Erzwungenes Trinkgeld bei Kartenzahlungen

Wir bleiben gleich an Herd und Tresen und beschäftigen uns mit dem lieben Kleingeld, das manchmal mehr ist als eine Kleinigkeit. „Stimmt so“, heißt es bisher noch oft, wenn nach dem Essen und Trinken ein Trinkgeld gegeben wird. Mit den zunehmenden Kartenzahlungen lässt sich der Bonus für die freundliche Bedienung nun leichter zahlen; oft werden einem dafür Auswahlmöglichkeiten zwischen 5 und 20 Prozent angezeigt. Mitunter gibt es allerdings keine klare Option mehr, gar kein Trinkgeld zu geben. Nutzerinnen und Nutzer des Online-Netzwerks Reddit beschweren sich über diese „nervige Praxis“ etwa im BRLO-Biergarten im Gleisdreieckpark, wo man die Getränke ja auch selbst abhole: „Es gibt hier gar keinen tatsächlichen Service oder Tischservice“, schreibt ein User.  Ein anderer mutmaßt: „Es würde mich nicht wundern, wenn all die erzwungenen Trinkgelder an verschiedenen Orten in den Taschen der Besitzer landen würden.“

In der Tat sieht hier die Branche selbst noch Verbesserungsbedarf. Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga teilt dem Checkpoint dazu mit: „Selbstverständlich sollte am Ende der Gast entscheiden, wie viel Trinkgeld er für die erbrachte Leistung geben möchte.” Das kritisierte BRLO Brwhouse wollte sich bislang nicht zu einer entsprechenden Anfrage äußern, andere Gastwirte schon. „Man kann ja einfach sagen, dass man kein Trinkgeld geben will“, schlägt Bernd Zimmermann vom Gasthof „Zum Oberfeld” in Hellersdorf vor. Ralf Sander von der Eisdiele „GimmeGelato“ in Charlottenburg, der viele Kugeln über Kartenzahlung abrechnet, findet dagegen: „Dass die Option, kein Trinkgeld zu geben, dabei steht, ist schon das Mindeste – sonst ist es ja fast Nötigung.“ Das Lokal „Gundelfinger“ in Karlshorst geht der Frage auf klassische Weise aus dem Weg – der Wirt schreibt: „Ich muss sagen, dass ich genau dieses Problem nicht haben will und deswegen nicht mit Kartenzahlung arbeite.“ Obwohl das wiederum mancher auch kleinlich finden könnte.

Was denken Sie denn darüber, liebe Leserinnen und Leser? Ist gastronomischer Service Ihnen immer ein Trinkgeld wert? Schreiben Sie uns gern an checkpoint@tagesspiegel.de. Es kostet Sie auch nichts.