Wie die Berliner Politik sich vor 50 Jahren betrank
Vor 50 Jahren war in der (West-)Berliner Politik die alkoholische Erfrischung auch tagsüber üblich, wie sich Raimund Karbowiak,damals Küchenchef im Ratskeller Schöneberg, in einem Brief an den Checkpoint erinnert. Für das parlamentarische Frühlingsfest z. B. (Schirmherr: der Personalrat des Abgeordnetenhauses und der Rechnungshof von Berlin) wurde den Teilnehmern (Frauen waren kaum dabei) zur Einstimmung laut Einladung ein „Intervalltraining“ empfohlen („Marsch durch die Institutionen“):
„2 Cointreau, 1 Mocca, 3 Remy Martin, 30 Sekunden Ruhepause auf der Massagebank. 3 Remy Martin, 1 Mocca, 4 Williamsbirne, 30 Minuten Ruhepause auf der Massagebank“.
Im Anschluss daran war der Besuch des „Doping-Centers“ obligatorisch – hier gab es Wodka („für Einzelkämpfer“), Doornkaat („für Teilnehmer an Mannschaftswettbewerben“), Weinbrand „für interfraktionelle Sportgemeinschaften“), Gin Tonic („für die Zuschauer“), Whisky („für das Erste-Hilfe-Personal“) sowie Mineralwasser ohne Kohlensäure, lauwarm („für Hertha-Fans“). Und weiter: „Der krönende Abschluss Ihres sportlichen Auftritts sollte die Kraftprobe am ‚Haut den Lukas‘ sein. Sind Sie stark wie Lummer? Dann erhalten Sie gratis eine Wurst, die bei der letzten Straßenaktion der CDU übriggeblieben ist.“