Kritik an teurem Neubau: Stadion-Abriss im Berliner Jahn-Sportpark steht bevor

Das alte Dynamo-Stadion wird abgerissen, erste Räumgeräte stehen schon bereit. Kritik zum teuer gewordenen Neubau kommt von Kiezinitiativen und Schriftstellerin Jenny Erpenbeck. Von Robert Ide.

Kritik an teurem Neubau: Stadion-Abriss im Berliner Jahn-Sportpark steht bevor
So soll das neue Stadion mal aussehen / Foto: SenSBW / O+M Architekten

Dynamisch will Berlin werden, wo sich einst der Dynamo im Kreis drehte. Im Jahn-Sportpark, einem der politisch am meisten umkämpften Areale der Innenstadt, jubelte einst Stasi-Chef Erich Mielke direkt an der Mauer seinen Fußballclub BFC Dynamo von einer DDR-Meisterschaft zur nächsten, bevor das Team dann regelmäßig früh im Europapokal rausflog (unter anderem gegen Werder Bremen trotz eines 3:0-Sieges im Hinspiel – Video dazu hier). Heute steht die Ehrentribüne zerzaust mit Fassadenlöchern im Wind, und die markanten Flutlichtmasten am Mauerpark rosten vor sich hin.

Ein paar Footballspiele der Berlin Thunder noch ist der Abriss einer Ikone des DDR-Sports in Prenzlauer Berg entfernt, die ersten Räumgeräte stehen schon bereit. „Nach Beendigung der aktuellen Spielzeit wird der Rückbau des bestehenden Tribünengebäudes und der sonstigen baulichen und technischen Anlagen beginnen“, berichtet Martin Pallgen, Sprecher der Bauverwaltung, auf Checkpoint-Anfrage. Die umliegenden Sportflächen für Fußball, Tennis, Basketball und das Joggen würden dabei zugänglich bleiben, ebenso die im Kinderbezirk beliebte Sport- und Spielwiese. Später wird diese aber im Zuge des neugeplanten Sportareals teilweise bebaut.

Die Kritik von Kiezinitiativen am inzwischen teuer gewordenen Neubau eines inklusiven und dennoch profifußballtauglichen Stadions reißt derweil nicht ab; zuletzt stimmte aus der Nachbarschaft die renommierte Schriftstellerin Jenny Erpenbeck ein („Finanziert doch lieber ein paar mehr Frauenhäuser!“). Die Bauverwaltung ficht das nicht an. „Eine sehr breiten Phalanx der Ablehnung sehen wir nicht“, sagt Pallgen. Man möge dazu gerne einmal die Sportvereine in Prenzlauer Berg, die Behindertenverbände oder die Schulen befragen, denn: „Von der Entwicklung des Sportparks profitieren der Breitensport, der Schulsport, der Profisport und nicht zuletzt die Menschen mit Beeinträchtigungen.“ Nur ein Stück Erinnerung am einstigen Mauerstreifen verschwindet – verschlungen von der Dynamik der Zeit.