Was Menschen erleben, die auf die Maskenpflicht hinweisen
Vielerorts in Berlin gelten weiterhin Maskenpflicht und Abstandsregeln. Wer seine Mitmenschen daran erinnert, sieht sich mit wachsenden Aggressionen konfrontiert. Von Anke Myrrhe

Im öffentlichen Nahverkehr bleibt die Maskerade zwar Pflicht, das Blankziehen allerdings weiterhin ohne Konsequenz. Auch nach zweistündiger Debatte konnte sich der Senat gestern nicht auf ein Bußgeld einigen. (Der restliche Bußgeldkatalog wurde zwar überarbeitet, blieb aber vorerst ein Geheimnis der Gesundheitsverwaltung.) In Bussen und Bahnen allerdings mehren sich die Anzeichen, dass es ganz ohne Zwang offenbar nicht geht, wie diese kleine Szene zeigt, die uns ein Leser geschickt hat: Abfahrt Bushaltestelle, vier bis fünf Menschen steigen ein, viele haben zwar Schals oder Mundschutz um-, aber nicht aufgesetzt. Busfahrer: „Bitte Masken aufsetzen, sonst keine Beförderung.“ Ein, zwei zurren Masken auf, aber nicht alle. Busfahrer, laut und eindringlich: „Ohne Maske KEINE Beförderung." Schuldbewusst zuppeln alle ihre Masken auf, eine zieht ihr T-Shirt über die Nase.“ Geht doch. Und fährt.
Weniger harmlos ist das, was uns Leserin Elke A. berichtet. Ihre Freundin fahre jeden Tag von Charlottenburg nach Neukölln und zurück und es vergehe kein Tag, an dem sie nicht mindestens angepöbelt oder ihr gar mit körperlicher Gewalt gedroht werde. Viele Menschen hielten sich weder an die Maskenpflicht noch an die Abstandsregeln. „Und diese Menschen darauf aufmerksam zu machen, wird zunehmend gefährlich.“ Sie selbst erlebe diese Aggression vor allem im Einzelhandel, es vergehe „kein einziges Mal ohne Vorkommnisse“. Gerangel an der Kasse, Pöbeleien, neulich habe jemand zu ihr gesagt: „Alte Kuh, halt deine Fresse.“ Schöner Shoppen mit Corona.