Berliner DJane über Schlauchbootparty – „keine so gute Idee“
Heide Rabe, bekannt als DJane Clärchen, kritisiert die Demo auf dem Landwehrkanal. Sie weiß aber auch: Die Szene braucht bald einen Hoffnungsschimmer. Von Robert Ide
Taktlos war die als Club-Demo getarnte Schlauchboot-Party auf dem Landwehrkanal; der Ärger darüber schwappt jetzt in die Bundespolitik. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mahnte mit einer Erkenntnis, die Berlin in seiner gerne berauschten Seele heftige Kopfschmerzen bereiten dürfte: „Beim Feiern verbreitet sich das Virus besonders leicht.“ Schwer zu verstehen ist, warum der Rave mit 400 roten Gummibooten unbedingt vor dem Urban-Krankenhaus reinknallen musste, in dem Patienten und Pfleger um Leben kämpfen. „Die Leute brauchen Ruhe“, schreibt der Intensivpfleger Ricardo Lange in seiner wöchentlichen Tagesspiegel-Kolumne. „Schon ganz ohne Corona und die möglichen Folgen dieses Raves frage ich mich: Kann man unsere Arbeit noch deutlicher verhöhnen?“
Auf der anderen Seite des Ufers kämpft auch Berlins legendäre Clubkultur ums Überleben. „Natürlich war die Demo auf diese Art keine so gute Idee“, sagt Heide Rabe, in Berlins Clubs bekannt als DJane Clärchen, am Checkpoint-Telefon. „Aber in den Clubs brodelt es, weil viele nicht wissen, was aus ihnen werden soll.“ Natürlich gehe Gesundheit vor, „aber auch wir brauchen irgendwann in diesem Jahr einen kleinen Hoffnungsschimmer“. Rabe selbst hatte schon vor der Corona-Krise mit der vorläufigen Schließung von Clärchens Ballhaus in Mitte zu kämpfen; nach dem Umzug mit Combo ins Ballhaus Berlin hangelt sich die Soloselbstständige nun mit Zuschüssen, dem Ersparten und der Hoffnung auf vielleicht kleinere Tanzevents im Herbst durch. Insgeheim wünscht sie sich die Wiederauferstehung des alten Berlins ohne Sperrstunde und sonstige Sperrigkeiten, „so richtig dran glauben kann ich aber nicht“. Als DJane in Berlin hatte sie sich eigentlich in einem krisensicheren Job gewähnt: „Tanzen geht hier eigentlich immer.“ Nun liegen die Träume fahl auf dem Pflaster der hochgeklappten Bürgersteige.