Ostdeutschland fordert sich heraus

Nach drei Wahlen in Ostdeutschland gibt es zumindest drei gute Nachrichten: Die Demokratie lebt. Mut zahlt sich aus. Und die Politik fordert die Menschen dazu heraus, sich selbst mehr einzubringen.

Nach dem knappen Sieg von Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) gegen eine in Brandenburg besonders radikale AfD steht das Land allerdings vor einem politischen Patt. SPD und CDU kommen im neuen Parlament auf 44 von 88 Stimmen – das populistische Bündnis Sahra Wagenknecht wird damit auch hier zum Königsmacher. Zählt man die drei Wahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg zusammen, hat die AfD die meisten Stimmen erhalten und dabei insbesondere junge Wählerinnen und Wähler für sich gewonnen. Die nach Berlin transferierte Bonner Republik existiert nach diesen Wahlen politisch nicht mehr.

Wie in Thüringen zeigte sich auch im die Hauptstadt umgebenden Bundesland: Je radikaler die AfD auftritt, desto stärker wird sie im Osten gewählt. Nur mit Protest gegen die nicht mal mehr im Notbetrieb laufende Ampel-Koalition in Berlin ist das nicht zu erklären. Sondern mit einer verfestigten Angst und Müdigkeit gegenüber allen Veränderungen, selbst wenn sie nötig sein sollten, und mit dem von Generation zu Generation weitergegebenen Wunsch, eine neue Obrigkeit solle endlich für Ruhe und Ordnung sorgen. Die Demokratie in Ostdeutschland fordert sich selbst heraus. Und gerät dabei an ihre Grenzen.