Mein Wochenende mit
Kevin, unser liebstes Wildschwein in der Rotte, kennt jeden Flecken Land in Berlin und Brandenburg. An dieser Stelle gibt er wöchentlich Ausflugstipps ins Umland.
„Hach, das schöne Rheinsberg: berühmt für Fontane, Schinkel, Operngala, Kernkraftwerk, Schlossgarten, Seenlandschaft ... wie bitte? Spitzfindige Literaturkundige erkennen hier natürlich sofort die Brechtsche Verfremdung: Was passt nicht in diese Aufzählung? Richtig, die Seenlandschaft! Im Gegensatz zu allem anderen ist sie nicht nur nass, sondern auch mithilfe meiner Hauer künstlerisch gestaltbar, was ich schätze: Auf dem Weg zu Schinkels Bauten fahren Sie erst mal an meinen vorüber. Ein bisschen außerhalb vom Ort gelegen, verfügt sie mit dem Großen Stechlinsee zudem über eines der klarsten Wasser der Republik, auch wenn der Phosphorgehalt in letzter Zeit angestiegen sein soll. Ich war's nicht! Ich mag nichts, was im Dunkeln leuchtet, mit Ausnahme der Sterne. Sonst schlafe ich schlecht. Apropos Dinge, die im Dunkeln leuchten: Das Kernkraftwerk Rheinsberg, genau zwischen Großem Stechlin und Nehmitzsee, tut es nicht. Es ist nämlich seit Juni 1990 außer Betrieb – die Castortransporte Richtung Greifswald 2001 haben es sogar in einen Polizeiruf geschafft. Richtig dekontaminiert ist es aber noch lange nicht. Mindestens bis 2035 soll der Rückbau dauern, eher länger. Bis dahin können wir es bei offiziellen Besichtigungen erkunden oder, zum Beispiel, vom Kajak aus betrachten und staunen, wie nahe Schönheit und Abgrund beieinander liegen können. Ich empfehle mich, mit strahlenden Grunzen.
P.S.: Klar war es eingangs das Kernkraftwerk, das nicht in die Aufzählung passte, aber das haben Sie natürlich durchschaut.“