Erdoğan-Kontrahent hinter Gittern: Berlin schockiert über Festnahme von türkischem Oppositionspolitiker İmamoğlu
Die Festnahme von Istanbuls Oberbürgermeister Ekrem İmamoğlu sorgt für Empörung. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner droht sogar mit einer Absage seiner geplanten Türkei-Reise. Von Margarethe Gallersdörfer und Sönke Matschurek.

Schock: In Istanbul wurde gestern der Oberbürgermeister (und größter Erdoğan-Kontrahent) Ekrem İmamoğlu festgenommen. Berlins Regierender Bürgermeister reagiert empört: Sollte sein türkischer Amtskollege Anfang April noch in Haft sein, will Kai Wegner seine geplante Istanbul-Reise absagen.
„Es war klar, dass İmamoğlu im Visier der Regierung steht“, sagt Rosa Burç vom DeZIM-Institut dem Checkpoint. Die Festnahme hätte den Charakter eines „zivilen Putsches“ und „Teil einer stetigen Autokratisierung der Türkei“. Die türkischen Communitys in Berlin seien inzwischen „geschult darin“, periodisch zu schlechten Nachrichten für die Demokratie in der Türkei aufzuwachen.
Der politische Soziologe Özgür Özvatan aus Berlin ergänzt: „Auch in Berlin wird dieses Thema heiß diskutiert. Für viele war die Verhaftung unerwartet und schockierend, teils sogar in den Erdoğan-nahen Communitys.“ İmamoğlu habe die Wahlen in Istanbul gewonnen, indem er neben Sozialdemokraten auch religiöse bis ultrakonservative Positionen ansprach. „Damit hat er in den Gefilden der AKP gefischt, das machte ihn für Erdoğan gefährlich.“ Doch viele hätten es nicht für möglich gehalten, dass Erdoğan so weit geht.