Programmplan zum Holocaust-Gedenktag: Vielfältige Veranstaltungen am Wochenende in Berlin
Anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung von Auschwitz finden in Berlin viele Veranstaltungen statt. Unter anderem wird das Brandenburger Tor zum Sonnenuntergang angestrahlt. Von Robert Ide.

Es war das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte, und es ging von Berlin und Deutschland aus: Im Holocaust wurden sechs Millionen jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger industriell umgebracht. In Berlin, wo heute Stolpersteine auf vielen Bürgersteigen an die Ermordeten erinnern, aber auch der antisemitische Hass auf den Straßen wieder wächst, wird es schon am Wochenende vielfältige Veranstaltungen zum Holocaust-Gedenktag geben.
So werden am Sonntag am Holocaust-Mahnmal in Mitte (17 Uhr) in stillem Gedenken Kerzen entzündet. Am Montag finden zahlreiche Veranstaltungen in allen Bezirken statt (Übersicht hier). Dazu zählen ein Kinotag der Erinnerung im Filmtheater Friedrichshain (ab 9.30 Uhr), eine Kranzniederlegung der Berliner Fußballvereine am Mahnmal Gleis 17 in Grunewald (10 Uhr), eine Stolperstein-Tour mit dem Fahrrad vom Nachbarschaftsverein Wannseebahn (16 Uhr), eine Ausstellungseröffnung im Jüdischen Gemeindehaus in der Fasanenstraße (18 Uhr), eine Lichterkette am Ehemaligen Jüdischen Waisenhaus in Pankow (18 Uhr) sowie ein Gedenk-Gottesdienst in der Französischen Friedrichstadtkirche am Gendarmenmarkt (19 Uhr). Ab Sonnenuntergang wird das Brandenburger Tor mit dem Schriftzug der internationalen Gedenkkampagne „#WeRemember“ angestrahlt.
Am 27. Januar 1945 wurde das Vernichtungslager Auschwitz durch die Alliierten befreit. 80 Jahre danach sterben die letzten Überlebenden des Grauens eines natürlichen Todes. Dass deshalb die Erinnerung daran verblasst, was Menschen im Namen des Hasses anderen Menschen antun, ist ein Zusammenhang, der das jahrzehntelange Schweigen der Täterinnen und Täter bewusst ausblendet. So beklagt es der Publizist Michel Friedman, der die deutsche Erinnerungskultur als „ein schwarzes Loch“ bezeichnet und dessen Worte im Tagesspiegel-Interview uns alle nachdenken lassen sollten – über unsere eigenen Familien: „Das Leiden konnte man bei den Opfern lernen. Aber wie so etwas passiert, was wir mit ‚Wehret den Anfängen‘ meinen, das konnte man nur von den Tätern lernen. Davon gab es Millionen. Millionen, die mitgemacht haben, aktiv oder durch Unterlassen. Und später nichts davon erzählt haben.“