Früherer Staatssekretär Jens-Holger Kirchner gestorben

Seine Freundinnen und Freunde nannten ihn Nilson. Denn die Abenteuer von Nils Holgersson mit den Wildgänsen hatten es Jens-Holger Kirchner schon als Kind angetan. Wie die Kinderbuchhelden war auch Nilson aus Berlin ein Macher.

Er berlinerte rustikal. Er war hartnäckig als Politiker. Er hat in seinem Leben viele Brüche erlebt. Als Mensch ließ er sich aber nie abschleifen, sondern blieb zugewandt, fleißig und freundlich. Am Wochenende ist der frühere Berliner Verkehrsstaatssekretär Jens-Holger Kirchner im Alter von 64 Jahren an einer langwierigen Krebserkrankung gestorben.

In der DDR engagierte er sich als Tischler für Kinder, baute mit ihnen aus Brettern Spielgeräte. Er trieb die friedliche Revolution voran, stieg danach als junger Vater in Prenzlauer Berg in die Lokalpolitik ein. Hier ließ er Spielplätze bauen, die bis heute den Kiez prägen. Als Pankower Stadtrat setzte er die Parkraumbewirtschaftung durch, schuf Milieuschutzgebiete, ging gegen die illegale Vermietung von Wohnraum als Ferienwohnungen vor. Den rasanten Wandel des Viertels begleitete er mit akribischer Arbeit, bemüht um die Sicherung von Grün-, Spiel- und Sozialflächen, um bessere Schul-, Rad- und Fußwege, um noch halbwegs bezahlbare Mieten. Manchmal wirkte er wie ein Einzelkämpfer, aber immer wie ein Tapferer für viele gute Sachen.

Als Verkehrsstaatssekretär avancierte Kirchner ab 2016 im Senat zum eigentlichen Verkehrsexperten der Stadt. Nach Bekanntwerden seiner Krebserkrankung 2018 versetzte ihn Senatorin Regine Günther (Grüne) gegen seinen Willen in den Ruhestand. Ein empathieloses Vorgehen, das die Stadt empörte. Kirchner kam dann in der Senatskanzlei unter und wirkte hier noch an wichtigen Zukunftsprojekten weiter. Ein menschenfreundliches Berlin war sein Antrieb bis zuletzt.

Meinen ausführlichen Nachruf im Tagesspiegel lesen Sie hier.