Wie Kai Wegner plötzlich Friedrich Merz die Stirn bietet

Wenn Friedrich Merz das Konrad-Adenauer-Haus verlässt, betritt der CDU-Parteichef das Reich von Kai Wegner. Angenehm ist das gerade nicht für ihn. Berlins Regierender Bürgermeister war mal Merz-Fan der ersten Stunde, doch inzwischen hat er sich für alle sichtbar abgewandt. Wegner ist nur einer von vielen in der CDU. Fast noch schmerzhafter für Merz muss sein, dass sein Landeschef an einem liberalen Gegenentwurf zur merzschen Kulturkämpferpartei arbeitet. Seit heute genau 100 Tagen regiert Wegner die deutsche Hauptstadt (der Leitartikel dazu hier). Es ist wenig übrig vom einst rechtskonservativen Kopf aus Spandau. Einige Beispiele der letzten Tage:

+ Wegner stellt die Schuldenbremse infrage, die Merz unbedingt halten will.

+ Wegner greift Merz für Lockerung des AfD-Kooperationsverbotes an.

+ Wegner verteidigt den Berliner Queerbeauftragten gegen Kritik aus der CDU

+ Wegner erklärt, Merz werde bei der Wahl des CDU-Kanzlerkandidaten die Gespräche „an entscheidender Stelle mitführen“ – ansonsten hätten aber die Länderchefs und Ministerpräsidenten das Sagen.

Besonders Letzteres ist eine Kampfansage gegen die Kanzler-Ambitionen des langen Friedrich Merz. Der schrumpft unterdessen zum Fritz: Laut ARD-Deutschland-Trend halten ihn nur 31 Prozent für einen guten CDU‑Vorsitzenden, 16 Prozent für einen guten Bundeskanzler.