Magnus-Hirschfeld-Tag: Erste Gedenkhaltestelle in Berlin
In den 1920er-Jahren galt er der homosexuellen Szene als „Seele unserer Bewegung“, heute kennen ihn nur wenige. Das soll sich ändern: Berlin feiert rund um seinen 90. Todestag am Mittwoch den Magnus-Hirschfeld-Tag und erinnert mit verschiedenen Aktionen an den Sexualwissenschaftler. Hirschfeld – schwul, Sozialist und Jude – gründete 1919 das Institut für Sexualwissenschaft. Es wurde ab 1933 von den Nationalsozialisten geplündert und zerstört.
Am früheren Standort im Tiergarten richten Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe und Queer-Beauftragter Alfonso Pantisano (beide SPD) heute eine Gedenkhaltestelle ein. Das Wartehäuschen der BVG-Station „Haus der Kulturen der Welt“ werde mit Infos und Bildern zu Hirschfeld und dem Institutbestückt, so die Sozialverwaltung auf Checkpoint-Anfrage. Ob es die erste Gedenkhaltestelle überhauptsei, könne man nicht sicher bestätigen – aber es sei die erste „für eine sehr wichtige Persönlichkeit der queeren Community“.
Hirschfeld war nicht unumstritten. Warum seine Forschungen dennoch wegweisend waren, erklärt Soziologe Manfred Herzer-Wigglesworth im Gespräch mit dem Tagesspiegel: „Mit seiner Lehre von den sexuellen Zwischenstufen hat er die moderne Queer-Theorie vorweggenommen.“