Brücken-Verkaufsshow im Abgeordnetenhaus
Voll in Ordnung ist vieles in Berlin. Nur die Brücken nicht, wie man nicht nur am Dreieck Funkturm drüberschleichend erfahren kann. Da überraschte es, dass die gestrige Expertenanhörung im parlamentarischen Mobilitätsausschuss farbenfroh begann: Bevor die Fachleute des Senats zu Wort kamen, durften zwei Vertreter des Baukonzerns Max Bögl mit bunten Powerpointbildern für die modularen Brücken ihres Unternehmens werben, die schnell gebaut seien und auch breite Straßen überbrücken können. Resistent gegen Tausalz seien sie auch, relativ günstig sowieso.
Vor allem die Grünen zeigten sich höchst irritiert über diesen Auftakt, wie mein Kollege Stefan Jacobs berichtet. Werner Graf sprach von einer „Kaffeefahrt“ und erkundigte sich, ob man der Firma Bögl nun „was anderes abnehmen" müsse, wenn es mit der von Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) hochgelobten Magnetschwebebahn nichts werde. Grafs Fraktionskollegin Antje Kapek staunte über den "blütenreinen Lobbyismus" der schwarz-roten Koalition, der "jegliches Schamgefühlt fehlt, ein Privatunternehmen für eine reine Verkaufsshow einzuladen". Sie warnte, dass spätere Auftragsvergaben juristisch anfechtbar werden könnten, wenn vorab ein Anbieter seine Produkte im Parlament präsentieren durfte. CDU-Verkehrspolitiker Johannes Kraft wies die Kritik zurück – und fragte die Bögl-Vertreter nach den rechtlichen Rahmenbedingungen für die Genehmigung ihrer Modulbrücken. Direkt bestellt wurde aber immerhin noch nichts.