„Eltern und Kleinkinder leiden für die Risikogruppen“
Die Kitas bleiben fünf Monate zu und die Baumärkte sind offen. Ist das gerecht? Kinder sind isolierter als Risikogruppen, sagt eine Mutter. Aus dem Checkpoint. Von Stefan Jacobs.

Die Aussicht, dass Kitas erst im August (= nach fünf Monaten) wieder in den Regelbetrieb gehen sollen, lässt viele Eltern verzweifeln. Sie können schon jetzt nicht mehr, stehen wegen der Mehrfachbelastung aus Kinderbetreuung und Homeoffice buchstäblich vor dem Zusammenbruch. Mehr als tausend haben sich an Schulsenatorin und Bundesfamilienministerin gewandt. Und mehr als 25.000 haben eine Online-Petition an die Bundeskanzlerin unterschrieben, in der sie eine monatliche Sonderzahlung von 1000 Euro fordern, um Betreuung finanzieren oder weniger arbeiten zu können.
Wie groß die Erwartungen sind und wie schlimm die Lage für Eltern und Kinder ist, zeigt ein Blick ins Netz oder auch ins CP-Mailfach. Beispielhaft hier der Fall von Katja B., die ihren Alltag als Teil eines berufstätigen, nicht systemrelevanten Elternpaares zweier Kinder (3/12) beschreibt. Ihr Tag sieht so aus: "4.30-7 Uhr Homeoffice, 7-20 Uhr Kinderbetreuung plus Haushalt, 20-23 Uhr Homeoffice (ergibt Minusstunden auf dem Arbeitszeitkonto)". Ein Leben auf Verschleiß. "Warum nehmen wir Eltern und die Kleinkinder das alles auf uns“, fragt B. "Für die Gesundheit – die der Risikogruppen". Und genau diese Gruppen könnten sich weiter im Baumarkt und bald wieder im Möbelhaus tummeln, während die Kinder weder Freunde treffen noch auf den Spielplatz gehen dürften. Dass die„Spielplätze der Erwachsenen“ wieder öffnen, während die Kinder isoliert bleiben, hält B. für eine „himmelschreiende Ungerechtigkeit“.
Geschlossene Kitas und Spielplätze sind tatsächlich kein Luxusproblem, sondern gefährden die physische und psychische Gesundheit der ganzen Familie. Die Kinder leiden unter der Trennung von Altersgenossen und die Eltern unter der Überforderung. Immerhin hat Franziska Giffey (die 2021 Regierungschefin von Berlin werden will) gestern „die Spielplatzfrage“ zumindest erwähnt.