Sie sind und was Sie suchen – wir finden schon was. Wie finden Sie das?

Heute außerdem in der Checkpoint-Vollversion (u.a.):

+ Nicht verpaasen: Der Blick durch die Kameralinse aus drei weiblichen Perspektiven

+ Lesezirkel: Ruth Maria Handel liest aus ihrem Roman

+ Stadtführung: Wir verlosen eine Stadtführung mit der Berliner Spurensuche

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BER Count Up – Tage seit Nichteröffnung:

3073

Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup hat das Wunder vollbracht: Am 31. Oktober 2020 ist der Flughafen BER offiziell eröffnet worden. 3.073 Tage nach der ersten Nicht-Eröffnung stellen wir damit unseren Count Up ein. Wer nochmal zurück blicken will: Im Tagesspiegel Checkpoint Podcast "Eine Runde Berlin" spricht Lütke Daldrup mit Tagesspiegel Chefredakteur Lorenz Maroldt und Checkpoint Redakteurin Ann-Kathrin Hipp über detailverliebte Kontrollen, politische Befindlichkeiten und aufgestaute Urlaubstage.

Zitat

„Wir, die Wohlmeinenden, Liberalen, machen es uns zu oft zu leicht. Wir agieren ängstlich, schwimmen in unserem Strom, wollen unter unsereins nicht anecken. Wir sind die gleichen Menschen wie jene damals in der DDR, kein bisschen besser. Nur die Umstände, unter denen wir agieren, die sind noch immer sehr viel besser.“

David Ensikat in seiner vielschichtigen Rezension über den Bruch des ostdeutschen Reporters Birk Meinhardt mit der „SZ“ und sein Buch über die Pressefreiheit im vereinten Deutschland.

 

Tweet des Tages

‚Wo liegt eigentlich Frankfurt/Main?‘ – ‚Investdeutschland‘.

@ORasche

Antwort d. Red.:
 

Stadtleben

Essen – Auch der Besitzer des Feinkostladens Maître Philippe & Filles (Meister Philippe & Töchter) kommt aus Marseille. Frankreich ist bekannt für seine langen, ausgedehnten Mahlzeiten und den guten Wein, der dazu getrunken wird. So ein mehrgängiges Menü lässt sich natürlich auch Zuhause zaubern. Dafür muss man nicht mal die eigenen vier Wände verlassen: Denn alles, was man dafür braucht, ist im Online-Shop des Feinkostladens erhältlich. Darunter diverse Fischkonserven, Weine, Öle und Konfitüren aus Frankreich und Portugal. Wer lieber analog einkauft, kann auch die Filiale in der Emser Straße 42 in Wilmersdorf (U-Bhf Hohenzollernplatz) besuchen. Mi-Fr 10-19 Uhr, Sa 10-14 Uhr

Köstlicher Wein im Place Clichy

Trinken – Unser nächster Tipp führt uns etwas nördlicher, zum Place de Clichy, einer Pariser Metro-Station. Nach ihr ist die in Friedrichshain gelegene Weinbar Place Clichy benannt. Laut einem Gast wird in der Bar mehr Französisch als Deutsch gesprochen, so dass das Gefühl entsteht, tatsächlich in Frankreich zu sein. Dazu bei trägt natürlich auch der hochwertige, französische Wein. Aber nicht vergessen: Bei heißen Temperaturen zeigt Alkohol schneller seine Wirkung. Also am besten noch ein bisschen fromage dazu essen. Di-Sa 19-3 Uhr, So 19-0 Uhr, Simon-Dach-Straße 22, S-Bhf Warschauer Straße (Foto: Esther Brandenburger)

Das ganze Stadtleben – mit täglich neuen Ideen für den spontanen Urlaub vor der Haustür – gibt’s mit Tagesspiegel-Plus-Abo.

Insel-Check

Team Checkpoint hat die Segel gehisst und alle Berliner Inseln besucht, es sind mehr als 50. Den kompletten Insel-Check lesen Sie jeden Tag im Tagesspiegel-Plus-Abo – wir würden uns freuen, wenn Sie unseren Berliner (Reise-)Journalismus unterstützen, zur Anmeldung für den kostenlosen Probemonat geht’s hier entlang.

Berliner Gesellschaft

Geburtstag – Dirk Baecker (65), Soziologe / Peter Eisenman (88), amerikanischer Architekt (u. a. Denkmal für die ermordeten Juden Europas) / Gisela Gila" Grams (72), „Meinem bedächtigen und fürsorglichen ‚Löwenbebi‘ alles erdenklich Gute zum neuen Lebensjahr! Dein Bärchen" / André Hoffmann (59), ehemaliger Eisschnellläufer / Elmar Kraushaar (70), Journalist und Schriftsteller / Michael Tepper (66), „Herzliche Glückwünsche für meinen liebsten Göttergatten und ‚Tagesopa im Training‘. Das Motto ist ja bekannt...“ / Julia Sohnrey (51), „So lütt wie sie ist, so fix ist sie! Happy Birthday sagen: der lauschige Dicke, Christa und Bete.“

Sie möchten jemandem zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.

Gestorben Ilona Jeismann-Schrumpf, * 31. Januar 1943 / André Pitzka, * 16. März 1962 / Netti Poppe, * 29. April 1971 / Lutz G. Voß, * 4. April 1944, Richter am Landssozialgericht a.D., ltd. Senatsrat a.D., Rechtsanwalt

Stolperstein – Wilhelm Moll (Jg. 1900) lebte in der Wittelsbacher Straße 34 in Wilmersdorf. Ab 1937 arbeitete er in Berlin als Fräser bei Siemens & Halske. 1943 lernte er Anton Saefkow und Franz Jacob kennen. Es gelang ihm für die Saefkow-Jacob-Bästlein-Gruppe, eine im Untergrund agierende Widerstandsorganisation während des Zweiten Weltkrieges, Mitglieder zu gewinnen. Für die illegalen Zusammenkünfte der Gruppe stellte er seine Stadtwohnung und sein Grundstück in Werder/Havel zur Verfügung. Am 8. Juli 1944 wurde er von der Gestapo verhaftet. Nach vier Wochen Untersuchungshaft im Zuchthaus Brandenburg/Görden nahm er sich – heute vor 76 Jahren – das Leben.
 

Encore

So, zum Schluss noch eine Geschichte aus Brandenburg, die ins Mark geht. Hier hat ein unbekannter Verehrer in Falkenberg seine Liebe versprüht – in grüner und silberner Farbe. „I love you Lea“ steht nun auf Dutzenden Altkleidercontainern, Verteilerkästen, Hausfassaden und auf dem Straßenasphalt (via BZ). Die Polizei ermittelt wegen Sachbeschädigung. Und wegen Herzfriedensbruch.

Bleiben Sie weiterhin verliebt in Berlin! Dieser Checkpoint kam von Herzen – auch von Vivien Krüger (Recherche), Masha Slawinski (Stadtleben) und Florenz Gilly (Produktion). Morgen herzt Sie hier wieder Lorenz Maroldt. Und ich scherzlich grüße Sie,

Ihr Robert Ide

Berlin braucht guten Journalismus!

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Seit 2014 berichten wir exklusiv aus Berlins Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Wir stellten Berlins marode Schulen vor, bis die Politik reagierte. Wir standen vor dem Bürgeramt, bis es wieder Termine gab. Wir recherchieren hartnäckig und gründlich.

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