Berliner Wahlvorstand geißelt fehlendes Verantwortungsbewusstsein von Politikern

Die Schilderungen vom chaotischen Sonntag der Stimmabgabe werden nicht weniger. Jetzt übt ein Wahlhelfer scharfe Kritik – an SPD-Innensenator Geisel. Von Robert Ide

Berliner Wahlvorstand geißelt fehlendes Verantwortungsbewusstsein von Politikern
Andreas Geisel, Senator für Inneres und Sport, muss sich Kritik zum Ablauf der Wahlen in Berlin gefallen lassen. Foto: Paul Zinken/dpa

Keinen Abbruch gibt es an immer neuen Schilderungen von ehrenamtlich Wahlhelfenden über den chaotischen Sonntag der Stimmabgabe. Zu der Einschätzung des für die Wahlaufsicht zuständigen, aber für eine Entschuldigung bisher unzuständigen Innensenators Andreas Geisel (SPD), es handele sich bei den vielen bisher bekannten Pannen um ausschnitthafte öffentliche Wahrnehmungen, schreibt uns Checkpoint-Leser Martin Theobald: „Jetzt platzt mir die Hutschnur.“ Auch Theobald, der sich als Wahlvorstand in Schöneberg engagierte, berichtet von schwachen Schulungen und geringer Unterstützung für Wahlhelfende, zu wenigen Stimmzetteln und Wahlkabinen sowie schlechter Erreichbarkeit des Wahlamts – kurz: organisierter Unorganisiertheit.

„Ich als Demokratiefanatiker bin von den Schönredereien, den Ausflüchten und dem Wegducken der politischen Menschen mehr als enttäuscht, denn dieses Gerede bestärkt die extremistischen Ränder, gegen die ich immer ankämpfe, um mir die Freiheit zu erhalten.“ Wenn Geisel sage, die Pannen hätten nur 4,8 Prozent der Wahllokale betroffen, „dann war er an dem Tag nicht wählen“, findet Theobald.