Abwasser-Monitoring zum Drogenkonsum in Berlin: Eine preisverdächtige Runde Behörden-Pingpong
Berlin nimmt seit zwei Jahren nicht mehr am Abwasser-Monitoring der Europäischen Drogenbehörde teil. Nach mehreren Anfragen stellt sich heraus: Es gibt gar keinen Grund, nicht mitzumachen. Von Margarethe Gallersdörfer und Daniel Böldt.

Berlin spült Daten runter: Trotz der bekannten Suchtprobleme mit all seinen Folgeerscheinungen ist Berlin seit zwei Jahren nicht mehr Teil des europaweiten Abwasser-Monitorings der Europäischen Drogenbehörde EUDA. Anders als München, Hamburg und Frankfurt und über 100 weitere europäische Städte.
Im vergangenen Jahr schien es noch an einem kleinen Kommunikationsproblem zwischen der für Drogenpolitik zuständigen Gesundheitsverwaltung und den Wasserbetrieben gelegen zu haben. Doch da Berlin auch in diesem Jahr wieder außen vor ist, wollten wir es nochmal genau wissen. Was dann geschah, haben wir selbst beim Checkpoint noch nicht erlebt (und wir sind erprobt im Behörden-Pingpong). Ein Drama in vier Akten:
Akt I. Anfrage an die Gesundheitsverwaltung: Wie sieht's aus? Will Berlin mal wieder mitmachen? Antwort: Man habe zwar weiterhin Interesse an den Daten, sei aber leider nicht befugt, die Wasserbetriebe anzuweisen.
Akt II. Anfrage an die für Wasserwirtschaft zuständige Umweltverwaltung: Wie sieht's bei Ihnen aus? Antwort: Leider habe man „keine Ermächtigung“, den Wasserbetrieben etwas vorzuschreiben. Für alle anderen Fragen bitte an die Gesundheitsverwaltung wenden.
Akt III. Anfrage an die Senatskanzlei: Wer in Berlin ist denn bitte befugt, die landeseigenen (!) Wasserbetriebe anzuweisen? Antwort: … Stille.
Akt IV. Ein Tag später: Anruf von den Wasserbetrieben. Der „Gesellschafter“ – sprich Senat – habe sich heute gemeldet und sein Interesse bekundet, wieder an dem Monitoring teilzunehmen. „Dem verschließen wir uns nicht.“
Epilog. Aus Senatskreisen erfuhr der Checkpoint, dass nach den zahlreichen Anfragen wohl ein Beamter einer anderen Fachverwaltung einfach mal bei den Wasserbetrieben angerufen und sich erkundigt habe, was denn das Problem sei. Turns out: Es gibt keins. Wenn es gewollt sei, machen die Wasserbetriebe halt wieder mit. Vorhang, Applaus. Und ein bisschen Bestürzung.