Integrationsverein „Lyra Marzahn“ insolvent: Walter Gauks unter Verschleppungs-Verdacht – schon wieder
Bereits der zweite Verein unter Gauks’ Vorsitz geht insolvent. Das Prekäre an der Situation: Schon 2019 wurde Gauks vorgeworfen, Mittel seines Vereins zweckentfremdet zu haben. Von Margarethe Gallersdörfer und Jessica Gummersbach.

Alle Jahre wieder: Ärger um Walter Gauks (CDU), Ansprechpartner der Landesregierung für Russlanddeutsche und Vertriebene. Die taz berichtet unter Berufung auf interne Unterlagen, dass der von Gauks gegründete Spätaussiedler-Integrationsverein „Lyra Marzahn“ von Insolvenz bedroht sein und Gläubigern zum Teil fünfstellige Beträge schulden soll. Im Raum steht der Vorwurf der Verschleppung.
Nun ist Gauks zwar seit etwa einem Jahr nicht mehr Vorsitzender des Vereins, doch die Schulden sollen aus der Zeit davor stammen. Gauks dementiert die Vorwürfe in der taz: Er sei „satzungsgemäß auf Vorschlag des Kassenprüfers durch die ordentliche Mitgliederversammlung“ entlastet worden. Weder Finanzamt noch Bezirksamt hätten etwas beanstandet. „Für mich ist das Thema damit abgeschlossen.“ Doch an seinem Namen haftet ein einschlägiges Geschmäckle: Vor „Lyra Marzahn“ gab es nämlich schon „Lyra“, angesiedelt in Lichtenberg und ebenfalls von Gauks geleitet, wie der Kollege Robert Kiesel vergangenes Jahr recherchierte. Das Pikante: „Lyra“ ging 2019 insolvent. Zuvor hatte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge Gauks vorgeworfen, Mittel zweckentfremdet zu haben und 44.000 Euro zurückgefordert. Es gab sogar Hausdurchsuchungen. 2021 wurde das Verfahren nach Zahlung einer Geldauflage eingestellt.
Dass Gauks 2024 zum Ansprechpartner der Landesregierung für Russlanddeutsche und Vertriebene ernannt wurde, irritierte daher nicht nur die Berliner Linke. Auch in der eigenen Partei wurde über angebliche Marzahner Vetternwirtschaft gemurrt: Der im Kreisverband umtriebige Gauks ist in der Community, für die er nun offiziell spricht, ohne Zweifel extrem engagiert, aber eben auch (inzwischen ehemaliger) Büroleiter des (inzwischen ehemaligen) CDU-Bundestagsabgeordneten Mario Czaja. Berlins mächtigstem Liebespaar, Regiermeister Kai Wegner und die Marzahner Vize-CDU-Vorsitzende und Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch, wurde nachgesagt, sie hätten den Posten für Gauks einfädelt. Die Senatskanzlei dementierte das.
Nun haben alle miteinander einen neuen Salat. Nicht zuletzt SPD-Integrationssenatorin Cansel Kiziltepe, bei deren Verwaltung Gauks' Posten angesiedelt ist. Worüber sie sich bestimmt doll freut jetzt. Ein Sprecher sagte, man prüfe die Vorwürfe „zurzeit intern“. Christine Richter, Sprecherin der Senatskanzlei, teilte mit: „Der Regierende Bürgermeister und der Berliner Senat gehen davon aus, dass der Sachverhalt umfassend aufgeklärt wird. Herr Walter Gauks leistet als Ansprechperson für Russlanddeutsche und Vertriebene wichtige Arbeit in Berlin.“