Umweltverband ermittelt in Tempelhof-Schöneberg: Kaum zehn Prozent von Senatorin Schreiners bevorzugten Radwegen sind sanierbar

Berlins Verkehrssenatorin will Radwege zunächst sanieren statt sie neuzubauen. Doch die Stichprobe in einem Bezirk zeigt, dass man eigentlich gut zwei Drittel aller Wege neu anlegen müsste. Von Stefan Jacobs und Lotte Buschenhagen.

Umweltverband ermittelt in Tempelhof-Schöneberg: Kaum zehn Prozent von Senatorin Schreiners bevorzugten Radwegen sind sanierbar
Foto: Boris Buchholz

Einen ihrer programmatischen Pflöcke, nämlich mehr grüne Wellen, hat Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) bereits wieder eingesammelt: Das sei „ausgereizt“, berichtete sie kürzlich mit Verweis auf ihre Fachleute. Bei der von ihr mehrfach angekündigten Sanierung der alten Hochbord-Radwege (deren Platz auf Kosten der Fußgänger geht statt der Autos) als Vorzugsvariante gegenüber neuen Radwegen auf der Fahrbahn läuft die Erkenntnisphase noch. Auf CP-Anfrage bestätigte die Verkehrsverwaltung ihr Credo, dass „die Sanierung von bestehenden Radwegen in jedem Fall Vorrang hat vor der Neuanlage einer parallelen Radverkehrsanlage“. Dabei kennt sie nicht einmal den Status Quo: „Zur aktuellen Ermittlung des Bestands an Hochbord-Radwegen und dessen sanierungswürdigem Anteil wird derzeit eine Ausschreibung erarbeitet“, heißt es. Die vorhandenen Daten sind von 2014.

In Tempelhof-Schöneberg hat der BUND schon mal ehrenamtlich Feldforschung betrieben – und ein Sanierungspotenzial von knapp zehn Prozent ermittelt. Konkret: Von 97,5 Kilometern Hochbord-Radwegen im Bezirk sind 10,4 bereits ok. 9,7 wären grundsätzlich sanierbar, sofern der Straßenrand neu aufgeteilt wird. Der große Rest von 67,4 Kilometern wurde für nicht sanierungsfähig befunden, weil der Platz nicht mal die definierten Mindestbreiten für Geh- und Radwege hergibt oder reihenweise Straßenbäume gefällt werden müssten.