„Kein abweichendes Verbrauchsverhalten“: Berliner haben ihren Gasverbrauch bisher nicht gesenkt – entgegen dem Bundestrend

Je höher das Thermometer klettert (Stichwort Hitzewelle), desto hitziger die Debatte um die Gasversorgung im Winter. Wer kann, wer muss Energie sparen? Na, wie wär’s, Berlin? Der bundesweite Verbrauch ist um deutliche 14 Prozent gesunken (Q: Statistisches Bundesamt/Tagesschau). Aber in der Hauptstadt ist bisher „kein abweichendes Verbrauchsverhalten messbar“, schreibt die Gasag dem Checkpoint in Vertretung der Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg (NBB). Zuerst hatte die „Berliner Zeitung“ berichtet. Zwar seien im ersten Halbjahr ein paar Gigawattstunden weniger verbraucht worden als im Vorjahr (17.699/Januar bis Juni, zum Vergleich: 36.000 in 2021/gesamt), das liege aber am wärmeren Wetter. Berlin – Stadt der renitenten Warmduscher oder die der fabrikgewordenen Gasschleudern? Leider unklar: Die NBB-Daten differenzieren nicht zwischen Industrie und Privathaushalten.

Und sonst? Russland lässt den Weiterbetrieb von Nord Stream 1 im Ungewissen, Habeck hat seinen Vorschlag, den Schutz von Privathaushalten bei der Gasversorgung nochmal zu überdenken, flugs wieder relativiert und die Bundesnetzagentur warnt, Verbraucher müssten sich „auf eine Verdreifachung der Abschläge einstellen, mindestens“ (Q: RND). Je drastischer die politische Debatte, desto unklarer scheint, wer was tun kann – und welche Maßnahme wie viel bringt. Antworten liefert der Lieferstopp-Rechner des Tagesspiegel Innovation Labs. Ist’s mit einem Grad weniger Heizen getan? Muss die Industrie einsparen, was geht? Mit dem interaktiven Gasversorgungs-Simulator können Sie erkunden, ab wann die Gasvorräte reichen, um durch den Winter zu kommen. Ab diesem Zeitpunkt hätte Putin ein Druckmittel weniger. Hier können Sie alle Szenarien ausprobieren – und selbst beurteilen, wie ernst die Lage ist.