So korrupt ist Berlin
Bestechung gibt es überall. Im Korruptionsbericht wird nun gefordert, dass auch Beamte plaudern sollen – und von der Verschwiegenheitspflicht befreit werden. Von Felix Hackenbruch

Bereits vorgestellt hat die Berliner Justizverwaltung den Korruptionsbericht für 2019. Darin: 100 Strafverfahren mit 154 Beschuldigten. „Ich gehe von einem unglaublich hohen Dunkelfeld aus“, sagte Berlins Korruptionsbeauftragter Rüdiger Reiff. Was ans Tageslicht kam: In der JVA schmuggelte ein Wärter Handys in Zellen, bei Vivantes wurde eine Telefonanlage für fünf Millionen Euro eingebaut, wofür ein früherer Manager 250.000 Euro Schmiergeld erhielt, und Mitarbeiter der Wasserbetriebe sollen Bauarbeiten quittiert haben, die gar nicht geleistet wurden. Vom Bau-Unternehmer gab es dafür VIP-Karten für Hertha-Spiele. Was daran bereichernd sein soll, müssen Sie Michael Preetz fragen.
Ein Problem, das Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) ausmacht: Berlin hat zu wenig Whistleblower. Die sollen sich eigentlich anonym bei einem Vertrauensanwalt melden. Seit August taten das aber nur 18 Menschen. Sie äußerten Verdacht auf Korruption, wegen „Nichtgewährung von Prozesskostenhilfe“, weil ein Sachbearbeiter des Finanzamts wochenlang telefonisch nicht erreichbar war, weil Rente nicht auf ein Konto überwiesen wurde und wegen Korruption in Oranienburg. Soweit, so Berlin.