Das sind die schönsten und schlimmsten Berlin-Aufreger der Woche

Franziska Giffey redete sich um Kopf und Kragen und Chef-Virologe Drosten machte Twitter zu einem besseren Ort. Der Checkpoint prämiert die Berliner der Woche. Von Anke Myrrhe

Das sind die schönsten und schlimmsten Berlin-Aufreger der Woche
Deutschlands bekanntester Virologe Christian Drosten in einem Giffey-gefälligen Outfit. Foto: Wiebke Peitz/Charité

Passend dazu kommen wir jetzt zur Verleihung unserer Berlin-Medaillen:

Bronze hätte nämlich fast der Raum der Stille bekommen, der gestern kurz vorm Chaos mit einem ökumenischen Gottesdienst eingeweiht wurde. Da hilft nicht mal mehr Beten.

Gebetet haben wir auch jahrelang für einen ordentlichen Weihnachtsbaum am Breitscheidplatz. Weil die Tanne, die Gudrun Wilde 1995 bei Hornbach gekauft hat, in diesem Jahr durchaus nach Wunsch ist, kriegt sie von uns die Bronze-Medaille. Die Nordmanntanne, die einst im Topf stand, misst 26 Jahre später 18 Meter und gefällt auch gefällt. Da das nicht immer so war (und weil’s so schön ist), hier eine fröhliche Dokumentation der kreativen Baum-Historie von Schrotttanne bis Elefantenfutter.

Auf die Nominierungsliste für Silber haben es in dieser Woche die Berliner Märchentage geschafft mit ihrer famosen Idee zur Reihe „Politiker*innen erzählen Märchen“. Auch der unermüdliche Marcel Luthe war natürlich dabei (auf der Liste, nicht im Märchen), weil er nicht lockerlässt, die Missstände rund um die Wahlen aufklären zu wollen.

Gewonnen hat die Medaille aber ein anonymer Politik-Professor der FU, der endlosen Slapstick-Hybridseminaren („Geht das lauter?“ / „Wir sehen nix“) ein Ende setzen will: Zur ersten Präsenzsitzung des Seminars in dieser Woche platzierte er gleich mehrere Raummikrofone im Hörsaal sowie eine professionelle Kamera, die er per Fernbedienung (!) steuerte, schwenkte und auf sprechende Studierende hereinzoomen ließ. Unterrichtstechnik, die begeistert.

In dieser Woche waren wir stark versucht, alle Abgeordneten zu Goldmedaillen-Gewinnern zu erklären, die zur Senatswahl im Jogginganzug aufzutauchen, hatten dann aber Sorge, dass das in dieser Stadt womöglich gar nicht auffällt.

Deswegen gibt’s den Titel heute für unseren Lieblingsvirologen Christian Drosten, der auch nach 18 Monaten Pandemie (trotz Anfeindungen, Dauer-Bullshit, Politikversagen und Morddrohungen) nicht den Humor verliert. Die Autorin und Satirikerin Sarah Bosetti twitterte ihn gestern an

„Habe eben Christian Drosten beim Hotelfrühstück gesehen & die einmalige Gelegenheit verstreichen lassen ihm zu sagen, dass er ein von Echsenmenschen gesteuerter Pharmalobbyist mit Weltherrschaftsphantasien ist. Ich wäre die schlechteste Querdenkerin der Welt. Bin einfach zu schüchtern.“

Drosten, gar nicht schüchtern, antwortete prompt:

„Ach schade, darüber hätte ich einen schönen Bericht an den Herrscher der Kröten verfassen können. Aber er wird sich auch bei späterer Gelegenheit noch interessiert zeigen!“

Gefundenes Futter für Echsengehirne.

Bleibt noch das Blech: Dafür haben sich zahlreiche Politiker:innen von Grünen und Linken gestern mit ihrer Twitterei qualifiziert (siehe Intro), allen voran Linken-Bundesvorsitzende Susanne Hennig-Wellsow: „Wer die Wahl von @SoerenBenn in #Pankow mit #Thüringen & #Kemmerich vergleichen will, sollte erkennen, dass die #AfD linke Politiker:innen verhindern will, aber sie nicht wählt.“ So einfach ist die Welt.

Auf der Liste war selbstverständlich auch Franziska Giffey, Regierende to be, mit ihren dahingeschlumpsten Fashion-Tipps für Abgeordnete.

Besonders viel Blech geredet hat in dieser Woche aber das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf mit der Feststellung, dass das Vorhandensein von Straßenbäumen für Unfälle mit Bussen und Straßenbäumen „nicht immer begünstigend wirkt“.

Das von Bussen allerdings auch nicht. Und Sie wissen ja: Wo ein Schaden ist, ist auch ein Blech.