Gedenken vorverlegt? Linksfraktion kritisiert Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf
Während in Deutschland am 8. Mai des Endes des Krieges und der Befreiung vom Nazi-Regime gedacht wird, ist es den meisten Nachfolgestaaten der Sowjetunion der 9. Mai (weil Stalin eine zweite Kapitulation Deutschlands im sowjetischen Hauptquartier Berlins verlangte). Neukölln und Charlottenburg-Wilmersdorf scheinen nun einen ganz neuen Vorschlag zu machen: Beide Bezirke planen am 7. Mai ihre Gedenkveranstaltungen.
Die Linksfraktion in Charlottenburg-Wilmersdorf unterstellt dem Bezirksamt sogleich, am 8. Mai schlicht den Feiertag genießen zu wollen und spricht von einem „politischen Armutszeugnis“.
Es ist jedoch nicht alles ein Skandal, was auf den ersten Blick nach einem aussieht. „Da der 8. Mai in diesem Jahr ein gesetzlicher Feiertag ist, hat die Technische Universität vorgeschlagen, die Veranstaltung bereits am Vortag, dem 7. Mai, durchzuführen“, erklärte der stellvertretende Bürgermeister von Cha-Wi, Detlef Wagner, dem Checkpoint. „Auf diese Weise möchten wir sicherstellen, dass möglichst viele Angehörige der Universität und Interessierte an der Ehrung teilnehmen können.“
Das Bezirksamt Neukölln teilte mit: „Die Delegationen und politischen Akteure werden am 8. Mai an weiteren Veranstaltungen zum Jahrestag der Befreiung teilnehmen. Dies wäre nicht möglich gewesen, wenn alle Termine an einem Tag stattgefunden hätten.“ Historisch lässt sich im Übrigen auch der 7. Mai vertreten. An diesem Tag unterzeichnet die Wehrmacht die bedingungslose Kapitulation in Reims, die einen Tag später in Kraft trat.