Hafenbar in Mitte vorerst gerettet – durch eine Jogginghose

Der Kampf der Berliner Hafenbar steht sinnbildlich für viele Clubs der Stadt. Rettungsaktionen wie #UnitedWeStream kamen für das Schlagerlokal nicht in Frage. Von Robert Ide

Hafenbar in Mitte vorerst gerettet – durch eine Jogginghose
Foto: Yasmin Polat

Auch die Hafenbar in Mitte droht, auf Grund zu laufen. Die Rettungsaktion #UnitedWeStream, mit der Berlins Clubkultur mit virtuellen Schunkeleien vor dem Kentern bewahrt werden soll, hat jedenfalls Christopher Schreiber nicht viel genutzt. Zwar findet der Chef des legendären Schlagerklubs am Alex die Streaming-Kampagne „sehr, sehr gut“, doch anfangs seien „immer die gleichen verdächtigen“ Clubs bespielt worden, auf eigene Bewerbungen habe das frühere DDR-Tanzlokal keine Rückmeldungen erhalten, bedauert Schreiber am Checkpoint-Telefon. Auch die Anmeldung zur Ausschüttung sei „bürokratisch relativ kompliziert“ gewesen. Schlussendlich hätte die Hafenbar rund 1500 bis 1700 Euro von der Aktion erhalten können. Da aber mit der Spende laut Schreiber ein vertragliches Dauerschuldverhältnis und eine verbindliche Wiedereröffnungsveranstaltung einher gehen sollten, habe er die Hilfe nicht angenommen. Und sich einen anderen Rausschmeißer gegen den eigenen Rausschmiss ausgedacht.

Schlagersänger Ben Zucker, der an einem Abend im Februar nicht in sein Stammlokal gelassen worden war, weil er eine Jogginghose trug, bot die gefaltete Schlabberklamotte nun feil. Unter dem Motto „Bringt Ben Zuckers Jogginghose in die Hafenbar“ kamen 10.000 Euro an Spenden zusammen, die Hose erhält nun laut Schreiber „ein ausgewähltes Plätzchen im Club“ – und Berlins schlingerndes Schlagerschiff muss zwei weitere Monate nicht in schwere See. In Berlin findet sich eben immer ein rettender Anker.