Polizei verhindert pro-russische Fahnen am Brandenburger Tor
Das Gedenken an die vielen Opfer des Krieges und an die Befreiung Deutschlands durch die Rote Armee und die Alliierten wurde am Feiertag wie erwartet begleitet von Versuchen russischer Vertreter, es zur Rechtfertigung des aktuellen russischen Krieges gegen die Ukraine zu instrumentalisieren. Bei der Kranzniederlegung am sowjetischen Ehrenmal in der Schönholzer Heide trugen Botschafter Sergej Netschajew und seine Begleiter das sogenannte St. Georgs-Band am Revers, mit dem der Kreml auch die heutigen Terrortruppen in der Ukraine verherrlicht. Die Berliner Polizei hatte nur Diplomaten und Veteranen der Siegermächte das Tragen dieses traditionellen Bandes der Sowjetarmee und das Zeigen anderer prorussischer Symbole erlaubt.
Am frühen Morgen versuchten acht Aktivisten, mit einer Leiter auf ein Nebengebäude des Brandenburger Tors zu gelangen, um pro-russische Flaggen zu hissen – die Polizei verhinderte das und ermittelt nun wegen Hausfriedensbruch. Am Ehrenmal im Treptower Park wurde am Abend ein Demonstrant mit Ukraine-Fahne, der mit einer Gruppe der Opfer des russischen Angriffskrieges gedachte, körperlich angegriffen – die Polizei schritt sofort ein und nahm den auf russisch fluchenden Angreifer fest.
Ob die Auseinandersetzungen heute noch zunehmen, wird sich vor allem bei der umstrittenen „Siegesfahrt“ des russischen Motorradclubs „Nachtwölfe“ zeigen. 200 Teilnehmer auf 150 Motorrädern wollen laut Polizei am Vormittag vom Sowjetischen Ehrenmal im Tiergarten zu dem in Treptow fahren. Der nationalistische und militaristische Putin-Fanclub, der auf der EU-Sanktionsliste steht, wird eng von der Polizei begleitet und soll nicht im Konvoi unterwegs sein – „wenn, dann wird das in kleinerer Aufteilung passieren“, sagte ein Polizeisprecher dem Checkpoint. Das Friedensgedenken in Kriegszeiten bleibt eine heikle Angelegenheit.