Ende des Verfalls? Berlin übernimmt heute altes DDR-Spaßbad SEZ

Nach jahrelangem Verfall kehrt das SEZ in Friedrichshain in Berliner Hand zurück. Die Stadt plant, das ehemalige DDR-Sportzentrum in Wohnungen und soziale Einrichtungen umzuwandeln. Von Robert Ide.

Ende des Verfalls? Berlin übernimmt heute altes DDR-Spaßbad SEZ
Foto: dpa / Jens Kalaene

Es war das Mittelmeer von Ost-Berlin, wo die DDR im Wellenbad, auf der Schlittschuhbahn oder bei der vom DDR-Fernsehen übertragenen Gymnastik mal auf großer Welle zur Entspannung lud. Heute nun könnte die letzte Stunde des legendären Sport- und Erholungszentrums in Friedrichshain schlagen (eine alte Erinnerung hier). Wie die Finanzverwaltung auf Nachfrage bestätigte, soll am heutigen Dienstag ein Gerichtsvollzieher das Gebäude übernehmen. Damit soll der bisherige Eigentümer Rainer Löhnitz gezwungen werden, das Gelände zu verlassen, das er 2003 vom Land Berlin für einen symbolischen Euro gekauft hatte, dann aber nicht wie zugesagt in ein neues Bad verwandelte. So verfiel das „baukulturell hochwertvolle Ensemble“, wie es Architektenkammer-Chefin Theresa Keilhacker nennt, in großen Teilen zusehends zur Ruine.

In diesem Jahr erstritt sich das Land vor Gericht nun ein Rückkaufrecht; inzwischen ist der Berliner Liegenschaftsfonds wieder Eigentümer. Nun soll die Stadt wieder Zutritt bekommen, um hier etwas Neues zu bauen. „Wir wollen 500 Wohnungen bauen und hier auch Raum für soziale Angebote schaffen“, sagt SPD-Stadtentwicklungspolitiker Mathias Schulz. Der Bebauungsplan ist vor einigen Jahren aufgestellt worden, damals noch unter der Ägide der früheren Bausenatorin Katrin Lompscher (Linke). „Umzubauen statt abzureißen und neu zu bauen ist das Gebot der Stunde“, sagte Lompscher nun bei einer Podiumsdebatte (nachzusehen hier). „Dieses Gebot, das sage ich auch selbstkritisch, ist damals so deutlich nicht erkannt worden.“

Was Berlin im einst legendären SEZ am Volkspark Friedrichshain noch erkennen kann, wird sich heute zeigen. „Bisher wissen wir nicht, wie es innen aussieht“, sagt Schulz. Danach wird man sehen, ob Ost-Berlins größte Welle bald von den Zeitläuften der Stadtgeschichte hinweggespült wird.